Bedeutung der zwölf Taten des Herakles?

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Herakles ist in der griechischen Mythologie ein Halbgott und ein Super-Held, von dem sehr viele Taten erzählt werden und der einige besonders außerordentliche Leistungen vollbringt. Damit überragt er auch andere griechische Heroen.

Alle 12 Arbeiten (welche dazu gehörten und welche Reihenfolge sie hatten, ist anfangs von den antiken Autoren zum Teil etwas unterschiedlich erzählt worden und erst später ist ein fester »Kanon« darüber enstanden; erzählt wird auch, es seien 10 Arbeiten verlangt worden, Eurystheus hätte aber 2 Taten nicht anerkannt, die Tötung der Hydra wegen Hilfe durch Iolaos und die Reinigung der Ställe wegen Verschweigens des Auftrags und Mithilfe der Flußgötter Alpheios und Peneios) sind wichtige Taten. Diese Gruppe von Taten ist insgesamt von großer Bedeutung. Von Herakles werden aber noch deutlich mehr Taten erzählt und manche davon sind ebenfalls sehr wichtig (z. B. sein Beistand für die Götter im Kampf gegen die Giganten und die Eroberung der Stadt Troia).

Zur Bedeutung der 12 Arbeiten sind mehrere Gesichtspunkte möglich:

  • Sühne für Tötung von Angehörigen: Herakles hat in Raserei eines Wahnsinns, in den ihn die Göttin Hera getrieben hat, seine Kinder, seine Ehefrau Megara und Kinder seines Halbbruders Iphikles getötet (es gibt Abweichungen, wen er genau getötet hat und in einer Nebenfassung geschieht die Tötung erst nach den 12 Arbeiten). Als sein Wahnsinn verschwindet, ist er sehr bekümmert und schämt sich. Herakles begibt sich in eine freiwillige Verbannung aus Theben. Er läßt sich von König Thespios von Thespiai rituell reinigen. Dann geht er nach Delphi (griechisch: Δελφοί [Dklphoi]) und befragt das Orakel des Gottes Apolllon. Die Pythia (weissagende Priesterin) sagt Herakles, er solle 12 Jahre im Dienst des Königs Eurystheus von Tiryns und Mykene (Zeus hatte verkündet, ein Nachkomme des Perseus, der geboren wird, werde in dessen Nachfolge eine weit ausgedehnte Herrschaft erhalten, Hera brachte ihn listig dazu, dies als verbindlich schwören und bewirkte dann eine Verzögerung der Geburt des Herakles und eine Beschleunigung der Geburt des Eurystheus, wodurch dieser – ein Vetter des Herakles - zuerst geboren wurde und nach nach göttlicher Festlegung Herrscher über ein großes Gebiet wurde) verbringen und von diesem ihm aufgetragene Aufgaben erfüllen.
  • schwierige, nahezu unlösbare/unerfüllbare Aufgaben: Mut, Kraft, Ausdauer, Intelligenz und Geschicklichkeit sind gefordert. Herakles bewältigt Aufgaben, die sehr schwierig sind, von normalen Menschen nicht erfüllt werden könnten und die zum Teil äußerst gefährlich sind. Eurystheus scheint bei dem Stellen einiger Aufgaben darauf zu hoffen, daß Herakles dabei umkommt. Es gibt Bezüge zu Tod und Unterwelt.
  • Unsterblichkeit als Belohnung für große Taten: Die Ausführung der Aufgaben bringt Herakles dem göttlichen Bereich näher. Die Gottheiten Athena, Hermes, Apollon, Hephaistos und Poseidon rüsten ihn mit Waffen bzw. Geräten aus. Die Pythia verkündete ein Versprechen, er werde nach Erfüllung der Aufgaben die Unsterblichkeit bekommen (Apollodoros, Bibliotheke 2, 73/2, 4, 12, 2). Nach dem Ende seines menschlichen Lebens, als Herakles - furchtbare Qualen leidend, weil sein Körper von Gift zersetzt wurde - auf dem Berg Oite einen Scheiterhaufen errichtete und sich verbrennen ließ, wurde er zu einem Gott erhoben und auf dem Olymp aufgenommen. Herakles bekam Hebe, Tochter von Zeus und Hera (diese war offenbar nun zur Versöhnung bereit), als Ehefrau. Indem Herakles seine hervorragenden Taten vollbrachte, hat er sich für ein Leben entschieden, das zur Unsterblichkeit führen konnte.


Apollodor, Bibliotheke : Götter- und Heldensagen. Herausgegeben,  übersetzt und kommentiert von Paul Dräger. Düsseldorf ; Zürich : Artemis & Winkler, 2005 (Sammlung Tusculum), S. 101/103:  
„ (72) Nach dem Kampf gegen die Minyer aber widerfuhr es ihm, daß er wegen der Eifersucht der Hera rasend wurde und sowohl seine eigenen Kinder, die er von Megara hatte, ins Feuer warf, als auch zwei von denen des Iphikles. Nachdem er sich deswegen selbst zur Verbannung verurteilt hat, wird er zwar von Thespios gereinigt, begab sich aber nach Delphi und sucht von dem Gott zu erfahren, wo er seinen Wohnsitz nehmen solle. (73) Die Pythia aber redete ihn damals zum ersten Mal als Herakles an; zuerst wurde er als Alkeides angeredet. Sie sagte aber, er solle seinen Wohnsitz in Tiryns nehmen, Eurystheus zwölf Jahre dienen und die aufgetragenen zehn Aufgaben erfüllen – und so werde er, behauptete sie, nach Erfüllung der Aufgaben unsterblich sein.“

  • Lebensweg der Vortrefflichkeit: Herakles vollbringt in mühevollen Anstrengungen große Taten. Es gibt eine Deutung, er habe sich damit für den Weg der Vortrefflichkeit/Tüchtigkeit/Tugend (griechisch: ἀρετή [arete]) und gegen einen Weg der Glückseligkeit (griechisch: εὐδαιμονία [eudaimonia]) mit einem bequemen Genießen vielfältiger Freuden entschieden.
  • Beseitigung von Ungeheuern: Zum Teil bestehen die Taten in der Tötung, Vertreibung, Einfangung oder Zähmung von Ungeheuern (Tiere oder menschengestaltige Wesen wie der dreileibige riesige Geryoneus/Geryones/Geryon). Herakles kann so als Wegbereiter und Schützer der Zivilisation erscheinen, indem Gegenkräfte ausgeschaltet werden.
  • teilweises Hineinspielen in das spätere Leben: Herakles trägt das undurchdringliche Fell des Löwen von Nemea (Löwenfell als eine ihn kennzeichende Ausrüstung). Herakles nimmt das Blut der Hydra von Lerna als Gift für Pfeile. An einem solchen Pfeil sterben die Kentauren Pholos und (nach Aufgabe seiner Unsterblichkeit) Cheiron. Herakles erschießt mit einem solchen Pfeil den Kentauren Nessos, der sterbend arglistig sein Blut dessen Ehefrau Deianeira als Liebeszauber anpreist, die später darauf zurückgreift und Herakles ein damit getränktes Hemd bringen läßt. König Augeias von Elis verweigert Herakles die Belohung für die Reinigung der Ställe von Rindermist. Herakles erobert nach schwierigen Kämpfen das Land, tötet Augeias und setzt dessen Sohn Phyleus, der zugunsten von Herakles ein Versprechen einer Belohnung bezeugt hatte und deswegen verbannt worden war, als König ein.