Aufgaben des Berufskraftfahrers

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Also das Be- und auch das Entladen ist offiziell die Angelegenheit des Versenders, im Berufsalltag sieht es jedoch so aus, dass Du da meist mit ran musst. Für die Ladungssicherung bist Du verantwortlich (und achte da auch immer schön drauf, die Gewalt, die hinter der Flugkraft steckt ist erstaunlich). Der Transport der Ware- also das ´Fahren´ gehört natürlich als Hauptaufgabe dazu, desweiteren natürlich auch die Beachtung der Fahrzeiten. Ob nu´ die alten Schaublätter- oder mit´m neuen digitalen Tacho... überschreitest Du Deine Fahrzeiten, wird´s bestenfalls ein teurer- schlimmstenfalls ein fataler ~Spaß.

Interessant ist der Job dann, wenn Du nicht das alltägliche Gedöns durch die Gegend transportierst, Dich also den Sonder-/ Gefahrgut-/ Großraum- oder Schwertransporten widmest. Wenn Du Dich dann noch statt ´nur´ im nationalen, im internationalen Raum bewegst, siehst auch ein bißchen was von der Welt- und nicht nur die langweiligen Autobahnen mit den aggressiven PKW-Fahrern*. Schlicht und ergreifend deshalb, weil Du gerade mit Übermaßen in Frankreich, Italien und Spanien nicht durch die Mautstellen passt und daher gemütlich auf den Nationalen (Bundesstraßenählnich) durch die Landschaft juckelst.

aggressive Autofahrer. *Die breite Masse der PKW-Fahrer besteht aus lieben, netten Menschen... sobald sie jedoch in ihren Wagen steigen, schaltet jeglicher gesunde Menschenverstand ab, werden zu egoistischen, anarchistischen Verkehrsteilnehmern. Der LKW-Fahrer wird zum persönlichen Feindbild erklärt und wehe, wehe Du wechselst mal die Spur... vor ihren Wagen. Gnade Dir Gott... . Du glaubst gar nicht, wie dicht die dann auffahren um Dir zu ´zeigen´, dass Du sie ~behinderst (der reelle Zeitverlust den sie erleiden, liegt meist unter einer Minute), wie bescheuert sie an Dir vorbeifahren bei der erstbesten Gelegenheit nur um DANN direkt vor Dir in die Eisen zu gehen um Dich auszubremsen- um Dich zu ´bestrafen´ für Dein ´frevelhaftes´ Benehmen. Beschränkt bis zum umfallen... und vor allem aber- saudumm und saugefährlich. Paradox an der Geschichte ist, dass ein jeder Autofahrer, der so etwas macht, niemals im Leben zu dem nächstbesten ~Bürgersteigverleger (oder wie auch immer die Typen sich nennen^^) gehen würde um ihm die Schaufel aus der Hand zu treten, nur weil er ihnen im Weg war. Dem Kraftfahrer aber, der ja nicht zum Spaß die Straße nutzt, der da arbeitet genau wie der Baustellentyp, der wird verteufelt und ~zumindest verbal- hingerichtet. Es muss schrecklich schmerzhaft sein, sein Hirn als PKW-Fahrer zu nutzen. Da ist dann die Rede von ´Elefantenrennen´... die PKW-Fahrer können gar nicht ermessen, wie nervig es ist, wenn Du mit Deinem Zug 80-85 km/h fahren kannst, vor Dir aber ein Kollege mit 65-75km/h juckelt, weil eine leichte Steigung für seine Maschine zu steil ist, bzw. die Fracht zu schwer. Durch die zum Teil groteske Terminlegung verlierst Du auf die lange Strecke dadurch tatsächlich viel Zeit, Zeit die Du benötigst um Deinen Dir vorgegebenen Terminen gerecht zu werden. Desweiteren parken die auch noch auf den Autobahnraststätten und Autohöfen wie die Toastbrotvollhonkfraktion. Lange LKW-Stellplätze werden von ihnen genutzt, weil sie dadurch 100m Weg zur Raststätte einsparen. Das der zum Pausieren verpflichtete Kraftfahrer nicht auf deren Stellplätze passt, ist ihnen vollkommen egal.Alles in allem, ein schöner Beruf. Wenn Du aber Familie hast - und die auch sehen möchtest, nichts für Dich. Wenn Du aber keine hast; nicht dazu neigst Dich schnell zu langweilen und Du bereit bist, auch mal mehrere Wochen fern von der Heimat zu verbringen. Ist er wunderbar. (ich sag Dir^^... Großraumtransporte- das macht Spaß^^)


