Braune Vergangenheit?

4 Antworten

Unter anderem weil man die Dokus und Filme immer so inszeniert, dass sie auf Jugendliche nicht abschreckend sondern anziehend wirken.

Natürlich kann das sehr viele Faktoren haben. Aber ich denke, dass bezüglich Rassismus und der Verherrlichung von Gewalt und Krieg zum einen die aktuelle politische Lage (Rechtspopulismus) zum anderen die psychische und intellektuelle Verfassung des jeweiligen Individuums, sowie der familiäre Background eine große Rolle spielen. Wir müssen uns zudem die Frage stellen, wie Rassismus entsteht.

Jugendliche, bei welchen in der Familie rassistisches Gedankengut von den Älteren weitergegeben wird, sind meiner Meinung nach am empfänglichsten für eine solche Sympathie. Viele Menschen, nicht nur Jugendliche, übernehmen, ohne zu hinterfragen, die Ideologie der Familie, da dies einen Teil der Identität darstellt.

Außerdem wird in vielen Unterhaltungsmedien, wie in manchen Filmen oder Computerspielen, Krieg enorm romantisiert. (Beispielsweise stellt Heckler und Koch, eine bekannte Waffenmarke, auch Replica-Spielzeuge für Kinder her. Da braucht man sich nicht wundern, warum so viele den Krieg verherrlichen) Diese unrealistische Darstellung bezüglich Krieg kann bei nicht genug aufgeklärten Jugendlichen und Kindern zu einer Bewunderung führen. Viele männliche Jugendliche, aber auch Ältere, wollen schließlich besonders männlich wirken, wie die Helden in den Filmen, mit einer Waffe in der Hand. Oberflächliche Frauen, die ebenfalls ein sehr klares, priorisiertes Bild vom anderen Geschlecht in dieser Form haben, bestätigen diese Menschen in ihren Sehnsüchten.

Wenn dazu noch ein fehlendes Selbstbewusstsein, was in der Pubertät häufig zum Vorschein kommt, dazukommt, versuchen sich viele einen künstlichen Stolz aufzubauen, indem sie persönlichen Stolz mit kollektivem Stolz kompensieren.

Negative Erfahrungen mit bestimmten Individuuen, die einen Migrationshintergrund haben, können ebenfalls zu einer rassistischen Weltanschauung führen. In unserer gegenwärtigen Kultur neigen wir dazu alles zu kategorisieren. Allein die Sprache ist eine Ansammlung von Kategorisierungen, die der Realität nicht zu hundert Prozent entsprechen. Wenn eine Person, die wenig Kontakte zu Menschen mit Migrationshintergrund hat, evtl. negative Erfahrungen mit einer Person, die anders aussieht, gemacht hat, kann es bei fehlendem Intellekt dazu führen, dass er das schlechte Verhalten auf die "genetische Identität" zurückführt, statt auf das Individuum selbst. Der Mensch erinnert sich viel mehr an die extremen, von der Norm abweichenden Fälle, als die Norm. Falls ähnliche Denkmuster im sozialen Umfeld der Person vorhanden sind, werden diese falschen Anschauungen durch falsche Bestätigung noch mehr gefestigt.

Die Angst vor dem "Fremden" (Xenophobie) ist ebenfalls ein weit verbreitetes Phänomen. Insbesondere in Regionen Deutschlands, wo der Ausländeranteil enorm gering ist, ist Fremdenfeindlichkeit wesentlich mehr verbreitet. Denn wenn man "die Ausländer" kennt, kann man sie nicht alle hassen. Letzteres war mal der Satz eines Rassisten, der im Fernsehen auftrat. Der Satz sagt vieles aus.

Auch die Sehnsucht nach Kollektivität und Probleme in der individualistischen Gesellschaft sind wichtige Faktoren. Hierzu meine These: Die oben genannte Xenophobie ist in den östlichen Bundesländer etwas mehr verbreitet, als im Westen. Bekannterweise haben diese Bundesländer einen kollektiven Background, nämlich die DDR. Die DDR war natürlich nicht rassistisch, aber enorm kollektiv. Die Integration mancher Generationen, die in der DDR sehr kollektiv erzogen worden sind, in die individualistische, pluralistische Gesellschaft hat nicht geklappt bzw. wurde nie geplant, debattiert und durchgeführt. Dadurch entsteht bei manchem Menschen eine gewisse Sehnsucht nach Kollektivität. Manche sehnen sich somit nach der DDR und manche, die rassistische Anschauungen haben, an die NS-Zeit. Dostojewski hatte das Problem mit der kollektiven Gesellschaft und der damit zusammenhängenden Ausgrenzung "Andersartiger" in seinen Romanen, häufig mit realen Beispielen aus der Sowjetunion, angesprochen.

Zudem leistet die Propaganda der Rassisten im Internet einen sehr großen Beitrag. Ähnlich, wie als vor dem Dritten Reich das Radio als Propagandawerkzeug genutzt wurde, um Menschen zu manipulieren, wird dafür heute das Internet genutzt. Menschen, die emotional empfänglich dafür sind und nicht rational an die Materie herangehen, fangen an rassistische Anschauungen zu entwickeln.

(Nebenbei: In unserer Gesellschaft gibt es leider immer noch viele stigmatisierende kulturelle und pädagogische Aspekte, die auf die Zeit des Dritten Reichs zurückzuführen sind, die uns aber leider nicht direkt bewusst sind. Beispielsweise wird mehrheitlich eine psychische Erkrankung, wie bspw. Depressionen, als ein Zeichen von Schwäche angesehen, wofür man sich schämen muss. In anderen Ländern ist es jedoch hipp zum Psychologen zu gehen. Stigmatisierungen dieser Art stammen aus der NS-Zeit und den damit verbundenen rassistischen Sozialdarwinismus, was leider bis heute in der Gesellschaft mehrheitlich vorhanden ist. Auch der enorme Leistungsdruck in der Bildung, die Bildungskultur, bzw. die Leistungsgesellschaft sind Überbleibsel aus dem Dritten Reich. Oder auch die Abwertung von Sensibilität und Emotionalität in unserer Kultur. )

Woher ich das weiß:Recherche

Man sicherlich nicht. Nur einige wenige.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

soaphel 
Beitragsersteller
 15.02.2021, 14:50

sorry, hätte die frage anders formulieren sollen

2

Weil Dinge passiert sind, die wir heute nicht persönlich erfahren können. Das weckt Neugier.