Braucht der Mensch Religion? Eure Meinung gesucht!

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20 Antworten

hmmm ist ein schwieriges thema...aber ich versuch es mal so gut wie es geht zu beantworten. Also meiner Meinung nach ist Religion ein sehr wichtiger bestandteil der Menschheit, weil es Sicherheit gibt das da jemand höheres ist der sie beschützt und richtet und auch den glauben dass es nach den Tot weitergehn wird.

Ja und nein.

Der Mensch braucht keine Religion als eine Pflichtübung, als eine Last, die es zu bestimmten Feiertagen abzuhalten gilt, sozusagen mit guter Mine zum bösen Spiel...der Mensch braucht nicht Rituale, die er nicht mit Glauben verbindet.

Sehr wohl braucht der Mensch den total lebendigen Glauben an einen total lebendigen Gott, der dich und micht liebt, kennt, Zeit hat, zuhört.

Gebete erhört, wenn sie nicht gegen Seinen Willen sind.

Sünden, ja Sünden vergibt und vergisst.

Ein Gott, der ja über den Menschen ist, sonst wäre er nicht Gott.

Der anhand der 10 Gebote dem Menschen sein Gesetz gegeben hat und dem Menschen ein Gewissen mitgegeben hat, das den Menschen entweder anklagt oder rechtfertigt.

Er hat durch seinen Sohn Jesus gezeigt, dass er Sünden vergibt, wenn jemand an diesen Jesus glaubt und ihm folgt.

Gott will, dass Menschen diesen Weg gehen, den Worten Jesu folgen und ihn und die Mitmenschen lieben.

Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses, ist aber dennoch bestimmt genug, Ungerechtigkeiten mit Namen zu nennnen und anzusprechen....

Der Glaube an Gott muss immer aktiv sein und sich auswirken...

...sonst wird es Heuchelei und tote Religion, eben nix wert. ---das braucht kein Mensch.

Nein, braucht er nicht !

Der Mensch braucht FAMILIE - es kann aber sein, daß er DANN - nämlich zur nachhaltigen Erziehung seiner Kinder - und um seine Frau von schändlichen Taten abzuhalten, UNABDINGBAR Religion braucht.


Schöner wäre es sicher, wenn Religion etwas Zusätzliches sein könnte, da eine funktionierende ETHIK schon alles Gemeinschafts-Tun (für einen SELBST) voll regelt.


Aber ich kenne keinen einzigen Fall, wo das so ist (von mir mal abgesehen - wo ich natürlich auch SUBJEKTIV bin - aber ich würde es mir ZUTRAUEN !). Allerdings kannte ich vor 40 Jahren Züchtungsforscher des Max-Planck-Institutes privat (auch Däne, Schweden darunter) wo ich mir das VORSTELLEN kann -wie auch bei meinem leiblichen Vater, der ein STOIKER war und ich annehme, daß er nicht gottgläubig war - wir konnten über so etwas nicht reden, weil er dann nämlich mit einem Wortschwall über mich herfiel, der noch 6 x soviel Umfang hatte wie meiner hier (über euch).

 - (Religion, Glaube)

Ja, der Mensch braucht etwas, an das er glauben kann und da in der Religionswissenschaft einfach als das Heilige bezeichnet wird. Es gibt keine Kultur, in der sich nicht auch eine Religion entwickelt hat.

Zwar gibt es Kulturen, in denen versucht wurde, alles religiöse auszumerzen aber im Prinzip wurde dann immer ein gewisser Ersatz geschaffen, z.B. ein Personenkult um Diktatoren oder die Partei, wie im Kommunismus.

Auch der moderne säkulare Mitteleuropäer verschafft sich seine Ersatzdroge durch Literatur (Fantasy wie Herr der Ringe), Film (dito), Sport (Fußballfanatiker) oder neuerdings Computerspiele wie World of Warcraft und wenn es ganz schlecht läuft, schlicht Drogensucht.

