Bin ich theoretisch jüdisch (mutterprinzip)?
Hallo
Ich habe eine Frage bezüglich des Judentums.
Wenn die Mutter der Mutter meiner Mutter also meine Urgroßmutter ausschließlich mütterlicherseits jüdisch war bin ich (weiblich) dann auch (nur theoretisch) jüdisch?
Habe versucht das zu googeln bin aber nicht ganz zu einem Ergebnis gekommen. Laut dem Mutterprinzip ist die Tochter einer jüdischen Mutter automatisch jüdisch. Dadurch wäre ja meine Oma durch meine Urgroßmutter jüdisch meine Mutter durch meine Oma und ich durch meine Mutter oder? Gilt das auch wenn ich (und auch meine Mutter und Oma) Christliches getauft bin(/sind)? Und für wie viele Generationen zählt das oder geht das quasi unendlich weiter? Also wenn ich mal eine Tochter habe werde wäre sie dann theoretisch auch jüdisch?
Vielen Dank für die Antworten
4 Antworten
Ja, an sich schon.
Judentum hat eine religiöse und eine ethnische Komponente. Selbst wenn Du einer anderen Religion angehörst, bist Du ethnisch jüdisch.
Außerdem kann man aus einer anderen Religion immer wieder zum Judentum zurückkehren. Wenn Du z.B. christlich getauft bist, aber Deine jüdische Abstammung in mütterlicher Linie nachweisen kannst, müsstest Du einer jüdischen Gemeinde beitreten können, ohne formell zum Judentum konvertieren zu müssen. Vorausgesetzt natürlich, dass Du das möchtest.
Ich kenne einige Leute, die getauft sind, aber heute Mitglieder einer jüdischen Gemeinde sind, weil sie mütterlicherseits jüdischer Abstammung sind. Ich bin selbst Jüdin.
Und ja, Deine Kinder wären dann auch jüdisch, nicht nur Töchter, sondern alle unabhängig vom Geschlecht.
Die Antwort ist: ja, aber du müsstest es nachweisen können.
Falls du wirklich daran interessiert wärest, daraus etwas zu machen, ist es wohl am einfachsten, denselben Weg zu gehen wie Leute, die übertreten, denn dafür gibt es Kurse, etc.
Du hättest den vorteil, dass du von Vornherein schon wüsstest, dass du aufgenommen wirst.
Wenn du nichts daraus machen willst, bist du frei, es zu ignorieren.
Was ich nicht empfehlen würde, wäre sich von heute auf morgen als jüdisch zu erklären (auch wenn es theoretisch stimmt), denn da kommt die Seele (und die Umwelt) nicht so ganz mit.
Wenn jemand in der rein mütterlichen Linie Jüdin war, dann ist die gesamte Linie jüdisch, völlig egal welcher Religion zugehörig, denn hier geht's um Erbe um die Volkszugehörigkeit, nicht um Religion.
Und wer das auch per Dokument nachweisen kann, dessen Jüdischkeit ist auch international aberkannt.
Aber ich empfehle es nicht seinem Kind zu sagen, wenn das Dokument fehlt, was die Jüdischkeit beweist.
Ich bin orthodoxer Jude, lebe in Israel, und kenne die Halacha (jüdisches Gesetz) zum Thema sehr gut.
Genau, _wenn_ man es durch _Dokumente_ _nachweisen_ kann! Es geht um Dokumentation. Die Abstammung ist zudem mit die stärkste oder grundsächlichste Identitätsbildung beim Menschen.
Ich hoffe, du hast mein Link genau durchgelesen?
Da Halacha dies eindeutig definiert, sehr alt, aber erst spät aufkam, Strömungen das verschieden sehen, weiß ich selbst für mich aus dem Artikel der jüdischen Allgemeine nach heraus ja eigentlich nie sicher, ob ich meinen fernsten unbekannten Vorfahren vertrauen kann, also jüdische Vorfahren habe oder nicht habe. Wieso finde ich das so? Zu weit geht das in die Vergangenheit der Menschheit. Zu oft änderten sich die Regeln, zu hoch ist mir die Chance, dass auch nach der Halacha noch Menschen und damit Vorfahren getrickst haben könnten, damit ich mir wirklich sicher sein kann. Siehe Text der JA.