machhehniker  24.07.2012, 08:04

DH, die Erklärung über aggresive Autofahrer kann man tatsächlich mit schmunzeln lesen. Mit den Elefantenrennen sehe ich es warscheinlich gleich, würde es aber anders ausdrücken. Dafür Verantwortlich ist doch hauptsächlich der Geschwindigkeitsbegrenzer. Jeder fährt nur noch Vollgas und wenn der aufläuft überholt der (mit Geschwindigkeitsdifferenz +5Km/h bei jeder Windboe und Bodenwelle und -2Km/h wenn es bergab geht). Überholen muss man irgendwie weil weiter vorn ne Steigung mit Überholverbot kommt. Auf einer 3-Spurigen Autobahn mit 120Km/h beschränkter Geschwindigkeit ist es den Autofahrern ja nicht zumutbar ganz nach links rüberwechseln zu müssen wenn sie überholen wollen. Als Lkw-Fahrer weiss man allerdings ne halbe Stunde mit 30Km/h festzuhängen statt mit 80-90Km/h hochblasen zu können wenn man den jetzt nicht überholt.

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RainerB76  23.07.2012, 17:18

Dickes fettes "Daumen hoch" für die "aggresive Autofahrer"-Erklärung. Könnte ich nochmal 5 Däumchen geben, würde ich es noch fünfmal tun...... Sehr treffend und der Wahrheit entsprechend, auch wenn es die "braven PKW-Fahrer" abstreiten.

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das be- und entladen des lkw sollte NICHT zum berufsbild gehören, sondern nur die überwachung dieser vorgänge. egal ob sattel-oder hängerzug, allein das öffnen und schließen der planen(en) ist wahrlich arbeit genug. wenn du dann auch noch in irgendeiner "windigen ecke" , wie das z.b. häfen meistens sind, deine "segel" hochgeworfen hast, hast du schon genug damit zu tun, die ladefläche für stapler und ladepersonal offen zu halten. bezüglich der fahrzeugpflege hatte ICH das glück, dass ich mich nur auf die üblichen kontrollen im fahrbetrieb beschränken konnte. wochenends wurden dann ölwechsel, kleinere reparaturen usw. "automatisch" in der firmeneigenen werkstatt vorgenommen. die fahrer hatten wochenende und es schraubten nur die an ihren fahrzeugen herum, die besondere anforderungen an ihre autos stellten (radkappen, kuhfänger und anderes gedöns)

Nur noch schnell eine Antwort aus der "anderen Fraktion", die des Kipperfahrers auf Baustellen.

Ja, auch das sind Berufskraftfahrer.

Auch das kann sehr vielseitig sein, wenn man auch die Autobahn nicht zu Gesicht bekommt. ( ich persönlich vermisse sie nicht )

Bei mir ist es im Normalfall so, dass ich durchschnittlich alle 3 Tage auf einer neuen Baustelle bin. Mal mit, mal ohne Anhänger, mal in der Stadt oder irgendwo abseits. Mal Kies, Schotter, Boden oder Bauschutt, mal heißer Asphalt. Mal stressig, mal eher ruhig.

Das kann auch abwechslungsreich sein und Langeweile kommt eher nicht auf. Die zusammenhängenden Lenkzeiten halten sich in Grenzen, trotzdem der Tag auch "normal" so um die 10 Std hat. Aber man ist auf jeden Fall jeden Tag wieder zu Hause, wenn man auch morgens noch nicht sagen kann, wann Feierabend ist.

Beladen wird man da ja, obwohl man es auf manchen Baustellen notfalls auch selber machen muß, wenn man eine Baumaschine bedienen kann. Selber entladen ( Abkippen ) ist klar. Fahrzeugpflege, Wartung und auch Reparaturen gehören bei uns dazu ! Von der Blinkerbirne bis zum Kupplungswechel usw. . Das ist bei einer kleineren Firma ( 8 LKW ) aber nicht unnormal, wenn es Mitarbeiter und einen Chef mit Fachwissen dazu gibt.

Dein persönliches Auftreten beim Kunden und Dein Können sind das Aushängeschild für Deine Firma !! DU bist der Repräsentant ! So wie Du Dich da gibst, so wird Dein Arbeitgeber eingestuft !! Wovon natürlich Folgeaufträge abhängen können oder auch nicht !

