Bergsteigen Höhenangst?

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Mal so von Bergsteiger / Bergretter zu Wandertourist: Höhenangst ist zu einem gewissen Grad voll normal. Wenn ich an einer senkrecht abbrechenden 30 m hohen Klippe stehe, wird mir auch anders, obwohl ich diese Situation in meiner Freizeit bisweilen mehrmals pro Woche habe. Ist ja auch gut so. Ein Abgrund bedeutet nun mal Gefahr und dagegen sollte sich unsere Psyche ruhig sträuben. Wichtig ist, dass wir mit dieser Angst vernünftig umgehen.

Ja, an hohen Bergen ist diese Situation häufig. Speziell, wenn man einen Gipfelgrat entlang geht, muss man sich auf seine Fähigkeiten zu 100 % verlassen können. Man könnte sogar von 120 % sprechen, weil man am Berg oft noch Ausrüstung oder Gelände hat, das einen beim Gehen behindern kann. Man trägt auf Firngraten vielleicht (oder wenn man vernünftig ist, ziemlich sicher) Steigeisen, häufig einen Rucksack, der nicht ganz leicht ist, wenn die Höhenluft dünn ist, kann man davon schon leichten Schwindel bekommen,... An Felsgraten liegen Steine im Weg, die man nicht nur beim Laufen gleichgewichtsmäßig ausgleichen sondern auch ihre Festigkeit beurteilen muss (lockere Steine liegen überall rum), wär' ja doof, wenn einem an einem ausgesetzten Grat oder Band plötzlich der Boden wegbricht...

Man muss aber zwei Dinge dazusagen: Erstens sind die meisten Actionkameras (bspw. Gopro) mit mehr oder weniger starken Fischaugenoptiken ausgestattet, was das Bild etwas verzerrt. Besonders die Breite von Graten wird dabei gerne mal kleiner gemacht als sie wirklich ist. Und zweitens geht man als Anfänger nicht ohne professionelle Führung auf solche Berge, wo das ein Thema ist. Ein:e Bergführer:in kennt sich gut mit allen möglichen Sicherungstechniken aus und kann die Gratbegehung so sicher machen wie es nur geht. Alternativ tastet man sich halt langsam ran. Ich stand mit 11 das erste Mal auf einem ernstzunehmenden Berg (Säntis in der Schweiz). Erst zehn Jahre später wagte ich mich über die 3000 m Marke und erst mit 27 auf die ersten 4000er. Geh's langsam an. Das Bergsteigen hat inzwischen so viele Spielarten, die man ohne viel Gefahr machen kann: Klettern in TÜV-geprüften Hallen, Wandern mit Seilbahnunterstützung, Klettersteige, die nur 100 m vom Tal irgendwo hoch gehen und nicht gleich in ausgewachsene Bergtouren integriert sind,... Und noch nie war das Informations-, Ausbildungs- und Führungsangebot so gut wie heute. Ein paar Stunden im Bergschul- oder Alpenvereinsprospekt schmökern, ein paar € in die Hand nehmen, ein paar Urlaubstage buchen und los geht die Gaudi. Aber bitte nicht allein irgendeinen crazy Shit machen, nur weil es bei ein paar Youtubern gut ging.

Woher ich das weiß:Hobby

Das hängt ganz vom Berg und vom Weg ab. Gletscher sind sowieso nochmal gefährlicher, die Gletscherspalten sieht man nämlich nicht immer.

Wenn ich klettern geh schau ich schonmal ein paar hundert Meter weiter hinunter, wenn ich gerade einen Stand hab. Da muss man absolut schwindelfrei sein, sonst kann das gefährlich werden.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich klettere und wandere in meiner Freizeit viel

Im alpinen Gelände ist es duchaus so, je nachdem wo du gehst.

Salue

Ein wenig Kribbeln im Bauch habe ich auch, wenn ich auf einer schmalen Bergkante, die an einer mehrere Hundert Meter tiefen Schlucht liegt, herunterschaue. Das ist normal, den Angst hilft uns Gefahren richtig einzuschätzen und zu meiden.

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Diese Arbeiter vom Wolkenkratzerbau in New York stammten von einem Indianerstamm, der keine Höhenangst kennt.

In meiner Jugend war Bergsteigen meine grosse Leidenschaft. Da hing man zum ersten Mal an einer senkrechten Felswand und ein Blick hinunter führte dann fast unweigerlich zum Bergkoller. Eine Ohrfeige des Bergführers hilft da um wieder Grife in der Wand zu sehen.

Wenn Du wirklich Höhenangst hast, beschränke Dich auf das Ersteigen von flacheren Hügeln. Da hat man auch eine schöne Aussicht.

Erspare Dir die Angst, bleibe beim Wandern und überlasse das Bergsteigen anderen, die dieses Problem nicht haben.

Tellensohn

Tellensohn

 - (Angst, Berge)