Diese innere Bedürfnis hat einfach mit dem Wissen um unserer Sterblichkeit und dem Wunsch nach einem Sinn zu tun.


holodeck  05.12.2010, 13:01

"Es gibt keine Kultur, in der sich nicht auch eine Religion entwickelt hat."
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Falsch!
Empfehle zur Lektüre das Buch von Daniel Everett "Das glücklichste Volk der Welt. Sieben Jahre bei den Piraha-Indianern am Amazonas"
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Sehr aufschlussreich insofern, als dass ganz bestimmte mentale Voraussetzungen gegeben sein müssen, um eine Religion zu entwickeln. Dazu gehört beispielsweise ein Denken in Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart. Wer, wie die Piraha, nur gegenwartsbezogen denkt und lebt, entwickelt keine Zukunftsängste und in der Folge auch keine Religion.

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riara  05.12.2010, 13:21
@holodeck

Daniel Everett ist mit Verlaub ein Linguist, dass ist dann etwa so korrekt als wenn ich mich als ITler und BWLer über Molekularbiologie auslasse...:-)

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Die These über die Piraha ist höchst umstritten, alleine die Beschreibung Everetts über die Geister, ist für mich bereits eine Religion, da sie von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Selbst wenn er Recht hätte, wäre das die Ausnahme, die die Regel bestätigt...:-)

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holodeck  05.12.2010, 13:36
@riara

Ach, Du bist ja drollig ..
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Was hat Linguistik zu tun mit der Struktur des Denkens? Nu? Könnte es vielleicht sein, dass da eindeutige Wechselwirkungen bestehen? Nee, nich? Na gut, kloppen wir Wittgenstein's Tractatus und die gesamte kybernetisch systemische Psychologie in die Tonne. Hat sich zwar ausgesprochen praxisbewährt und ist jedem spontan nachvollziehbar, der gerade versucht, nicht an ein blaues Nilpferd zu denken, aber was soll's. Wenn's der Rettung des weltumspannenden menschlichen Bedürfnisses nach Religion dient, machen wir das doch sofort.
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Dass eine größere Anzahl von Einzelindividuen innerhalb einer als religiös geltenden Kultur auf Basis von Wissenschaften oder auf Basis von Philosophie, nimm nur die Vertreter der Advaita Vedanta, ebenfalls keine Religion entwickeln, sind natürlich auch alles nur Ausnahmen, welche die Regel bestätigen. Vermutlich sind die auch grottenunglücklich, weil sie keine Religion haben.
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Neee, was nich sein darf, woll'n mer net.
Außerdem fallen sonst womöglich noch mehr christliche Missionare wie Everett vom Glauben ab.

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Dummie42  05.12.2010, 13:45
@holodeck

Ja, die Piraha...

Die müssen dann immer herhalten als Gegenbeweis, so wie die Omeida immer angeführt werden, wenn es um ein angebliches weltweites Matriarchat geht, das mal geherrscht haben soll.

Everett hat diesen wenige hundert Menschen umfassenden Volksstamm in der Absicht heimgesucht, ihn zu missionieren. Stattdessen haben sie ihm klar gemacht, dass sie von seinem Jesus nichts wissen wollten und statt dessen ihn von seinem Glauben abgebracht :)

Das heißt aber nicht, dass die Pirahas so überhaupt keine Vorstellung vom Heiligen hätten. Beispielsweise ist es dort nicht Usus Sterbenden medizinische Hilfe angedeihen zu lassen. Das bedeutet nun nicht, die Piraha, seien besonders gefühlskalt, wahrscheinlicher ist eher, dass sie im Tod einen besonderen und notwendigen Übergang sehen wie das bei archaischen Völkern üblich ist und schon wäre die Religion wieder da. Da wäre es jetzt mal wichtig zu wissen, ob die Pirahas besondere Bestattungsriten haben und wenn ja, welche. Wenn sie ihre Toten einfach auf den Müll schmeißen, dann hätte Everett eventuell recht.

