Auszeit von Schule wegen psychischem Zusammenbruch?
Ich bin 17 Jahre alt und mache gerade mein Abitur. Mir geht es psychisch schon lange nicht gut, das hat mit meiner Familiengeschichte zu tun. Mit meiner Mutter habe ich keinen Kontakt. Mein Vater, mit dem es auch sehr schwierig war und ist, da er sich wegen Depressionen nicht gut um mich gekümmert hat, hat vor einiger Zeit Darmkrebs diagnostiziert bekommen. Gestern hat er mir in einem Familienberatungsgespräch erzählt, dass er vermutlich noch ein, höchstens zwei Jahre zu leben hat. Man merkt, meine Situation ist nicht einfach. Gerade bin ich ziemlich fertig. Ich habe zwar in nächster Zeit mehrere Termine in meinem Beratungshaus und ich habe auch schon bei mehreren Psychologen angerufen, aber bis ich einen Termin bekomme kann vermutlich dauern. Und ob ich nach einen Erstgespräch angenommen werde, ist sowieso nicht klar. Nach meiner Vorgeschichte nun zu meiner Frage, ist es möglich für mich so kurzfrististig eine Auszeit von der Schule zu nehmen, bestenfalls mit Therapeutischer Unterstützung? Denn ich muss mich mit 17 gerade darauf gefasst machen Halbwaise zu werden, was aufrund meiner vorherigen destabilen psychischen Verfassung schwer ist, ich bin einfach fertig mit den Nerven. Ich kann mich im Moment wirklich nicht darauf konzentrieren zu lernen, aber halbherzig im Unterricht sitzen wird mit meine Noten zerstören. Hat Jemand Vorschläge an wen oder was ich mich wenden kann? Ich suche Hilfe. Danke im Vorraus.
5 Antworten
Hallo emmi968,
Es gibt verschiedene Möglichkeiten für dich, die sicherlich notwendige Hilfe in Form eines Aufenthaltes in einer Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik so schnell wie möglich zu erhalten.
Dein Hausarzt kann dich krankschreiben, aber er ist eigentlich nicht der Arzt, der sich optimal mit einer psychischen Erkrankung auskennt und nur selten die Wege kennt, wie man schnellstens einen Platz in einer guten Fachklinik, die psychotherapeutisch arbeitet, finden kann.
Dein Hausarzt kann dich an einen Facharzt für Psychiatrie, Neurologie und Psychiatrie überweisen, der nach einem persönlichen Gespräch die notwendigen Schritte einleiten kann.
Ein anderer Weg besteht darin, die Notaufnahme einer Klinik für Psychiatrie aufzusuchen. Man darf dich nicht abweisen und ein Arzt muss mit dir ein Gespräch führen, um sich ein Bild von deiner psychischen Verfassung zu machen.
Wenn er davon überzeugt ist, dass du unmittelbare Hilfe benötigst, wirst du sofort aufgenommen. Für den Zeitraum von etwa einer Woche bleibst du in dieser Aufnahmestation, hast täglich ein Arztgespräch und wenn es klar ist, dass du an keiner Psychose erkrankt bist (das erkennt der Arzt schon im Erstgespräch), beginnt man sofort mit der Suche nach einer für dich geeigneten therapeutischen Klinik.
In der Regel benötigt die Klinik etwa eine Woche für die Suche, danach wirst du weitergeleitet an eine Klinik für Psychotherapie, die einen freien Platz hat, zu dir optimal passt und wo die eigentliche therapeutische Arbeit beginnt.
Stelle dich auf einen längeren Aufenthalt ein. Wenn du dich schnell stabilisierst, sind es vielleicht 4 bis 6 Wochen, wenn dich deine Probleme sehr stark belasten und der Therapeut, der dich während der Therapie begleitet, davon überzeugt ist, dass ein noch längerer Aufenthalt dich noch besser stabilisieren würde, kann der Aufenthalt mit deiner Zustimmung auch auf 8 bis 12 Wochen verlängert werden. Außerdem kümmert sich die Klinik um die Fortsetzung der Therapie für die Zeit nach dem Aufenthalt und besorgt dir einen ambulanten Platz bei einem Psychologen.