Manche Menschen wissen nicht, dass sie Juden sind, andere wissen nicht, dass sie eigentlich keine Juden sind? Im Judentum erkennen jüdische Strömungen und damit Juden manch andere Strömungen und damit Juden nicht als Juden an. Es gibt also Juden, die andere Juden nicht als Juden anerkennen. Es ist immer eine Definitionsfrage, die bis wann gesetzgebend für wem war? Diese Diskussionen sind zu Hauf zwischen unseren jüdischen Strömungen.
Die eigene Abstammung geht freillich weit über die Zeit hinaus, ehe die breite Masse dokumentieren konnte. Viele "einfache" Menschen konnten früher in der Regel noch nicht lesen und schreiben, nicht dokumentieren. Haben neben dem Staat, was keine gute Idee ist, Synagogen die besten Abstammungsbücher bis weit vor 4700 oder weiter zurück?
Ich kann mich nach meinem jetzigen Wissenstand darauf für mich nicht verlassen.
Die Halacha änderte sich nie. Schulchan Aruch passte sich da den Zeiten an. ZB die Nutzung von Zeitschaltuhren wurde erst vor ca 30 Jahren legalisiert.
Da liberale Juden lehren, Torah sei reines Menschenwerk, können daher Inhalte sozusagen nach Lust und Laune jeder Zeit geändert werden. Daher ändert sich sozusagen die Halacha bei den Liberalen ständig.
Traditionelle Juden halten sich dagegen an den Ursprung. Daher ist eine orthodoxe Giyur auch international anerkannt, eine liberale Giyur oft nur die Synagoge, in der man konvertierte.
Leider vermixt du hier einiges, womit auch dein Unverständnis und dein Durcheinander ("Strömungen")erklären lässt.
Was ich jedoch nicht verstehe, warum willst du Jüdin sein? Bist du irgendwie masochistisch veranlagt, daß du zum meistgehaßten Volk dieser Erde gehören willst?
Du behauptest, dass ich keine jüdische Abstammung hätte. Ich bin nicht mit dem Wissen von Kindheit an sozialisiert worden, daher meine offene Hinterfragerei. "Bist du irgendwie masochistisch veranlagt, daß du zum meistgehaßten Volk dieser Erde gehören willst?" Das ist die abwerbende Tradition und eine Feststellung, zudem beschreibst du mich mit "Masochismus"... Ich bitte dich, dass zu unterlassen. Nur die globale Verhasstheit, wie du sie beschreibst, zu betonen, finde ich schade.
Ich glaube nicht, dass ich etwas vermixxe.
Karaiten erkennen den Talmud nicht an. Liberale halten die Torah für Menschenwerk. Ultraordhodoxe erkennen liberale nicht als Juden an. Somit muss ich mich nicht wiederholen.
Juden achteten laut Gottes Gebot auf die Erhaltung des Judentums. Das heisst nicht nur der Vermehrung, sondern auch im Glauben. Juden, die von Juden gezeugt wurden, waren das. Wenn sie sich aber christlich taufen ließen, verloren sie den Glauben der Juden. - Ab der Zeit Jesu galt das Judentum (AT) als veraltet, weil Jesus, auch Jude, einen neuen Bund schloss. Dieser wurde durch Gottes Geist gegeben, nicht durch menschliche Zeugung. - Römer 2:28,29
So gesehen weiß niemand, ob er nach Halacha jüdisch sein könnte. Wenn man mal schaut, wie lange vor dem Standesamtwesen mal Mischehen vorkamen.
https://www.juedische-allgemeine.de/religion/das-mutterprinzip/
Da galt lange auch die väterliche Linie. Alles nicht so einfach.