Der Titel "Das glücklichste Volk der Welt" ist übrigens eine selten dumme deutsche Erfindung. Im Original heißt es: "Don't sleep, there are Snakes" das klingt schon realistischer.

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riara  05.12.2010, 13:49
@holodeck

Warum bin ich drollig? Weil ich mich an die Meinung von Athropologen halte?

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http://de.wikipedia.org/wiki/Vedanta

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Deine Advaita sind Teil der hinduistischen Religion, aber da gibt es sicher auch wieder einen Bäcker oder Radkappenmechaniker der da die Religion bereits rausargumentiert hat...:-))

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Dummie42  05.12.2010, 13:55
@holodeck

schallendes Gelächter

Seit wann ist denn die Advaita Vedanta areligiös? Das ist ja mal ein Brüller...

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holodeck  05.12.2010, 13:59
@Dummie42

Definiere doch mal Religion bitte, ja?
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Wenn also Deinen Aussagen zufolge ein Atheist ein Familienmitglied bestattet, ist er religiös und sieht im Tod einen besonderen Übergang, wie es bei archaischen Völkern üblich ist.
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Aaah ja.
Ausgesprochen überzeugend.
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Hast Du das Buch eigentlich gelesen, oder Dir grad eine Rezension zusammengeklaubt? Ist zwar bei mir schon etwas länger her, ich erinnere aber bei Everett nicht eine Szene, wo es um irgendetwas Heiliges ginge; von den misslungenen Missionsversuchen, welche die Piraha immer in schallendes Gelächter haben ausbrechen lassen, mal abgesehen. Ansonsten erbitte ich Seitenangabe.

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holodeck  05.12.2010, 14:01
@riara

Nee, weil Du mal wieder unterirdisch argumentierst und aus 1 + 1 'nen Anthropologen machst.
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Das Thema war nicht die Advaita, sondern Thema war der von Dir negierte Zusammenhang zwischen Linguistik und Kognition.
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Ansonsten hätte es korrekterweise heißen müssen: Neo Advaita. Aber das ist nebensächlich.

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riara  05.12.2010, 14:17
@holodeck

Du must Everetts Buch nicht gelesen haben. selbst das was im Internet zu dem Thema steht reicht völlig aus, Pirahas haben vielleicht keine hochentwickelte Religion, nur die haben nomadische Stämme in Afrika auch nicht. Was willst Du eigentlich beweisen? Das 99% aller Menschen die Religion aufgepfropft bekamen? Religion hat sich überall auf der Erde ähnlich entwickelt, daraus will ich gar nicht den göttlichen Einfluss beweisen, nur zeigt es, dass die Menschen ebend eher Religion entwickeln als das Gegenteil...ist das soooo schwer zuzugeben?

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Dummie42  05.12.2010, 14:21
@holodeck

Wir haben Everetts Abenteuer in einem religionswissenschaftlichen Seminar besprochen.

Es gibt keine genaue eindeutige Definition für Religion, das solltest du eigentlich wissen, aber ich kann dir gerne ein paar zur Auswahl liefern:

Gustav Mensching:

"Religion ist erlebnishafte Begegnung des Menschen mit der Wirklichkeit des Heiligen und antwortendes Handeln des vom Heiligen bestimmten Menschen."

Melford Spiro:

"Religon ist eine Institution, die aus kulturell geformter Interaktion und kulturell postulierten übermenschlichen Wesen besteht."

McCutcheon:

"Religion is an ordinary aspect of social historical existence."

Ich tendiere zu McCutcheon. Die Religion hat sich in den archaischen Völkern aus dem Totenkult entwickelt, das war so notwendig wie trivial und ist nichts Besonderes.

Deine Konstruktion vom religiösen Atheisten hat mit meiner Aussage aber auch gar nichts zu tun.

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riara  05.12.2010, 14:37
@Dummie42

Sehr gut Dummie42, genau das sollte sich Madame Holodeck mal zu Gemüte führen, denn sozial-historische Existenz ist eine ganze Menge, selbst die Ägypter haben in den ersten 1.000 Jahren Ihrer Kultur sicher keine ausgefeilte Religion gehabt...

