Beruf Arzt: schwer?
Liebe Community,
gerade mache ich mir viele Gedanken über meinen beruflichen Werdegang.
Gerne würde ich Ärztin werden, doch viele Menschen berichten, dass dieser Beruf sehr stressig und kräftezährend sei.
Zurzeit bin ich in der 12. Klasse eines Gymnasiums und habe einen Schnitt von ca. 2,0. Mir ist klar, dass der reine Schnitt kein Studienplatz sichert, jedoch gibt es ja mittlerweile andere Möglichkeiten.
So könnte ich mir durchaus vorstellen, vorher ein FSJ oder ähnliches zu machen, um Einblicke zu bekommen und Praxis zu sammeln, um an einen Platz zu kommen.
Kann mir vielleicht jemand, der Arzt/Ärztin ist oder jemanden kennt, der diesen Beruf ausübt, sagen ob die Chancen auf einen Studienplatz nach einem FSJ gut sind und ob der Beruf wirklich soo unfassbar anstrengend ist?
5 Antworten
Ein 2,0-Abitur bringt dich nicht ins Medizinstudium. Ein FSJ ändert daran nichts. An "anderen Möglichkeiten" gibts da eigentlich nur ein dickes Konto oder spendable Eltern, damit man sich einige Jahre Studiengebühren und Lebenshaltung im Ausland leisten kann.
Dass der Abiturschnitt allein keinen Medizinstudienplatz garantiert, hast du mittlerweile bei den 1,0-Abiturienten. Die Abiturnoten sind in den letzten Jahren so inflationär besser geworden, dass es mittlerweile mehr Bewerber mit 1,0-Abitur gibt als Studienplätze.
ob der Beruf wirklich soo unfassbar anstrengend ist?
Jein.
Der Knackpunkt ist halt, dass du nach 12 Semestern, zweitem Staatsexamen und der Approbation zwar Arzt bist, aber noch lange nicht fertig. Sondern du hast dir erstmal nur Assistenzarztstellen vom Typ "Depp vom Dienst" freigeschaltet, mit 24h-Diensten in der Klinik, Bereitschaften übers Wochenende... Einfach alles, wofür man irgendeinen Dummen braucht, auf dem einfach nur "Arzt" draufstehen muss. Das hast du wenigstens ein paar Jahre lang, während derer du deine Facharztweiterbildung machst.
Wenn du dann Facharzt bist, kannst du dir was entspannteres suchen. Beispielsweise als niedergelassener Arzt in einer Praxis, die nur wochentags tagsüber geöffnet hat - dann sind deine Arbeitszeiten nicht großartig anders als bei jedem anderen. In der Klinik kann es sein, dass du auch mal Nachtdienst oder Bereitschaft hast.
Dazu kommt die psychische Belastung, die doch sehr subjektiv ist. Der eine Mensch hat ein riesen Problem damit, innerhalb eines Tages 50x eine Entscheidung treffen zu müssen, die die gesundheitlichen Geschicke der jeweiligen Patienten maßgeblich beeinflussen werden, und zwar auch zum Negativen wenn man's verbockt, und der andere findet es geil dass er zeigen kann was er drauf hat.
Ja der Arztberuf kann stressig sein. Und er kann körperlich und psychisch sehr belastend sein. Aber es gibt sehr viele unterschiedliche Arbeitsfelder und sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten seinen beruflichen Alltag zu gestalten.
Die heutigen Arbeitszeitgesetze machen vieles auch erträglicher. Früher gab es regelmäßige durchgängige Dienstzeiten von über 32 Stunden am Stück - wo man sich nur mit sehr viel Kaffee überhaupt wach und konzentriert halten konnte. Das ist so heute nicht mehr die Regel.
Aber jeder Fehler kann ggf. schwere Schäden oder sogar den Tod eines Menschen bedeuten. Alleine damit kommen viele Generation Z nicht gut zu Recht. Und die Kombination von hoher Arbeitsbelastung und großer Verantwortung sollte man sich auch vorab gut überlegen. Aber wer gerne lernt, bereit ist Verantwortung zu übernehmen und auch bereit ist Leistung zu bringen - für den ist das alles auch zu bewältigen. Aber man muss es wollen.
Mit Abi 2,0 hast du keine Chance auf einen der knappen und heiß begehrten Medizin-Studienplätze - egal ob mit oder ohne FSJ.
Es gibt leider viel zu viele Bewerber und viel zu wenig Medizin-Studienplätze.
Die verfügbaren Medizin-Studienplätze reichen an vielen Unis noch nicht mal aus für alle Bewerber mit 1,0 Abi.
Ein FSJ wird definitiv nicht reichen, du müsstest auch noch einen sehr guten TMS und vielleicht sogar eine Ausbildung machen. Guck dir mal die App "NC Rechner" an
Das Medizinstudium ist sehr arbeitsreich, aber durch Fleiß und Auswendiglernen zu bewältigen. Niedergelassener Arzt mit eigener Praxis ist ein angesehener, finanziell sehr lukrativer und zugleich nicht besonders stressiger Beruf. Altenpfleger und Lehrer haben es schwerer und verdienen weniger. Ein Medizinstudium lohnt sich allemal. Inwiefern ein FSJ die Chancen auf einen Studienplatz verbessert, weiß ich nicht.