Im Alter von 17 Jahren bist du noch nicht volljährig und du müsstest einen Erziehungsberechtigten einweihen, der die Zustimmung dazu gibt.
Hier kannst du dich über geeignete Kliniken informieren
https://www.jameda.de/kliniken/psychosomatik/fachgebiet/
https://www.klinikfinder-psychosomatik.de/
Alle Kliniken können auch direkt kontaktiert werden und du bekommst eigentlich immer genau erklärt, wie du schnellstens stationär aufgenommen werden kannst.
Hast du noch Fragen, kannst du mich auch über eine Freundschaftsanfrage direkt ansprechen.
Grüße, Dalko
Noch eine Ergänzung meiner Antwort:
Gerade bin ich ziemlich fertig. Ich habe zwar in nächster Zeit mehrere Termine in meinem Beratungshaus und ich habe auch schon bei mehreren Psychologen angerufen, aber bis ich einen Termin bekomme kann vermutlich dauern.
Wenn du schnell Hilfe benötigst, ist dieser Weg zu langsam. Bis du einen Therapeuten gefunden hast, hast du das Abitur bereits in den Sand gesetzt. Du benötigst ein sofortiges Unterbrechen der Schule, was dir nur gelingt über Krankschreibung und Klinikaufenthalt.
Und ob ich nach einen Erstgespräch angenommen werde, ist sowieso nicht klar.
Deine Vermutung ist richtig. Das dauert zu lange, ist zu unsicher und das Abitur kommt immer näher, die Zeit läuft dir weg und du gerätst unter Druck.
ist es möglich für mich so kurzfrististig eine Auszeit von der Schule zu nehmen, bestenfalls mit Therapeutischer Unterstützung?
Eine kurzfristige Auszeit geht nur über Krankschreibung, therapeutische Begleitung bekommst du dabei nicht oder nicht ausreichend. Du benötigst aber eine Auszeit, in der du intensive therapeutische Hilfe bekommst und die dich wieder so weit stabilisiert, dass du der Schule und dem Abitur wieder gewachsen bist und dich die kommende schwere Zeit durchstehen lässt.
Außerdem muss sich eine längere Psychotherapie bei einem Psychologen daran anschließen, der dich dann über einen Zeitraum von vielleicht einem Jahr oder länger begleitet und unterstützt. Alles das bekommst du am schnellsten und Zuverlässigsten über den Klinikaufenthalt.
Ich kann mich im Moment wirklich nicht darauf konzentrieren zu lernen, aber halbherzig im Unterricht sitzen wird mit meine Noten zerstören.
Du musst dir darüber im Klaren sein, dass du den nächsten Abiturtermin nicht wahrnehmen kannst. Wenn du ein gutes Abi machen möchtest, kommt nur die Unterbrechung deines Schulbesuchs infrage. Da bedeutet, dass du erst den nächsten Abiturtermin ein Jahr später einplanen kannst und du den gewohnten Klassenverband verlieren wirst. Das ist aber meiner Meinung nach der einzige gangbare Weg, um wieder leistungsfähig und stabil zu werden und unter viel besseren Bedingungen ein gutes Abitur zu machen.
Ein anderer Weg, den ich gegangen bin:
- Abbruch der Schule
- schneller Einstieg in eine sinnvolle Therapie wie in meiner ersten Antwort beschrieben
- einen Job suchen und sich auf die externe Reifeprüfung vorbereiten
- oder alternativ eine Berufsausbildung beginnen (mein Weg)
- Nebenbei auf die externe Abiturprüfung vorbereiten
- Externe Abiturprüfung in 2 bis 3 Jahren
- beginn eines Studiums
Ich habe diesen Weg gewählt und mein Studium erst einige Jahre später aufnehmen können. Bis auf den Zeitverlust hat es mir nicht geschadet, denn ich habe mich damals zuerst psychisch stabilisiert und dann mit einer viel positiveren Einstellung und neuer Kraft die anstehenden Aufgaben bewältigt.
