Brauche Infos über den Beruf des Ramp Agents!

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

zu 1.: Ja, am Anfang ist es kompliziert. Der Ramp Agent ist die Schnittstelle zwischen Cockpit/Kabine und den Mechanikern, der Ladecrew, dem Tankwagenfahrer, dem Caterer.

Er kümmert sich um die korrekte Dokumentation für den Flug und gibt dem Cockpit die letzten Infos über Betankung, Wetter, behinderte Passagiere etc.

zu 2.: Tiefgreifende Kenntnisse in der Integral- und Differentialrechnung sind nicht erforderlich, aber im Kopf einfache Dreisätze überschlagen können, solltest Du schon, damit Du einschätzen kannst, ob die Beladung richtig erfolgt ist, sprich, ob Du nicht vielleicht einen Container auf eine andere Postionen schieben lassen musst, damit der Schwerpunkt des Fliegers wieder stimmt.

Du musst auch Schichtarbeit und stark wechselnde Belastung vertragen können. Vielleicht will der Flieger gerade raus, da kommt die Meldung, dass ein Pax fehlt. Also Koffer ausladen lassen und genau dann kommt Dein nächster Flieger um die Ecke. Oder es gibt kurz vor Abflug Probleme mit dem Catering, gleichzeitig zieht ein Gewitter auf und die Crew will weg oder will dableiben und Du musst mit dem Gate und dem Hub Control Center kommunizieren.

zu 3.: Wie viele Berufe in der Luftfahrt, ist Ramp Agent kein Lehrberuf, sondern "Training on the job". Du bewirbst Dich, wirst genommen und dann startet das Training (rund 3 Monate +/-). Es gibt eben viele Sachen, die man nicht in einer geregelten Ausbildung beigebracht bekommen kann oder wofür man keine 3 Jahre braucht.

Eine gute Schulbildung (gibt's die noch in Deutschland?) mit sehr guten Englischkenntnissen wäre schon mal eine gute Grundlage. Dazu kommen die üblichen Verdächtigen: Teamfähigkeit, ein guter Umgangston, Flexibiliät (nicht immer läuft alles nach Plan), eine positive Sicherheitsüberprüfung, nicht vorbestraft.

zu 4.: Der Verdienst hängt von der Airline oder dem Flughafen als Arbeitgeber ab. Rund 1.800 Euro Grundgehalt plus Schicht- und Feiertagszulagen sind aber realistisch bei einer 37,5 Std.-Woche.

zu 5.: Nein, Schülerpraktika in Sicherheitsbereichen der Flughäfen sind per Gesetz verboten.

zu 6.: Ja, Du kannst Dich bewerben: a) direkt bei einem Flughafen in Wohnortnähe, b) bei einer Airline (wobei hier natürlich die Airline gerade an Deinem Wohnort Bedarf haben muss), c) bei einer Servicefirma, die für Fremdairlines die Abfertigung übernimmt (hier bestimmt die Firma, wo Du arbeiten wirst). Aber wer heute nicht flexibel in Bezug auf seinen Arbeitsplatz ist, hat eh schlechte Karten.

Wenn Du also in MUC wohnst, aber nur in HAM Ramp Agents gesucht werden, kannst Du es akzeptieren oder Buchhalter in MUC werden. Dazwischen gibt es nichts.

Und, vielleicht noch als Motivation: Der Ramp Agent ist der letzte, der Cockpit- und Cabincrew vor ihrem Flug lebend sieht ;=) Er macht nämlich die letzte, noch geöffnete, Kabinentür zu. Und dann hörst Du sie noch, weil Du nämlich während des Push Backs bzw. des Anlassens der Triebwerke per Mikro mit dem Cockpit verbunden bist. Und Du gibst das Klarzeichen an die Crew (Daumen hoch).

Danach kommt dann die Schreibarbeit: Eingabe der Daten in den Computer, Belege sortieren und so abheften, dass die Luftfahrbehörde (oder eine Kundenairline) jederzeit Zugriff hat. Eventuell sind auch Unfallmeldungen abzusetzen, z. B. wenn mal wieder ein Caterer mit seinem Truck beim Rückwärtsfahren in ein Triebwerk geknallt ist.

Es ist aufregend, aber genau deshalb macht Luftfahrt ja auch Spaß, egal was man tut. Es ist nichts für Leute, die einen Hang zum "nine-to-five-job" haben.


GretaEl 
Beitragsersteller
 27.11.2012, 18:11

Hallo,

vielen Dank für diese Antwort, das hat mir sehr weitergeholfen :)

Bist Du selber Ramp Agent?

Mein eigentlicher Plan ist es, eine Ausbildung zur Luftverkehrskauffrau zu machen, währenddessen am Auswahlverfahren zur Pilotenausbildung bei Lufthansa teilzunehmen. Wenn ich das nicht bestehe, möchte ich Ramp Agent werden.

