Asiatische Eltern, Ratgeber?

4 Antworten

In Asien ist der Konkurrenzkampf, das Sozialprestige und das elitäre Denken Teil der Kultur. Liegt wahrscheinlich daran, dass in einem derart bevölkerungsreichen Gebiet nicht für jeden ein Platz an der Sonne übrig ist.

Meine Frau ist gebürtige Asiatin und berichtete unter anderem folgende Erlebnisse:

  • Ihre Tante weigerte sich für 1 Jahr, mit ihr zu sprechen, weil sie in der Schule einen Notendurchschnitt von 2,3 hatte. Als der Notenschnitt wieder 1,8 war, lud die Tante sie wieder jede Woche zu sich nach Hause ein.
  • In der Schule hängen in jeder Klasse Listen, wo die Schüler nach Punktestand sortiert sind. Gehört man zum unteren Drittel dieser Liste, ist man automatisch Mobbingopfer und die Zielscheibe aller Lehrer.
  • Sind die Haare einer Schülerin oder eines Schülers 2 cm zu lang, wird das Kind der Schule verwiesen, bis es die Haare geschnitten hat.
  • Abweichungen von der Norm (wie Piercings, gefärbte Haare, westliche Frisuren oder abweichende Farbe der Schuluniform) werden ebenfalls mit Verweis bestraft.
  • Ist ein Mann mit 30 Jahren nicht beruflich erfolgreich, verheiratet und Vater, gilt er in der Gesellschaft als "verantwortungslos", "Vergnügungssüchtig", "seltsam" und wird aus der Gemeinschaft ausgegrenzt.
  • Asiatische Schauspieler, Popstars, Sportler und Artisten durchlaufen meist bereits als Kinder eine mehrjährige Ausbildung mit internatsmäßiger Unterbringung. Sie sehen ihre Familie nur einmal im Jahr, und üben täglich zwischen 12 und 16 Stunden, 7 Tage die Woche. Dabei werden sie vom Management kontrolliert.

Es ist also kein Wunder, dass Asien zivilisiertere, top-gebildete Karrieremenschen hervorbringt. Leider bleibt die Kindheit, die Psyche und die Freiheit dabei aber oft auf der Strecke.

Überlege dir also gut, was du aus Asien übernimmst, und was nicht.


Matumbaba 
Beitragsersteller
 05.02.2021, 11:05

Ich möchte mich hier nochmal ausführlicher fassen.

Mein Ziel ist es nicht mein Kind nach asiatischen Drill Vorbild zu einem Wunderkind zu erziehen. Jedoch bestätige ich deine Aussage das eben nicht für jeden ein Platz an der Sonne verfügbar ist.

Durch eigene Erfahrungen bin ich zu dem Entschluss gekommen das eine freie Entfaltung des Kindes kontraproduktiv ist weil es meiner Meinung nach die falschen Werte vermittelt.

Ich strebe eine Mischung aus dem asiatischen Erfolgsmodell an und aus dem westlichen Erziehungsmodell. Wenn ich vielleicht 10% von dem mache was eine asiatische Obermama macht ist das für mich genug aber ich kann ja nur etwas lernen wenn ich mir das extrem Beispiel anschaue.

Ich weiß das Verlierer sein im Leben keinen Spaß hat und möchte meinem Kind so ein Schicksal ersparen. Es ist besser ein Studium in Teilchenphysik zu absolvieren und dann Bäcker zu werden anstatt Bäcker zu sein und jegliche Grundlagen für so ein Studium nicht zu besitzen.

Es ist besser man hat Disziplin und Ehrgeiz gelernt und entscheidet sich irgendwann bewusst für ein Leben als Landstreicher als das man nie eine Wahl gehabt hätte weil man von Kindesbeinen an das falsche beigebracht bekommen hat und nicht weiß wie Disziplin überhaupt geht.

Zusätzlich weiß ein Kind noch nicht was das Beste für es selbst ist. Beispielsweise bei der Schulwahl nach der Grundschule. Das Kind will immer dorthin wo seine Freunde sind. Wenn die meisten Schüler aber in die Förderstufe gehen oder auf die Realschule dann möchte das Kind ebenfalls dorthin obwohl es vielleicht im Gymnasium besser aufgehoben wäre. Da als Elternteil nachzugeben halte ich für falsch.

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frostfeuer85  05.02.2021, 11:14
@Matumbaba

Ja, ich verstehe dich gut und meine Frau und ich sind – obwohl wir selbst psychisch geschädigt sind durch unsere elitäre Erziehung – keine Anhänger von "laissez-faire" Erziehung oder Kuschelpädagogik.

Unsere Tochter muss auch Leistung bringen und sich an Regeln halten, dafür bekommt sie aber im Gegenzug auch viel Liebe und Anerkennung.

Ich denke, es ist wichtig, nicht nur zu fordern, sondern das Kind auch zu begleiten, so dass es sich mit den ehrgeizigen Zielen nicht allein gelassen fühlt.

Unsere Tochter möchte sogar aus freien Stücken mehrere Instrumente und Sprachen lernen, interessiert sich für Kunst, Kochen und Technik, einfach weil sie das bei uns so vorgelebt bekommt.

Das ist glaube ich noch wichtiger als irgendwelche Erziehungsmethoden: Dass man selbst als Eltern mit gutem Beispiel voran geht und als Eltern ordentlich, höflich, aktiv und diszipliniert ist.