Du kannst dich krank schrieben lassen oder auch beurlauben lassen. Ich war ne zeit lang krank geschrieben und war stationär in einer Klinik.
Eine Klassen Kameradin ist beurlaubt wegen Klinik Aufenthalt. Mit therapeutischer Hilfe geht das besonders gut, aber auch der Hausarzt kann weiter helfen
"Muss ich dazu stationär in eine Klinik? "
Es gibt auch Tageskliniken, ob das aber dann besser oder nicht sogar erst recht stressig ist, muss man im Einzelfall entscheiden
"Und das krankschreiben, übernimmt das mein Hausarzt?"
Kann er tun, ja.
Möglich das er dich aber auch an einen Facharzt überweist.
Dir wurde die Frage ja schon beantwortet. Aber ich geb auch noch mal meinen Senf dazu :) Nein du musst nicht in eine Klinik dafür, ich war auch schon mehrere Monate von meinem Arzt krankgeschrieben ohne Klinik Aufenthalt. Wichtig ist nur, dass dieser auch weiß was Sache ist. Ihm etwas vor zu lügen bringt da nicht viel :)
Wenn es dir richtig schlecht geht, dann geh einfach ins Krankenhaus. Dort wirst du dann notfallmäßig stationär aufgenommen. Das Schuljahr kannst du auch nachholen. Wenn du einmal drinnen warst, dann geht das auch mit der ambulanten Therapie schneller. Oder morgen zum Hausarzt und die Situation schildern, dann überweist der dich so schnell es geht.
Möglich wäre eine Krankschreibung und überbrückend eine medikamentöse Therapie.
Da kurzfristig eine stationäre Therapie o.ä. zu bekommen, dürfte wohl im Regelfall nicht klappen. Vielleicht wäre es aber eine Möglichkeit, einige Tage oder Wochen zu Bekannten oder Verwandten zu gehen um ein bisschen Abstand zu haben und einen klaren Kopf zu bekommen?
Das mit der Krankschreibung kannst du mit deinem Hausarzt abklären und ansonsten könntest du mal nach einer Beratungsstelle schauen. Diese bieten zwar keine Psychotherapie an, aber du kannst da zumindest mal mit jemandem darüber sprechen, was ja auch schon ein Anfang ist.
Zur Beratung geh ich schon, da hab ich auch schon mehrere Termine für die nächste Wochen ausgemacht. Außer zu meinem Vater hab ich keinen Kontakt zur restlichen Familie, schon seit ich klein bin. Kann mich mein Hausarzt aus psychischen Gründen krankschreiben, auch wenn ich noch keinen Psychologen habe? Und Medikamente würde ich zwar ungern nehmen, aber wer würde mir die überhaupt verschreiben? Darf mein Hausarzt das?
Das du zur Beratung gehst ist eine gute Sache, da hast du dann zumindest einen Ansprechpartner, gerade wenn du offenbar niemand in der Familie hast, mit dem du darüber reden kannst.
"Kann mich mein Hausarzt aus psychischen Gründen krankschreiben, auch wenn ich noch keinen Psychologen habe?"
Ja, das kann er.
"Darf mein Hausarzt das?"
Ja, auch das darf er, evtl überweist er dich aber auch zum Facharzt.
Da brauchst du auch keine Sorgen zu haben: Die Medikamente die hier standardmäßig verordnet werden (z.b. Opipramol) wirken relativ sanft und leicht stimmungsaufhellend. Ein Wunder darfst du dadurch natürlich aber dann auch nicht erwarten, aber evtl macht es die Zeit bis zur Therapie oder auch während der Therapie etwas leichter erträglich.
Pflanzlich konntest du auch Dinge wie z.b. Johanniskraut probieren, das wirkt auch stimmungsaufhellend, wenn natürlich auch nicht so stark. Solltest du aber Medikamente nehmen, solltest du das in jedem Falle erst mit deinem Arzt absprechen.
Muss ich dazu stationär in eine Klinik? Und das krankschreiben, übernimmt das mein Hausarzt?