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holodeck  05.12.2010, 14:44
@riara

Was konkret soll denn sozial-historische Existenz sein? Wenn es das ist, was ich darunter verstehe dürfte es auch für den Atheismus der Piraha und anderer zutreffen.

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riara  05.12.2010, 15:14
@holodeck

Atheismus...:-)...Atheismus ist sicher nicht das was die Pirahas machen.

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Um diesen Unsinn jetzt mal ein wenig zu begrenzen...:-)

Die Pirahas kennen den Xigagaí, er lebt - den Pirahas zu Folge - über den Wolken und er tötet wenn man unerlaubte Orte betritt. Das ist aus Everetts Buch, nun ist der Xigagaí wohl ein Humanist, der in einer fliegenden Festung wohnt und mit Laserstrahlen auf die armen Pirahas schiesst, oder was???

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holodeck  05.12.2010, 15:25
@riara

Wer das Buch gelesen hat, anstatt sich seine Kenntnisse aus dem Netz zu klauben, ist doch klar im Vorteil ;-))
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Der Xigagai steht am Strand! und hat heute schlechte Laune. Der Dschungel, den die Piraha aufgrund seiner Drohung heute nicht betreten sollen, ist dabei kein unerlaubter Ort, sondern ihr ganz normaler Lebensraum. Dass Xigagai über den Wolken wohnt ist für die Piraha in etwa gleichbedeutend mit der Tatsache, dass die Beamten der "bedrohte Völker Schutzkommission" in Rio wohnen.
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Dummie42  05.12.2010, 15:29
@riara

sic est.

http://bilder.buecher.de/zusatz/27/27949/27949801lese1.pdf

Wenn Everett den Glauben an Geister mit einer atheistischen Lebenseinstellung verknüpft, dann liegt das lediglich daran, dass er als ehemalig strenggläubiger Christ nicht monotheistische Religionen nicht als vollwertige Religionen ansieht.

Das ist ja heute auch noch das Problem mit vielen Atheisten - ich musste das auch erst lernen und sehe mich heute eher als Ignostikerin - Atheisten lehnen etwas ab, was sie aber trotzdem personalisieren.

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holodeck  05.12.2010, 15:40
@Dummie42

Ein Atheist begeht nach Meinung von Ignostikern den Fehler, dass er die Aussage „Es gibt Gott“ als sinnvoll oder universell beantwortbar akzeptiert. - wiki -
.
Ach, Akademie, wo wären wir ohne Deine Akademiker ;-))
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Ich kenne nicht einen gescheiten Atheisten, der die Aussage "Es gibt Gott" für sinnvoll oder für universell beantwortbar halten würde.
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Dummie42  05.12.2010, 16:13
@holodeck

Nun mal nicht so von oben runter, von wegen Beamter einer Schutzkommission:

