Beatles gleich überbewertet?
Ich höre öfters die Beatles seien "überbewertet". Wie seht ihr das?
9 Antworten
Überbewertet ist immer eine Frage der Perspektive.
Die Beatles haben weltweit einem ganz großes Publikum eine Musikrichtung eröffnet, die vorher in der konservativen, weißen Mittelschicht diesseits wie jenseits des Atlantiks verpönt war. Damals wurde jeder simple Backbeat als Provokation empfunden und ausgelassen feiernde und tanzende, oder gar ekstatisch kreischende Jugendliche galten als der Untergang des Abendlandes. Ganz zu schweigen von den bewusst tabubrechenden und provokant mit eindeutigen Zweideutigkeiten spielenden Texten vieler Rock'n'Roller. Die Beatles waren sowas wie ein Bindeglied und haben letztlich auch unangepassten Bands die Tür geöffnet. Kann man diese kulturhistorische Leistung überbewerten? Viele ihrer Songs sind richtig gut oder mitunter sogar richtungweisend innovativ. Auch das muss man wohl einfach anerkennen.
Häufig kritisiert wird, dass sie über weite Strecken wie weichgespült daher kamen. Das ist aber der Preis der Massentauglichkeit und der Preis der Akzeptanz durch die erzkonservative politische Elite und Behörden. Auftritte weniger angepasst auftretender Bands wurden damals noch regelmäßig verboten oder von ganzen Polizeihundertschaften gewaltsam abgebrochen, die hatten ernsthaft Angst vor dem Untergang der Kultur. Wer sich in der Rolle des Türöffners oder Bindeglieds wiederfindet, muss sich entweder in diese Rolle einfügen, oder er ist weg vom Fenster.
Ebenfalls häufig kritisiert wird, dass sie auch viele schwache Songs produziert haben. Aber welcher Künstler hat nur perfekte Songs? Gerade wenn eine Band wie am Fließband eine LP nach der anderen produziert, kommt es fast unweigerlich vor, dass auch schwaches Füllmaterial veröffentlicht wird, um die neue Platte schneller voll zu bekommen. Angesichts der großen Menge der Songs, kommt auch bei einem geringen Füllmaterialanteil in Summe einiges an schwachen Songs zusammen. Das schmälert aber nicht die Qualität ihrer guten Songs.
Die Beatles waren sicher nicht die weltbesten Instrumentalisten. Aber das waren verdammt viele andere auch nicht. Überhaupt kommt es höchst selten vor, dass Ausnahmeinstrumentalisten so massentauglich sind, dass sie es kommerziell bis ganz nach oben schaffen. Meist sind sie nämlich zu unangepasst für die Masse.
Ich finde, dass die Beatles keinesfalls überbewertet sind, sonst gäbe es in gewissen Abständen keine Welle von erfolgreichen Bands wie 1976 Klaatu, den sehr beatlelesken Auftritt von Bands wie Oasis in den 90ern oder aktuell die Manic Street Preachers.
Wenn Coverbands bei Stars in Concert im Estrel Convention Center Berlin auftreten oder die Gruppe "Rain", dann ist garantiert die Bude voll und das fast 50 Jahre nach Auflösung der Beatles.
Von den gut 200 Songs, die Beatles von 1962-1969 komponiert haben, wurden etwa 50 als Single ausgekoppelt und alle platzierten sich in den Top-Ten der britischen und amerikanischen Charts.
Als überbewertet würde ich andere Bands bezeichnen, mein Top-Kandidat sind dabei die Beach Boys.
Die Beach Boys haben meiner Meinung nach mit den Beatles die beste Musik ever gemacht. Ansonsten kann Ich hier zustimmten!
Nein, überbewertet sind die Beatles auf GAR KEINEN Fall.
Auch wenn längst nicht JEDER Song der Beatles wirklich gut war:
die hohe musikalische Qualität der Beatles (ab spätestens 1965) ist unbestritten und wurde nur sehr selten von anderen Bands erreicht.
Viele Beatles-Songs gehören mittlerweile - ohne Übertreibung - zur Weltkultur.
Dazu habe ich diverse Abhandlungen geschrieben und durfte auch Co-Autor zweier Werke sein:
Die BEATLES können nicht überbewertet werden !
Mit ihrer einzigartigen Musik, die sich von 1956 (Johnny and the Moondogs) bis 1970 (Trennung) stets wandelte / weiterentwickelte,
mit ihren Evergreens, die auch dieses Jahrhundert überdauern werden,
mit ihrem einzigartigen Charisma als Individuen und als Gruppe,
mit ihrer Prägung der gesamten Kultur eines ganzen Jahrzehnts,
mit ihrer unvergleichlichen Mentalität
und anderen Komponenten
steht die Band als einzigartig in der Musikgeschichte da,
selbst wenn die Stones noch 50 Jahre mit ihren in Eintönigkeit übergehenden Songs auftreten.
pk
Die Frage ist im Vergleich zu was? Warum hatten die so grossen Erfolg ... doch nicht, weil sie Götter waren (oder noch sind) an ihren Instrumenten. Darauf reduziert gibt es bestimmt virtuosere Musiker. Aber die Beatles waren zur rechten Zeit am rechten
Ort, was sonst nur ein paar wenige andere geschafft haben. Sie haben das geliefert, was der damalige Zeitgeist erfordert hat und die Musik ist Zeitgeschichte. Frag mich mal was vor zwei Jahren in den Charts war, ausser grosse Augen und einem Stirnrunzeln klingelt da nichts, aber ich kann eine grosse Menge an Beatlessongs erkennen und sogar noch mitsingen ohne gross nachdenken zu müssen. Von daher Nein, sind sie nicht. Meine Meinung wenigstens. Gruss
Sehe Ich genauso.