Der Beruf des Kraftfahrers ist nicht nur Lenkrad drehen und "aus dem Fenster gucken", er ist hart genug. Man bewegt auf der Straße bis zu 40 to ( da gelten ganz andere physikalische Größen als bei'm PKW ) , man hat viele gesetzliche Vorgaben zu beachten ( Lenkzeiten, Gewicht, Geschwindigkeiten ( 60, Autobahn 80 ) ), der Sichtbereich hat viele tote WInkel in alle Richtungen, die man nur durch durch 5 Spiegel kontrollieren kann. ( Einen PKW, der genau quer vor der Stoßstange steht, sieht man nicht aus 2,70 m Augenhöhe !!! Da hilft nur der Frontspiegel )

Was ich damit sagen will, LKW-Fahrer haben eine weitaus höhere Verantwortung im Strassenverkehr, da für sie hinter dem Lenkrad ganz andere Anforderungen gelten als für den PKW-Fahrer, der sie nur als Hindernis sieht. 40 to bedeuten ein Gewicht von ca. 28 Mittelklasse-PKW's. Und wir wollen nicht zum Bäcker oder zu Aldi oder in's Freibad, wenn wir da auf der Strasse sind. Wir machen da unsere Arbeit, die allen nützt. Und wir wollen unfallfrei unseren wohlverdienten Feierabend geniessen !


bestatterhh  23.07.2012, 21:24

ja, vollkommen richtig.

Sehr schön auch der Hinweis auf das Auftreten des Fahrers- das ist vollkommen richtig. Kommt da Klappspaten XY, ungepflegt und nuschelnd dem Kunden entgegen... da empfindet der womöglich Zweifel bezüglich der Erteilung weiterer Aufträge.

Und stimmt, wenn man jeden Abend daheim sein möchte- und die Möglichkeit durch diese Sparte der Kraftfahrerei hat- sofort nutzen. Stelle ich mir auch sehr abwechslungsreich vor. Habe ich allerdings nie erleben dürfen, da ich mich nur im Yachttransport bewegte (immer Richtung Meer ;) )

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Zunächst mal ist die Hauptaufgabe zu fahren, also alles das was nahezu alle Menschen benötigen oder wollen zu transportieren um den Besitz und die Fertigung dieser Dinge überhaupt Möglich zu machen. Be- und Entladen ist eigentlich Sache der Verlader, aber heutzutage sieht das gern anders aus. Beim Beladen muss man eigentlich ohnehin anwesend sein weil man für die Ladungssicherung verantwortlich ist und dazu auch gehört wie geladen wird.

Weitere Aufgaben richten sich nach der Firma. Ich kenne Firmen die von ihren Fahrern verlangen jeden Freitag Nachmittag (und ggf Zwischendurch) den kompletten Lastwagen innen und aussen zu reinigen, andere Firmen wo man halt durch die Scheiben noch was sehen muss. Es gibt Firmen bei denen man nicht mal ne Glühbirne selbst wechselt bis hin zu Welchen in denen man auch selbst Reparaturen durchführt (bis zu dem Grad wie das Können reicht).

Ich bin in einem Fuhrunternehmen für Schüttgüter (Baustellenkipper) mit 9 Lkw angestellt. Beladen wird man da gewöhnlicherweise, ich mache dies auch manchmal selbst aber von einem Lkw-Fahrer kann man nicht automatisch voraussetzen dass der auch Baumaschinen bedienen kann. Abladen übernimmt allermeist (es sei denn man hat mal Palettenware oder sonstige Baumaterialien drauf) die Kippeinrichtung, also macht man selbst. Hat man klebrigen Aushub geht man ab und an auch mit Schaufel oder Spaten auf den Kipper und reinigt den von Hand. Wartungen wie Öl oder Wasser kontrollieren und ggf nachfüllen erwarten wir von jedem Fahrer selbst, auch Reifen wechseln macht bei uns der Fahrer. Wenn er es kann montiert oder flickt er sie auch. Reparaturen machen die restlichen Fahrer nur noch bedingt. Klar können die selbst kleine Reparaturen wie Lichter, Spritzlappen, evtl auch Bremse wechseln selbst machen. Bei komplizierteren Sachen komme dann ich oder mein Chef ins Spiel. Wir machen dann aber nahezu Alles am Fahrzeug, bis hin zu Motorüberholung und Getriebereparatur.

Papierkram (Ladungslisten, Spesenabrechnung usw.). Laden und Entladen muss nicht jeder Kraftfahrer selber. Hängt vom Arbeit- bzw. Auftraggeber ab. Es gibt bestimmt noch ein paar mehr Aufgaben, mir fallen aber spontan keine weiteren ein.