Arbeitszeugnis, welche Note?

1 Antwort

Ein Zeugnis sollte immer im Gesamtkontext gelesen und beurteilt werden. Ein Arbeitszeugnis muss (von Gesetzeswegen her) immer wohlwollend formuliert werden. D.h. es darf keine offensichtlich negativen oder abwertenden Formulierungen und Andeutungen enthalten. Ein Zeugnis muss sich also immer gut anhören ;-)

Die eigentlich Bewertung findet durch das erwähnen bzw. hervorheben oder eben durch das nicht erwähnen bestimmter Leistungskriterien oder Aufgaben statt. Dem ungeübten Zeugnisleser wird das natürlich nicht auffallen.

Eine Schlüsselrolle in der Beurteilung eines Arbeitszeugnisses kommt u.a. der Schussformulierung zu Teil. Das ist sozusagen die Zusammenfassung eines Zeugnisses. Diese kann die Leistung eines Mitarbeiters nochmals deutlich auf oder aber abwerten! Der Profi fängt übrigens immer mit der Schlussformulierung an.

Das Dienstverhältnis mit Herrn (...) endet mit 31.08.2024 aufgrund betrieblicher Umstrukturierungsmaßnahmen im Zuge von Organisationsänderungen. Wir bedanken uns für die gemeinsame Zeit und wünschen Herrn (...) für den weiteren Lebensweg sowohl privat wie auch beruflich nur das Beste.

Bei deiner Schlussformulierung fällt mir folgendes auf:

  • Dienstverhältnis? Das wird üblicherweise nur bei Beamten oder Mitarbeitern im Staatsdienst verwendet. Ansonsten heißt es Arbeitsverhältnis, aber wie immer dem auch sei.
  • Du scheidest aus betriebsbedingten Gründen aus, was zwar nichts ungewöhnliches ist. Aber bei einem guten Mitarbeiter würde man diese Entwicklung (sehr) bedauern.
  • Auffällig ist auch das für die erbrachte Arbeit nicht ausdrücklich gedankt wird. Man bedankt sich lediglich für die gemeinsame Zeit.
  • Für den weiteren Lebensweg wird lediglich das Beste gewünscht. In einer (sehr) guten Beurteilung wünscht man für gewöhnlich: beruflich weiterhin viel Erfolg und persönlich alles Gute.

Anhand der Schlussformulierung würde ich das Zeugnis mit durchschnittlich beurteilen. Ausschlaggebend dafür sind das Fehlen des Bedauerns über das Ausscheiden des Mitarbeiters sowie der fehlende Dank für die erbrachte Leistung/Arbeit.