"»Siehst du ihn nicht da drüben?«, fragt er ungeduldig. »Xigagaí, eines der Wesen, die über den Wolken wohnen. Er steht am Strand und schreit uns an, sagt uns, dass er uns töten wird, wenn wir in den Dschungel gehen.« »Wo?«, frage ich. »Ich kann ihn nicht sehen.« »Na, genau da«, gibt Kóhoi gereizt zurück und starrt auf die Mitte des offenkundig leeren Strandes. »Im Dschungel hinter dem Strand?« »Nein! Da am Strand. Sieh doch!«, erwidert er empört. Wenn ich mit den Pirahã im Dschungel bin, übersehe ich regelmäßig Tiere, die ihnen auffallen. Meine unerfahrenen Augen sehen einfach nicht so gut wie ihre. Hier ist es anders. Selbst ich kann erkennen, dass da auf dem weißen, höchstens hundert Meter entfernten Sandstrand nichts ist. Aber so sicher ich mir auch bin, die Pirahã sind sich genauso sicher, dass dort etwas ist. Vielleicht war etwas da, was ich nicht gesehen habe, aber sie bestehen darauf, dass Xigagaí auch jetzt noch dort ist. Immer noch blicken alle zum Strand. Neben mir höre ich Kristene, meine sechsjährige Tochter, sagen: »Was gucken die da alle, Papa?« »Ich weiß nicht. Ich kann nichts sehen.« Kris stellt sich auf die Zehenspitzen und schaut über den Fluss. Dann sieht sie mich an. Dann die Pirahã. Sie ist genauso verwirrt wie ich. Kristene und ich gehen zurück in unsere Hütte. Was habe ich da gerade miterlebt? Seit jenem Sommermorgen sind mehr als zwanzig Jahre vergangen, und immer noch bin ich mit einer Frage nicht im Reinen: Was bedeutet es, dass zwei Kulturen, unsere ursprünglich europäische und die der Pirahã, die Realität so unterschiedlich wahrnehmen können? Ich hätte den Pirahã nie beweisen können, dass der Strand leer war. Und ebenso wenig hätten sie mich davon überzeugen können, dass sich dort irgendetwas befand, und erst recht kein Geist."

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Dummie42  05.12.2010, 16:15
@holodeck

und wieder hast du den eigentlichen Sinn nicht verstanden.

Es gibt sehr viele Atheisten die Aussage "Es gibt Gott nicht" für sinnvoll oder für universell beantwortbar halten

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holodeck  05.12.2010, 16:24
@holodeck

@Dummie42 .. die Konstruktion des religiösen Atheisten folgt logisch aus der Darstellung Deiner Totenkulthypothese, welche bereits Bestattung als Kriterium für das Vorhandensein einer Religion auffasst. Haben Elefanten dann auch eine Religion? Die verbuddeln sich zwar nicht gegenseitig, suchen aber immerhin einen Friedhof auf zum Sterben, anstatt mitten in der Pampa tot umzufallen.
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@riara .. ich will gar nichts beweisen, ich begreife nur die Tragweite von Everett’s Aussagen.
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In diesem Falle: wir haben es mit einer Kultur zu tun, die im Wesentlichen keine Ressourcenkämpfe auszufechten hatte noch hat. Was die Piraha zum Leben brauchen, Land und Nahrung ist im ausreichendem Überfluss vorhanden. Eine Verknappung der Ressourcen durch dramatische Klimaschwankungen oder Überbevölkerung ist während der letzten 21.000 Jahre auch nicht gegeben gewesen.
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Wir haben es darüber hinaus mit einer Kultur zu tun, die sich ein quasi „kindliches Gemüt“ bewahrt hat. Kinder haben bekanntlich kein angeborenes Zeitempfinden. Solche Denkstrukturen werden erst entwickelt und erlernt.
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Weder hat sich also bei den Piraha ein Zukunftsdenken entwickelt, noch eine daraus resultierende Zukunftsplanung mit Vorratshaltung, technologischer Entwicklung, Besitzstandsdenken usw. und so fort und vice versa. Es war gar nicht notwendig aufgrund der Lebensumstände.

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Eine nahezu einmalige Konstellation, die eben auch die erstaunliche Immunität der Piraha gegen westliche religiöse Vorstellungswelten erklären dürfte. Und die hochinteressante Perspektiven eröffnet für kritisches Hinterfragen des Common Sense von einem menschlichen Urbedürfnis nach Religion.

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holodeck  05.12.2010, 16:42
@Dummie42

Also Lesen klappt eigentlich noch ganz gut bei mir.
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In der Definition von wiki steht schwarz auf weiß, die Aussage:
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„Es gibt Gott“
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würde von einem Atheisten für sinnvoll erachtet werden. Meines Wissens hält ein Atheist genau diese Aussage aufgrund mangelnder Evidenz für nicht sinnvoll.

