Bei einem unserer größten Kunden bewerben (auch noch in derselben Stadt ansässig) oder zu riskant?
Ich plane meinen Job zu wechseln. Ein potentieller und eigentlich für mich sehr attraktiver Arbeitgeber ist einer unserer größten Kunden (Medizinprodukteunternehmen). Wir sprechen von einer Unternehmensgröße von ca. 5000 Mitarbeitern. Etliche von ihnen kennt mein Chef natürlich. Zusätzlich kennen andere Kollegen von mir dort auch viele Leute. Auch wenn jemand dort mitbekommt, aus welcher Firma ich komme (bspw. beim Lesen meiner Bewerbung) wird er auf jeden Fall etwas mit meiner Firma anzufangen wissen. Auch wenn es "nur" ein Personaler ist.
Ich weiß, dass es von den anderen höchst unprofessionell wäre, wenn sie meiner Firma mitteilen, dass sie von meiner Bewerbung mitbekommen haben.... aber ich habe da trotzdem irgendwie eine große Hemmschwelle.... leider.
Ist diese völlig unberechtigt? Was meint ihr?? ... noch dazu haben sie gerade jetzt ein Stellenangebot, das sehr gut zu mir passen würde....
Was würdet ihr tun? Aus dem Kopf schlagen oder riskieren?
2 Antworten
Ich verstehe die Hemmschwelle, andererseits ist das genau das, was bei meinem Job, ich bin Spediteurin, quasi jeden Tag passiert: Kollegen wandern ständig zu den Industriekunden ab, hauptsächlich weil da besser bezahlt wird.
Also erstmal, langfristig wird sich das Geheimnis eh nicht halten lassen, wenn du dann wirklich wechselst,. Irgendwann wird irgendjemand irgendwas hören oder sehen, der eben nicht zu Diskretion verpflichtet ist, und wird die Kunde in die Welt hinaus tragen. Blöd für dich wäre es natürlich, wenn das noch in der Bewerbungsphase passiert, ganz besonders wenn der Wechsel eben dann doch nicht stattfindet. Ich halte das aber für ein vertretbares Risiko, wenn man eben Karriere machen will. Ich meine: aus der Sicht deines potentiell zukünftigen Arbeitgebers ist das absolut kein Problem, im Gegenteil ist „man kennt sich beruflich“ im Prinzip die beste Bewerbung, die du machen kannst. Und aus der Sicht deines jetzigen Arbeitgebers ist es zwar, naja, „spicy“, aber auch für Arbeitgeber gilt: das Leben ist kein Ponyhof. Arbeitnehmer müssen nun einmal auch gucken, wo sie bleiben, und wenn ein Unternehmen bessere Bedingungen bietet, sei es Bezahlung, seien es Arbeitsbedingungen, sei es Arbeitsklima, dann ist es nicht verwunderlich, wenn dorthin Mitarbeiter abwandern. Das sollte die Firma idealerweise nicht den (Ex-)Mitarbeitern zum Vorwurf machen, sondern zum Anlass nehmen, sich zu überlegen, ob man sich als Arbeitgeber vielleicht auch einfach mal attraktiver machen kann. Und falls es wirklich auffliegt, obwohl der Wechsel nicht stattfindet: solange du selbst nicht auch in Unprofessionalität verfällst und beispielsweise krankfeierst oder so, was wäre denn schlimm daran, wenn deine Kollegen und Vorgesetzten wissen, dass du offensichtlich zwar nicht super unzufrieden bist (dann würdest du ja sofort kündigen), aber eben grundsätzlich einen Wechsel ins Auge fasst? Meine eigene Erfahrung mit „Andeuten, dass man vielleicht woanders hingeht“ ist ehrlich gesagt positiv, ich hab da mal eine Gehaltserhöhung bekommen…. Denn wie gesagt, ein vernünftiger Arbeitgeber wird sich an dieser Stelle dann auch mal fragen, ob er vielleicht etwas tun kann, um dich zu halten.
Übrigens, wichtig für dich ist einfach, dass du keine Betriebsgeheimnisse ausplauderst, in keine Richtung, das wäre verwerflich und wird von Arbeitgebern in der Regel auch ernsthaft verfolgt.
Was heißt denn riskieren? Es steht dir doch völlig frei dich woanders zu bewerben. Da kann man auch in der eigenen Firma offen mit umgehen. Damit erfährt man auch mal seinen „Marktwert“, auch wenn man vielleicht gar nicht ernsthaft vor hat zu wechseln. Also bitte: Bewerben und ausprobieren was an Reaktion von der neuen Firma kommt.