Asperger denkt an Schluss machen weil er Zuhause alleine sein muss?
Hallo :) Mein Freund ist Asperger und wir wohnen seit 2 Jahren in einer 2-Zimmer Wohnung zusammen. Ich wurde durch ihn zum ersten Mal mit Asperger konfrontiert. Er hat mir letztens mitgeteilt, dass er zu Grunde geht weil er kaum mehr allein ist. Er hat sogar an Schluss machen nachgedacht als Art Kurzschlussreaktion > Er weiß keine schnelle Lösung dafür > Fühlt sich hilflos > Weiß nicht mehr weiter. Er sagt jedes Mal dass er mich sehr liebt und es nicht an meine Person liegt, das wäre mit jedem anderen so. Nur um klarzustellen, ich gebe ihm Zuhause Freiraum, gebe Rücksicht, gehe immer vor ihm ins Bett, damit er danach mindestens 2Std. für sich hat. Er erklärt mir, dass er nur 100% Energie zurückbekommen kann wenn er komplett allein ist. Er hat zum ersten Mal mit wem (außerhalb der Familie) zusammen gelebt und wusste am Anfang nicht, dass er damit überhaupt nicht klar kommt.
Es ist iwie verletzend zu hören, dass sozusagen ich ihn so sehr runterziehe. Ich wünschte ich könnte seine Komfortzone sein, aber das wird nie sein. Weil ich mich mittlerweile mehr über Asperger informiert habe, verstehe ich sein Empfinden, für das er nix kann. Er selbst wünschte es wäre anders. Ich kann dennoch mit dem Ganzen schwer umgehen, weil ich mich, gerade wenn der Partner da ist, entspannen kann und ich es einfach sehr schön finde mit dem Partner zusammen zu leben.
Ich werde uns zu Liebe nächstes Jahr ausziehen. Ich würde dennoch gerne wissen, ob so eine extreme Reaktion (an Schlussmachen denken) weil man das Alleinsein so sehr braucht, nachvollziehbar für andere Asperger (oder die mit Asperger zu tun haben) ist oder ob es doch irgendwo an mir liegt? Ich bin sehr verunsichert, da ich so etwas überhaupt nicht kenne. Eher das Gegenteil, dass man nach einem Tag der Abwesenheit den Partner schon sehr vermisst.
Danke falls sich jemand die Mühe gibt, Alles durchzulesen <3
8 Antworten
Erstmal gibt es nicht "den Autisten" oder "den Asperger". Autismus ist ein Spektrum und jeder ist da etwas anders. Daher kann man schlecht von den Bedürfnissen eines Aspergers auf die von anderen Betroffenen schließen.
In diesem Sinn, ich bin selbst Betroffene. Ich kann den Drang nach einem Rückzugsort nachvollziehen, vor allem in einer 2-Zimmer-Wohnung. Mit einer anderen Person zusammen zu ziehen, kann ich mir tatsächlich nur in einer Wohnung vorstellen, die mindestens so groß ist, dass ich mindestens einen Raum habe, in den ich mich auch mal zurückziehen kann - bspw. ein Büro oder sowas wie ein Gästezimmer. Wir bräuchten also mindestens 3 bis 4 Zimmer, damit das für mich funktionieren kann.
Dauerhaft auf 2 Zimmern mit einer anderen Person zu leben, könnte zu einer Belastung werden und dann wird es kniffelig. Dadurch kann es schnell passieren, dass man eben die andere Person perse als Belastung wahrnimmt und dann ist der Gedanke an Trennung auch nicht mehr soweit weg. Allerdings würde ich auch erstmal versuchen diese enge Wohnsituation zu ändern und dann schauen, ob sich dadurch auch die ganze Situation wieder entspannt.
Tut mir leid, ich komme tatsächlich aus einer ganz anderen Ecke.
Es gibt ja noch die Option getrennte Wohnungen, ohne sich als Paar zu trennen.
Autisten brauchen - unterschiedlich stark - ihre Ruhe vor diversen Reizen, die von Menschen ausgehen.
Manchen reichen ein paar Stunden, andere benötigen Tage
Das hat nichts mit dir zu tun.
Lieben Dank für deine Antwort! Ja ich habe davon gelesen dass Autisten oft mit Reizüberflutungen zu kämpfen haben. Ich finde es sehr aufschlussreich, dass du schreibst, dass manche wirklich Tage Ruhe brauchen. In meinem Umfeld nämlich kenne ich das so nicht.
Und Danke, dass du am Ende nochmal betonst, es nicht persönlich zu nehmen. Hilft mir irgendwie das zu hören.
Meine Ex-Frau hatte kein Asperger und konnte trotzdem Nähe und Zärtlichkeit nicht annehmen oder geben, das stelle ich mir bei Asperger sehr viel schwieriger vor - ich persönlich könnte das nicht, ich bin damals an der ausgestreckten Hand 'verhungert'. Wünsche dir, dass du deinen Weg findest - ich fürchte, in diesem Fall musst du eine egoistische Entscheidung treffen, jeder Autist tut das auch.
Ich finde den Vorschlag von kiniro gut, getrennte Wohnung, aber zusammen leben, für eine durchaus gangbare Lösung. Viele Paare machen das zwangsweise. Das ist natürlich finanziell und organisatorisch gesehen ausserordendlich ungünstig.
M.48.verh.
Hmm mein Tipp kopfhörer aufsetzen und Meditieren oder 432 khz Musik hören. Er kann lernen sich von innen zu entspannen.
Martin Wehrle auf YouTube ist auch aspi und hat schöne Meditationen.
Mir hilft das sehr gut und ich bin seit 20 Jahren mit meiner Frau zusammen.
Hallo. Danke für den Vorschlag, werde ich ihm vorschlagen. Wünsche dir und deiner Frau alles Liebe weiterhin!
Hallo WitchesAndCats. Danke für deine ausführliche Antwort! Da du davon selber betroffen bist, kennst du vielleicht eine gute Anlaufstelle für Asperger im Raum Köln oder Düsseldorf? Also wo man Gespräche führen kann, therapeutisch gute Hilfe bekommt? Natürlich kannst du jetzt auch sehr weit weg wohnen, aber fragen kostet ja nix :)