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riara  05.12.2010, 16:48
@holodeck

Ich habe die Pygmäen im Dschungel des Kongo besucht, nicht viel anders waren die vor 50 Jahren von den Pirahas, im Dschungel von Borneo oder Kambodscha gibt es ähnliche Stämme, die ausserdem auch genügend Resourcen hatten, bevor Ihre Welt zu schrumpfen begann...:-)

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Wir reden hier von Religionen und Du willst uns weismachen, das diese Pirahas Atheisten sind, das ist völlig abwegig, denn alleine dieses 'höhere Wesen' Xigagaí widerlegt Deine These hinreichend. Sonst bist Du doch auch immer kritisch wenn Kreationisten die Evolution widerlegen, wie kann man Everett die Kompetenz zusprechen, die er offensichtlich nicht hat, warum hat man bis heute keinen Stamm gefunden der ohne höhere Wesen auskommt???

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holodeck  05.12.2010, 16:58
@riara

Weil der Xigagai im Verständnis der Piraha kein "höheres" Wesen ist. Er ist ein Geist, weiter nichts. So wie eine Schlange eine Schlange ist und ein Fisch ein Fisch. Es gibt keine Rituale, keinen Abwehrzauber, nichts!
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Tu mir bitte den Gefallen und diskutiere mit mir nicht über Dinge, deren Details im Kontext Du ganz offenkundig nicht kennst.
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Ressourcenfülle in Verbindung mit einem fehlenden Zeitkonzept. Bist Du in der Lage, das in der Gänze zu erfassen und aufzugreifen? Wenn nicht, lass es doch einfach. Deine Pygmäen sind in diesem Zusammenhang nur dann interessant, wenn dieselbe Konstellation aus Umweltbedingungen und Denken und Sprache vorliegt.

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riara  05.12.2010, 17:04
@holodeck

Also ist es ein Geist, der jemanden töten kann, die Pirahas sehen Ihn, Everett und seine Tochter nicht...:-)...Wenn das noch Atheismus ist, dann kann man auch ruhig an den Erzengel Gabriel oder an den Klabautermann glauben und ist trotzdem Atheist...jetzt wird es aber peinlich...:-)

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Ich kenne es also nicht, was kenne ich nicht? Deine hahnebüchende Argumentationsketten, die mich nun im Kern wirklich an kreationistische Argumentation erinnern. Wenn man so 'gebildet' wie Du sein muss um das zu verstehen, dann bin ich lieber so 'ungebildet' wie ich bin...:-))

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Die Pygmäen leben in fast der gleichen Umgebung, warst Du überhaupt schonmal im Busch und hast Kontakte zu solchen Leuten gehabt???

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holodeck  05.12.2010, 17:14
@riara

Kannst Du mir bitte mal erklären, was Geister mit Göttern und Theismen zu tun haben? Xigagai hat auch die Welt nicht gemacht. Nein. Er ist einfach nur ein Geist. Weiter nichts.
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Oder ist bei Dir neuerdings der verbreitete isländische Glaube an Elfen und Trolle einer Religion gleichzusetzen?
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Dann frage ich mich aber langsam ernsthaft, weshalb Du hier über jeden Esoteriker herziehst. Ist doch alles Religion, oder?
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http://de.wikipedia.org/wiki/Theismus

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riara  05.12.2010, 17:51
@holodeck

Ach und Du meinst, dass es nur eine Religion ist wenn man einen Schöpfer hat??? Genauso so kurzsichtig gedacht wie der liebe Herr Everett, der kennt im Kern nämlich auch nur Monotheismus...

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Wenn ich mich an die Weisungen eines höheren Wesens (oder Geistes) halte, dann ist das natürlich eine religiöse Sichtweise. Es wäre etwas ganz anderes wenn dort ein Puma auftaucht und man deswegen nicht in den Wald geht...

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Nochmal die Frage, hast Du schon mal Kontakt mir Naturstämmen gehabt? Es ist nämlich nicht einfach Ihre Reaktionen und Bräuche einzuschätzen, da wir es zu sehr auf unsere Geistes- und Wissenswelt beziehen. Mir hat ein Anthropologe erklärt, warum das Anstarren eines Steines eine religiöse Handlung ist, ich selber dachte der Typ wäre einfach nur sauer. Er wartete auf eine Antwort seines Gottes, was bei den Pygmäen-Gott Tage dauern kann...

