Bitte helft mir mit der Erkentnisstheorie von David Hume!

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Hume geht in seiner Erkenntnistheorie davon aus, dass alle Bewusstseinsinhalte nur auf der Verknüpfung von sinnlichen Wahrnehmungen basieren; er akzeptiert daher nur Wissen, welches auf solcher basiert, welches nur die Zusammensetzung verschiedener Wahrnehmungen ist.

Dieser radikale Empirismus führt zu einer ganzen Reihe von Ansichten:

Zuerst erkennt er, dass wir niemals nur durch Verknüpfung von Wahrnehmunsinhalten zu festen Regeln über Abläufe in der Natur oder zu kausalen Regeln über die Natur gelangen können. Deshalb betrachtet er Kausalzusammenhänge als nicht real.

Eine weitere seiner Ansichten aus dieser Erkenntnistheorie ist das sogenannten Induktionsproblem: Auch mit diesem ist die Erkenntnis verknüpft, dass wir niemals Regeln aufstellen können darüber, wie die Natur funktioniert.

Besonders radikal ist Humes Ansicht über Realität und Objektivität: Da ich Zugang zur Welt nur über meine Sinne habe, aber mit meinen Sinnen nicht die Richtigkeit meiner sinnlichen Wahrnehmung beweisen kann, kann ich niemals wissen, ob das, was ich wahrnehme, real ist. Auch kann ich nicht wissen, ob die Welt noch da ist, wenn ich sie nicht wahrnehme, z.B. wenn ich schlafe.

Mit der Objektivität ist es bei Hume wie folgt: Da ich Wissen nur über die Sinne erlangen kann, aber es niemals sicher ist, ob alle Menschen das Selbe wahrnehmen, kann ich nicht sicher zu so etwas wie Objektivität, zu einem objektiven Zugang zur Realität gelangen.

Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass unsere Wahrnehmungen bzw. die Art, wie wir diese verknüpfen, möglicherweise kulturell geprägt sind.

Das wäre dann auch das Wichtigste der humschen Erkenntnistheorie; als Hauptwerk hier fungiert wohl Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand.

Humes Bedeutung liegt wohl zum einen im Aufwerfen des Induktionsproblems, das u.a. auch Popper beschäftige, zum anderen in seinem Einfluss auf Kant(siehe Kritk der reinen Vernunft)

Humes kritischer Empirismus - radikaler ist nicht korrekt - geht davon aus, dass wir über die Sinne und unseren ganzen Körper, wenn wir agieren, Inputs aus der Umwelt haben und Outputs unserer Einstellungen an die Umwelt geben. Unser Verstand und die Vernunft verknüpfen die unterschiedlichen Inputs. Die einzelnen Inputs sind real, aber bereits die Verknüpfungen können Fehler enthalten, z.B. man sieht entfernt jemanden mit dem Hammer zuschlagen und hört einen Knall, dann schließen wir dass der Hammeraufschlag den Knall verursacht hat. Es könnte aber auch sein, dass jemand, den wir nicht gesehen haben, in der Nähe einen Knall verursacht hat, der den Knall des Hammerschlags überdeckte, sodass unsere Schlussfolgerung über die Härte des Zuschlags auf Grund der Lautstärke des Knalls falsch ist. Noch weiter gehende Schlussfolgerungen, Hypothesen und komplexe Theorien, haben daher nur solange Wahrheitsanspruch, wie nicht das Gegenteil bewiesen ist. Das führt zu Poppers Falsifikationstheorie.

Anders als Kant geht Hume davon aus, dass Kausalität eine überlebensbedingte Verknüpfungsgewohnheit von Einzelimputs bei allen Lebewesen ist. Sie hat sich bewährt in Millionen von Jahren. Das sagt aber nicht, dass es eine lückenlose Kausalität in der Wirklichkeit gibt. Dass wir unsere Inputs für wahr nehmen, für Realität, ist die Erfahrung von Millionen von Jahren. Übrigens verarbeiten andere Lebewesen wie z.B. Fledermäuse ander Inputs als wir, die wir gar nicht wahrnehmen. Dennoch fliegen Fledermäuse mit Ihrer Art, die Welt zu sortieren, durch genau das Loch, das wir sehen. Im Unterschied zu uns, können sie das auch im Dunkeln. Darum bestreitet Hume nicht eine durch Sinneseindrücke vermittelte Realität, sondern er bestreitet, dass die Theorien, die wir darüber bilden, unbedingt wahr sein müssen. Immerhin haben Menschen über viele Jahrhunderte mit Theorien überlebt, die wir eindeutig für falsch halten. Dass also Lebeweisen erfolgreich überleben, bedeutet noch nicht, dass ihre Theorien allgemein wahr sind.

Anders als für Kant sind auch Emotionen und Wollen innere Antriebskräfte, die mindestens genausoviel Realität haben wie vernünftige Schlüsse. Vernünftige Schlüsse können dennoch falsch sein, wenn man sich über Schritte der Abstraktion von den Wirkdetails der Realität zu sehr entfernt. Willenskraft und Emotionale Wertungen treiben unser Handeln an, und nicht immer ist die Vernunft leitend mit im Spiel. Sie wird oft auch nur zur Errichtung einer Fassade benutzt, zum gefälligen Selbstbetrug. Darum glaubt Hume nicht an die durchschlagende Lenkkraft der Vernunft, der Kant anhängt. Auf unsere Zeit bezogen würde Hume sagen: Es reicht nicht, überall zum Schein zu vernünfteln, während wir nichts dagegen tun, dass die Emotionen verrohen! Wenn Indoktrination und Hass gesäht sind, kann Vernunft nicht mehr viel ausrichten.

Ergänzend zum Empirismus: Hume verfolgt hier einen Repräsentationalismus, der dem Ideen-Empirismus Lockes ähnelt. Dahs heißt, dass Ideen oder Gedanken immer einem Eindruck nachgeahmt sein müssen. Dies nennt man auch das Copy-Principle. Er unterscheidet Ideen (ideas) und Eindrücke (impressions). Zu den Eindrücken gehört äußere Wahrnehmung (Sinneswahrnehmungen: Riechen, Schmecken, Hören usw.) und innere Wahrnehmung (Reflexion, Introspektion, Gefühle) Zu den Ideen gehört Erinnerung (an einen oder mehrere Eindrücke) und Vorstellung (die Verknüpfung schon erfahrener Eindrücke.) Ideen und Eindrücke und ihre Unterarten sind alles sog. Perzeptionen. Eine Perzeption ist jeder wahrgenommene Bewusstseinsinhalt. Man perzipiert also sowohl Geschmäcker, Gedanken, Erinnerungen, Gefühle usw.