Bin ich mit 32 Jahren zu spät, um ein Studium in Deutschland zu beginnen??
Hallo zusammen,
ich lebe seit fünf Jahren in Deutschland als syrischer Flüchtling. In dieser Zeit habe ich versucht, eine Ausbildung oder einen Studienplatz zu finden, aber leider ohne Erfolg. Nun habe ich endlich eine Zulassung für die Studienkolleg Hamburg erhalten, um im Januar 2025 zu starten. Das gibt mir Hoffnung, meine akademische Laufbahn fortzusetzen und später in einem wirtschaftlichen Bereich zu arbeiten.
Allerdings mache ich mir große Sorgen, dass ich mit 32 Jahren zu alt bin, um nochmal ganz von vorne anzufangen. Ich habe keine Berufserfahrung und bin aktuell ohne Arbeit. Gleichzeitig denke ich manchmal, dass ich vielleicht besser irgendeinen Job suchen sollte, um Geld zu verdienen und mir ein unabhängiges Leben aufzubauen.
Ich frage mich:
- Ist es in meinem Alter noch sinnvoll, mit einem Studium anzufangen, oder sollte ich mich lieber auf Arbeit und Geldverdienen konzentrieren?
- Gibt es in Deutschland Menschen, die auch in meinem Alter einen ähnlichen Weg gegangen sind und erfolgreich waren?
- Welche Tipps könnt ihr mir geben, um das Beste aus meiner aktuellen Situation zu machen?
Vielen Dank für eure Meinungen und Ratschläge!
6 Antworten
Angesichts der Tatsache, dass Du bisher weder weder eine Lehrstelle noch einen Studienplatz finden konntest, würde ich dir dringend raten, trotz deines Alters das dir nun offen stehende Studienkolleg Hamburg zu nutzen.
Es dürfte dies der einzige Weg sein, der dir noch offen steht, einen anerkannten Schulabschluss zu erhalten. Für dich spricht, dass deine Kenntnis der deutschen Sprache besser zu sein scheint als die zahlreicher deutscher Schulabgänger (auch solcher, die vorhaben zu studieren).
https://studienkolleg-hamburg.de/das-studienkolleg/ueber-das-studienkolleg/
https://studienkolleg-hamburg.de/das-studienkolleg/foerderverein/
In dieser Zeit habe ich versucht, eine Ausbildung oder einen Studienplatz zu finden, aber leider ohne Erfolg.
Ok, du hast also auch keine abgeschlossene Ausbildung, auch nichts was du im Ausland gemacht hast *und* in D anerkannt wurde?
Eine abgeschlossene Ausbildung oder ein abgeschlossenes Studium solltest du schon haben, sonst kriegst du nur unterbezahlte Hilfsarbeiter-Jobs.
Es gibt sogar Deutsche mit abgeschlossener Ausbildung, die in dem Alter noch anfangen zu studieren.
Aber: Ich würde dazu tendieren was zu nehmen, wo du bessere Job-Chancen hast. Mit einem 6semestrigen Bachelor an einer Uni sind die Job-Chancen meist nicht so gut, weil man schon genug Mühe hatte die Diplom-Studiengänge (wo's keinen Abschluss zwischendrin gab) auf 10 Semester inkl. Master zusammenzupressen.
Allerdings kriegst du dort so wie ich das lese ohnehin keine allg. HS-Reife. D.h. du wirst wahrscheinlich sowieso nur an einer FH/DH studieren können. Die sind praxisnäher, sodass du auch mit einem Bachelor bessere Job-Chancen hast als mit einem Uni-Bachelor.
notting
es ist absolut sinnvoll, denn hier hat man diese einmaligen Bildungschancen. Und mit etwas über 30 bist du in Deutschland jung. Ich habe auch hier, als Flüchtling mein Studium abgeschlossen
tolles Land, mit unendlich guten Chancen und Bildungsmöglichkeiten
Ist es in meinem Alter noch sinnvoll
Wenn du jetzt eine Zulassung bekommen hast und du das tun willst. JA!
Gibt es in Deutschland Menschen, die auch in meinem Alter....
Universität Marbug -> Günter Blum studiert mit 91 Jahren Gechichte.
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg -> Bärbel Blume macht im Alter von 62 Jahren ihren Bachelor (während sie gleichzeitig ihrer Arbeit nachgegangen ist).
Uni Münster -> Hannelore Wiesenack-Hauß (ehemalige Richterin am Landessozialgericht Essen) hat im Oktober 2023 ihr sechstes Semester im Alter von 91 Jahren gestartet.
Es kann also gar nicht zu spät sein!
Welche Tipps könnt ihr mir geben, um das Beste aus meiner aktuellen Situation zu machen?
Keine.
vielleicht doch. Behalte dein Ziel im Auge. Viele der anderen Kommilitonen haben zum Teil nicht einmal ein Ziel vor Augen, welches sie verfolgen könnten.
Natürlich ist es sinnvoll! Es ist IMMER sinnvoll zu lernen. Und man ist nie zu alt, um zu studieren oder eben zu lernen.
Manche fangen erst mit 40 ihre Ausbildung zum (Traum-)Beruf an, andere studieren mit 60 noch und machen dann etwas daraus.
Meine Cousine hat mit 27 (nach Studium und erster Ausbildung) nochmal eine Ausbildung begonnen und war danach ziemlich erfolgreich. Heute arbeitet sie selbständig und verdient gut. In ihrem Kurs damals war jemand mit 40 und eine Frau mit 53.
Eine Bekannte hat mit 60 noch studiert, ist jetzt, mit 70, in dem studierten Bereich tätig, obwohl offiziell in Rente und verdient gut nebenher.
Und ich selbst, mit fast 45, überlege auch, ob ich nicht nochmal studieren soll.
Ich selbst bin Dozentin an der Uni und sehe in meinen Kursen oft Personen, die älter als 18/19 sind...
Der Vorteil ist dein Alter. Du siehst ein Studium oder generell das Lernen ernsthafter. Manchmal ist die jugendliche Sorglosigkeit nicht schlecht, aber gerade, wenn es darum geht, etwas zu erreichen, hat man meistens mehr Durchhaltevermögen, wenn man sich sehr bewusst ist, worum es geht und was es für die Zukunft bedeutet. Das hat man meistens in höherem Alter. Mit 18/19/20 überblickt man das häufig noch gar nicht, wie auch.
Was ich aber als sehr wichtig sehe, dass du Unabhängigkeit bewahrst. Dass du dich nicht abhängig von Staat oder anderen Menschen machst. Das ist zwar dann ein paar Jahre wirklich ackern und ein paar Einschränkungen in Kauf nehmen, aber danach hast du alle Freiheiten...
Ich finde es toll, dass du die Gelegenheit, die man dir bietet, jetzt packst.
Und du siehst es sehr differenziert und ernsthaft. Das ist für ein Studium eine sehr gute Voraussetzung!
schlau Frau 👩