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holodeck  05.12.2010, 18:22
@riara

Exakt aber das ist die Definition von Theismus. Der Glaube an das Vorhandensein eines Schöpferwesens. Ob nun Mono-, Poly- oder Pantheistisch.
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Die Piraha haben keinen Schöpfungsmythos und glauben auch nicht an ein göttliches Wesen, welches irgendwann in grauer Vorzeit irgendetwas gemacht haben soll. Weder glauben sie an ein Krokodil, was im Schlamm gebadet hat, noch an ein Wesen in den Wolken, dass per Fingerzeig aus Lehm lustige kleine Kreaturen und Blümchen und Jaguare bastelt, noch an irgendeine göttlich transzendete Präsenz in der Natur. Es widerspräche ihrer "Augenzeugenkultur". Wahr kann nur sein, was jemand, den sie kennen, selber erlebt hat. Ein Schöpferwesen als Ursprung ihres Seins, kann es schon deshalb nicht geben, weil es quasi immer einen ihnen unmittelbar bekannten Zeugen von Ereignissen gegeben haben muss. Deshalb haben die sich ja auch so weggekringelt, als Everett mit Jesus ankam.
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;-)))
Weil’s einfach zu köstlich ist, stelle ich die Passage mal ein:
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Hey, Dan, wie sieht Jesus aus? Ist er dunkel wie wir oder hell wie Du?
Darauf erwiderte ich: Nun ja, gesehen habe ich ihn nie. Er hat vor langer Zeit gelebt. Aber ich habe seine Worte.
Na ja, Dan, wie kannst du seine Worte haben, wenn du ihn nie gehört oder gesehen hast?
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Dann erklärten sie ganz klar ihre Haltung: Wenn ich diesen Burschen tatsächlich nie gesehen hatte (und zwar nicht in einem metaphorischen, sondern im wörtlichen Sinn), interessierten sie sich nicht für irgendwelche Geschichten, die ich über ihn erzählte. Punkt. Wie ich heute weiß, lag das daran, dass die Piraha nur glauben, was sie sehen. Manchmal glauben sie auch Dinge, die ein anderer ihnen erzählt hat, vorausgesetzt, diese Person war tatsächlich Zeuge der geschilderten Ereignisse.
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Insofern ist es vollkommen korrekt, die Piraha als natürliche Atheisten zu bezeichnen.
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holodeck  05.12.2010, 18:33
@riara

Weiters:
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Das höhere Wesen solltest Du aus Deiner Denke streichen, es führt nur zu in die Irre führenden Äquivalenzen.
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Ein Geist, der grad sauer ist, stellt für die Piraha dieselbe Realitätsebene dar, wie der Bursche vom Nachbarstamm, der gedroht hat, jeden niederzuhauen, der sich im Dschungel blicken lässt.
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Wenn nun ein Piraha die Straßenseite wechselt, weil ihm dieser Bursche grad begegnet, ist das dann eine religiöse Handlung? Nein, ganz sicher nicht. Das anzunehmen wäre absurd.
.
Wie Everett, der immerhin 7 Jahre bei den Piraha lebte, zu seinen Schlussfolgerungen kam, hat er in seinem Buch dokumentiert. Ich finde alle seine Gedanken nachvollziehbar – gerade deshalb weil er auch immer wieder seine eigene kulturelle Brille geputzt hat.

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riara  05.12.2010, 20:32
@holodeck

Ja Holo, solange man nicht an einen Schöpfer glaubt ist man Atheist...kocht Dir Deinen eigenen Wissensbrei, der ist auch viel leichter verdaulich, man muss Ihn auch nicht belegen, sondern ein Everett und zwei Holodecks ergeben halt in jedem Fall Atheismus...das macht Sinn...:-))

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holodeck  05.12.2010, 21:06
@riara

Tja, Polemik wertet Deine Argumentationsschwäche leider nicht auf.
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Atheismus heißt schlicht und ergreifend: gottlos, ohne Gott
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Dass Du darunter verstehst, Gott leugnen, ist eine unter Theisten verbreitete, dennoch unzutreffende Position.
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Eben das hat Soli schon des Öfteren versucht, Dir klar zu machen.
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BreichenmitIgittzurückschieb .

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riara  05.12.2010, 21:25
@holodeck

es heisst man glaubt nicht an Gott oder Götter, jeder halbwegs normale Mensch würde den Xigagaí als Gott bezeichnen, so ist das nunmal...

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Das ich 'eure' Definitionen nicht verstehe muss Dich nicht wundern, kaum einer versteht es, denn so verhällt es sich nunmal wenn man sich eigene Wirklichkeiten schafft...:-)

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holodeck  05.12.2010, 21:56
@riara

Ja, und mein Nachbar ist ein Gott
Elfen und Trolle auch
Hab ich wen oder was vergessen?
Ach ja, kosmische Energie
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Alles Götter.
Normal, oder?
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Geister, zum 100000stenmal, sind bei den Piraha keine transzendenten unsichtbaren Wesen. Wie der Ausschnitt von oben deutlich zeigt, nehmen sie diese konkret wahr. Nicht anders als Du den Bildschirm vor Deiner Nase. Das hat mit Glauben nur ungefähr soviel zu tun, wie Du daran glaubst, dass morgen die Sonne wieder scheint.
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Du kannst den Piraha noch nicht einmal 'nen ordentlichen Schamanismus unterjubeln. Es gibt keine Rituale, keine Geisterbeschwörung, keine besonders ausgebildeten Schamanen, keine Zauberei, keine Magie. Forget it. Alles, was Dir normal erscheint, kommt bei denen nicht vor. Und der Grund sind eben ganz andere Denk- und Wahrnehmungsstrukturen, von denen die Orientierung an der Unmittelbarkeit des Erlebens eine ganz herausragende ist.
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Nimm es einfach zur Kenntnis, lies das Buch oder lass es bleiben.
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Wo kein Gottesverständnis ist, kann man nicht nicht daran glauben. Ich weiß gar nicht, was es daran nicht zu verstehen gibt. Vielleicht liegt es an der doppelten Verneinung. Wo nichts ist, kann auch nicht sein Nichtsein geglaubt werden.
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Man muss eben sauber Atheismus von Antitheismus trennen. Mir scheint, Du verwechselst das.

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AriStellina 
Beitragsersteller
 05.12.2010, 23:59
@holodeck

also ich hab euch eine Frage gestellt ob der mensch religion braucht und nicht das ganze was ihr grad schreibt. ich bitte euch das zu lassen, denn ich möchte kein diskussionsgespräch sondern nur eine antwort auf meine frage und ihr seid auch nicht verpflichtet sie zu antworten danke.

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Die Frage ist ganz klar: Nein!

Was nicht antichristlich sein soll, aber heutzutage entscheiden sich die meisten Menschen dazu, an Gott zu glauben, weil er ihnen Hoffnung gibt, weil sie zu einer Gemeinschaft gehören usw.

Das heißt Menschen belügen sich, um an Gott glauben zu können, und das ist kein echter Glaube.

Nur derjenige, der ohne eigenen Nutzen einfach daran glaubt, weil es für ihn klar ist, das Gott existiert, glaubt auch ehrlich an ihn.

Glaube aus Angst und als Trostspender ist nicht ehrlich gemeint und entsteht nur durch Selbstbelügung, dazu braucht man nicht zwangsläufig einen Gott sondern man kann sich auch auf andere Weise selbst belügen.

Ich persönlich bin nicht gläubig, ich mag es aber nicht, wenn sich in meinem Umkreis Leute dazu entscheiden, an Gott zu glauben, weil eine Überzeugung von selbst kommt und man sie sich nicht auswählen kann.