LG Greta

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rudim1950  28.11.2012, 08:44
@GretaEl

Hi, nein, ich bin kein Ramp Agent, habe aber in FRA viele Jahre lang als Flugzeugmechaniker auf der "dunklen Seite der Macht" mit den Ramp Agenten bei der Flugzeugabfertigung zusammengearbeitet.

Und Dein Plan hat einen kleinen Fehler: Wenn Du in die Ausbildung zur LVK eingestiegen bist, kannst Du Dich zwar als Pilotin bewerben, aber das geht nur ganz oder gar nicht. Wirst Du genommen, musst Du die Ausbildung als LVK beenden, die ja eine duale Ausbildung mit Lehrberuf und Studium ist.

Wirst Du nicht genommen, hat sich die Ausbildung auch erledigt. Du kannst dann praktisch nicht mehr ins Unternehmen zurück, denn natürlich stellen sich die Personalverantwortlichen die Frage, was Du vorhast.

Und dann als Ramp Agentin anzufangen für den Bruchteil eines Pilotengehaltes und immer noch nur die Hälfte eines Akademikeranfangsgehalts klingt unlogisch und würde bei einem Bewerbungsgespräch nicht für Dich sprechen.

Da Du auch als LVK die allgemeine Hochschulreife benötigst - wie für die Pilotenausbildung auch -, würde ich den umgekehrten Weg vorschlagen: Bewirb Dich als Pilotin direkt nach dem Abitur (Achtung! LH hat die Ausbildung komplett zurückgefahren; vor 2015 finden keine Lehrgänge mehr statt) als externe Bewerberin. Bei Nichtbestehen kannst Du Dich dann für eine LVK-Ausbildung bewerben. Vorteil: Du warst noch nicht im Unternehmen, verlierst keine Zeit und brauchst auch keine Ausbildung ab- oder unterbrechen.

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GretaEl 
Beitragsersteller
 29.11.2012, 05:45
@rudim1950

Gerne, Deine Antwort hat mir schon viel Klarheit gegeben :)

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GretaEl 
Beitragsersteller
 27.11.2012, 18:12

Hat mir auch schon geholfen :)

Ich bin noch gar nicht auf die Idee gekommen bei Wikipedia zu schauen :D

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Das Problem ist, dass das kein direkter anerkannter Ausbildungsberuf ist. Aber auch kein Job, den man per Ausbildung direkt erlernen kann.

Erste Vorraussetzung ist das fließende Englisch, denn man ist mit Tower, Team, Cockpit und der Verwaltung in Dauerkontakt.

Das ist ein Job, der wie ein Vorarbeiter erst nach und nach ausgeschrieben wird. Man arbeitet zuerst meistens in Verwaltung oder der Gepäckabfertigung des Airports, dann wird man nach und nach auch mit dem Verhalten auf dem Flugfeld eingesetzt wird, und wenn man dann gute Leistungen erbarachte, kann man auch zum R.A. aufsteigen.

Du kannst aber auch aus anderen Bereichen entsprechend auf die Stelle versetzt werden, wenn DU dann nach dem Arbeitsbeginn dort entsprechende Verantwortungen erlrnt und umgesetzt hast. Es gibt auch nur wenige R.A. an einem Airport, da immer nur einer pro stehendem Jet eingesetzt werden.

Der R.A. ist der Vorarbeiter im Bereich der Maschine und deren Ent- und Beladungs-Vorgängen. Er steht in der Verbindung mit dem Cockpit und dem Flughafen und gibt die Anweisungen an die Teams weiter.

Du bekommst ca. 2.500 Euro netto pro Monat als Gehalt, da es ein Mittelmaß-Job ist. Man hat zwar hohe Verantwortungen, aber ein eingeschränktes Arbeitsumfeld.

Auch ist man dann auf den Flughafen gebunden. Es ist nicht so, dass es von Aiport X nach Y geht, sondern immer nur der "eigene" Arbeitsplatz an dem Flughafen X.

Was das Schulpraktikum angeht, wirst Du da leider nicht eingesetzt, da eine Tätigkeit auf dem vorfeld des Flughaens eine mehrmonatige interne Ausbildung bedarf, so wie die Verkehrsregeln, die Sicherheitsvorschriften usw. die man in einem Schulpraktikum sicherlich nicht erlernen kann.

Auch mehrmonatige Praktikawerden i.d.R. nicht auf dem Vorfeld ausgetragen, da die Tätigkeiten im Flughafen erst einmal dazu gehören, was wo wie gemacht werden muss. Und dann erst überhaupt ein Weg nach draußen möglich wäre.


GretaEl 
Beitragsersteller
 27.11.2012, 18:11

Auch Danke an Dich,

hat mir auch sehr geholfen :)

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