Antennenkabel durch Unterputzdose verlegen?

JesJu  19.08.2024, 18:12

Welches Antennenkabel, Satellit?

julio6738 
Beitragsersteller
 19.08.2024, 18:40

Genau

4 Antworten

Hi, wir sanieren gerade und haben das Antennenkabel ganz hinten durch einige Unterputzdosen gelegt in welche nun die Steckdosen gesetzt werden sollen.

Schlecht! Muss extra!

Leitungen unterschiedlicher Spannungsebenen dürfen meines Wissens nicht zusammen im gleichen Schacht/Kanal gelegt werden.

Spannungsebene heißt in diesem Fall: Kleinspannung (also Antenne, Netzwerk, Telefon usw.) und Niederspannung (="Starkstrom", 230V)

Probleme, wenn man es dennoch tut:

Sicherheit

Werden die Leitungen dennoch parallel und eng beieinander im selben Mauerschlitz verlegt, ergibt sich sicherheitstechnisch noch keine Probleme, solange der Leitungsmantel aller Leitungen durchgängig ist und die Leitungen für sich allein vollen Berührungsschutz, ausreichend Isolierung usw. bieten.

Das ist aber nicht gegeben, wenn die Kleinspannungsleitungen die nach außen hin wirksame Isolierung der Niederspannungsinstallation durchkreuzen.

Möglichkeiten, wo das passiert:

  • Niederspannungsleitung ist z.B. als NYIF im Mauerschlitz oder Einzelader im Leerrohr ausgeführt. In diesen Fällen stellt der zugegipste Mauerschlitz bzw. das Leerrohr der Berührungschutz dar. Liegt da eine Datenleitung mit drin, befindet die sich "hinter" der Isolierung sozusagen in der Gefahrenzone.
  • Dein Fall: Die Unterputzdosen für die besagten Steckdosen sind ebenfalls für den Berührungsschutz zuständig. Laufen alle Leitungen ungeschnitten durch, ist das aus dieser Sicht erstmal unproblematisch, macht aber die Dosen sinnfrei. Trennt man aber die Leitung auf, um die Steckdosen verdrahten zu können, liegt die Datenleitung auch hier wieder innerhalb der "Gefahrenzone".

Selbst wenn das technisch unproblematisch erscheint: Ein einziger Nagel kann reichen, um die 230V in die Antennenleitung zu verschleppen, wenn er durch beide genagelt wird.

EMV

Stromleitungen strahlen "Smog" ab. Das kann zu Störungen führen. Wenn z.B. dein Nachbar ein DLAN (Powerline-LAN) betreibt, ist die besagte Strecke ein breites Einfallstor, über das der Empfang gestört werden kann, denn die dickste Schirmung hat Grenzen.

Allein deshalb ist Abstand wünschenswert. Ein paar cm bewirken hier bereits Wunder.

Handwerklich ist das Pfusch

Ich gehe davon aus, dass die Niederspannungsleitungen NYM sind, die in der Wand "einfach so" verlegt sind. Kein Problem, denn die sind so gemacht, dass das klar geht.

Würde aber zwangsläufig bedeuten: Du hast auch die Antennenleitung mit eingegipst.

Das ist in zweierlei Hinsicht schlecht:

  1. Datenleitungen haben eine "zarte" Beschaffenheit. Viele vertragen sich nur sehr bedingt mit den rauen Gegebenheiten der Bausubstanz. Wenn es blöd kommt, zerbröselt die einfach nach 5 Jahren, weil die Bausubstanz die Weichmacher aus der Isolierung entzogen hat. Gerade bei Antennenleitungen und CAT-Kabeln passiert das
  2. Wie gesagt: Datenleitungen sind empfindlich. Gehen eher mal kaputt als das robuste NYM, wenn sich z.B. das Haus ein bisschen setzt oder einfach durch Alterung. Oder die Technik ändert sich in 10 Jahren und du brauchst nun Glasfaser oder irgendwas anderes, um mitzuhalten. Dann heißt es: Wand aufkloppen, austauschen
  3. Wird eine Datenleitung angebohrt, ist sie möglicherweise schwierig zu reparieren, ohne die Funktion zu beeinträchtigen. Da wäre Austauschen besser, aber mühsam und mit Schweinkram verbunden

Um diese Probleme zu beheben, gehört sowas generell in Leerrohr verlegt: Leitungsmantel hat keinen direkten Kontakt zum Mauerwerk mehr und man kann sie austauschen, ohne die Wände aufzukloppen.

Auch sollten Steck-, Antennen-, LAN- und Telefondosen untereinander nicht in Kombination (also mit gemeinsamen Rahmen) gesetzt werden. Früher war das streng verboten. Mit den heutigen Steckdoseneinsätzen, die auch ohne Abdeckung einen gewissen Berührungsschutz haben, geht das OK. Zu empfehlen ist das IMHO trotzdem nicht:

  • Es kann zu Masseproblemen/Brummschleifen kommen, wenn sich die Tragringe unterschiedlicher Anlagen berühren, wenn mindestens zwei über ihre jeweiligen Erdpotentiale, die ein bisschen Potentialunterschied zueinander haben können, geerdet sind. Auch hier können unnötige EMV-Probleme auftreten.
  • Steht durch einen Fehler der Tragring einer Steckdose unter Spannung, besteht die Gefahr, 230V über die angrenzenden Datendosen einzuschleppen (evtl. sogar über die Grenzen deiner Wohnung hinaus!) oder satter Kurzschlusstrom durch den Antennenschirm rauscht, bis es (hoffentlich) zur zügigen Abschaltung kommt. Der kurze Moment kann ausreichen, um Dinge unnötig zu beschädigen
  • In 10 Jahren brauchst du vllt eine andere Dose, die sich nicht kombinieren lässt (z.B. für Glasfaser). Auch dann hast du ein Problem.

Also ich rate dir dringend, dafür zu sorgen, dass das baulich sauber getrent ist, auch wenn es die nächsten 3 Jahre so funktionieren könnte, wie du es dir vorstellst. :)

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich schon mehrere Jahre damit.

Wenn die Antennenkabel ordentlich isoliert und geschirmt sind, kann es sein, dass nichts passiert. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass das Signal gestört wird, wenn ein Verbraucher an der Steckdose hängt, der in die Stromleitung stört. Außerdem kann es mit den Jahren passieren, dass die Isolierung der Coaxkabel durchgescheuert oder bröckelig wird. Alles in allem also keine gute Idee, das so zu machen. Ob es so sein darf weiß ich allerdings nicht.

Da das Kabel geschirmt ist und die Kabel isoliert sind macht es keine Problem und es besteht auch keine Gefahr.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Jahrelange Erfahrung in und ums Haus

Das Magnetfeld der elektrischen Leitungen neben Sat-Kabel stört meist den TV-Empfang.