Das Kind darf ruhig auch mitbekommen, dass Geld hart verdient ist, und dass eben nicht immer für alles Geld da ist. Auch unsere Tochter denkt manchmal, weil wir Fernreisen mit ihr machen und sie immer das neueste Lego Modell bekommt, dass dieser Wohlstand selbstverständlich ist.

Um dem gegen zu steuern, diskutieren wir finanzielle Themen und Konflikte auch mal bewusst vor dem Kind, damit es sieht, dass das alles nicht auf Bäumen wächst.

Bei den meisten "asozialen" Kindern und Jugendlichen reicht ein Blick auf die Eltern, um zu wissen, weshalb diese so sind, wie sie sind. Ein Vater, der dem Kind sagt "Bring gute Noten, sonst knallt's!", aber selbst hockt er jeden Abend besoffen in der Kneipe, ist kein gutes Vorbild und diesen Vater würde ich als Kind auch nicht ernst nehmen.

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Matumbaba 
Beitragsersteller
 05.02.2021, 11:24
@frostfeuer85

Genau das was du beschreibst ist mein angestrebtes Ziel. Ich hatte keine wirkliche Erziehung in meinem Leben genossen und meine alleinerziehende Mutter war schlichtweg nach dem tot meines Vaters überfordert mit mir.

Die Grenzen musste ich mir selbst setzen was dazu führte das keine Grenzen vorhanden waren. Ich kam mit Autorität nicht klar, lehnte mich gegen Lehrer auf, verkackte die Schule, bekam keine Ausbildung.

Es vergingen viele Jahre und Tränen bis ich Stück für Stück Disziplin erlernen musste und Lebenserfahrung angesammelt hatte um selbst soweit in die Zukunft blicken zu können um zu sehen, dass das kein gutes Ende nehmen würde.

Ich lernte viel selbstständig, bestand einen Aufnahmetest, glänzte im Vorstellungsgespräch so sehr das der Arbeitgeber sprachlos war und absolvierte eine Ausbildung. Anschließend studierte ich über eine Fernschule, neben dem Beruf.

Klare Regeln sind wichtig, Grenzen, Forderungen, Förderungen aber auch Belohnungen. Wie ein Zitat was da heißt "alles hat seine Zeit".

Es gibt Zeiten für Spiel und Spaß aber genauso muss man auch Zeiten haben in denen man etwas tun muss. Das macht die spaßigen Zeiten noch besser.

Alles auf Basis von Liebe. Ich möchte mein Kind schließlich nicht brechen. Genauso wie das Kind reift und wächst will auch ich an mir arbeiten und zu dem Vorbild werden das ich mir selbst gesetzt habe. Es ist eine gemeinsame Reise.

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Es gibt im Internet einige Berichte darüber, auch kenne ich jemanden in Hongkong, deren Tochter schon im Kindergartenalter anfing (anfangen sollte), Klavier zu spielen, zu programmieren usw. ...

Die Eltern sind auch die Besten in der Schule gewesen und haben heute eine entsprechende berufliche Stellung.

Jedoch gibt es seitens der Schule des häufigen Beschwerden darüber, dass die Tochter soziale Defizite aufweist, keine Freunde hätte, sich nicht mit anderen Leuten unterhalten kann usw. ... Dabei wollten die Eltern immer nur das Beste...

Genau solche Probleme gibt es bei so geförderten Kindern sehr, sehr oft.

Auch wenn du meinst, nur das positive aus solchen Büchern rauszupicken, denke ich, dass es für das Leben, für die Erziehung keine Anleitung gibt! Jeder Mensch, jedes Kind funktioniert anders und gerade als Elternteil sollte man ein individuelles Gespür dafür entwickeln 😊

Ich kenne da jetzt keinen Ratgeber, aber vieles in dem Zusammenhang basiert einfach auf diesen Punkten:

In jungen Jahren, also vor dem 5. Lebensjahr muss das Kind idealerweise schon seine Profession gefunden haben. Dies geschieht, indem es etwas ab 3 zu diversen professionellen Schulen geht um zu sehen ob Talent für das eine oder das andere gegeben ist. Dabei verlassen die Eltern sich auf das Urteil der Fachleute. Wenn das nix ist, dann zur nächsten. Die Eltern pumpen unendlich viel Geld in die Ausbildung.

Ein weiterer Punkt ist schon angesprochen worden, die Konkurrenz ist in China sehr hoch. Und das Konkurrenzdenken spornt an, immer besser zu werden. Das geschieht nicht unbedingt auf Druck der Eltern oder der Lehrer, sondern auch einfach bei den Kindern untereinander.

Der Unterricht wird nicht oder sehr selten mit erhobenem Daumen gemacht, sondern mit erhobenem Zeigefinger. Es wird gezeigt was schlecht war, wo noch Luft nach oben ist. Ein "hast du toll gemacht, weiter so" ist fast ausgeschlossen. Meist ist es ein "das hier geht grade so, aber das das das und das ist schlecht." Manchmal werden Tipps zur Verbesserung gegeben. Oft muss das Kind durch Übung auch selber drauf kommen.

Nein, solche Wunderkinder, die du beschreibst, gibt es überall auf der Welt, in den USA, in Indien und auch in der Schweiz (Mathematikgenie). Eigentlich überall. Maximilian Janischs IQ liegt bei 149+ und sprengt somit die gängige Skala. Die Primarschule brachte er in drei Jahren hinter sich, die Mathematik-Matur absolvierte er mit neun. Schau dich mal im Netz um.