Angenommen es gibt den Klimawandel, bzw. die menschengemachte Erderwärmung....?

Das Ergebnis basiert auf 3 Abstimmungen

Ein Wechsel zwischen extremer Hitze und extremen Niederschlägen 67%
Überwiegend extreme Hitzesommer, Trockenheit und Dürre 33%
Überwiegend warme, aber sehr nasse Sommer mit Überflutungen 0%

1 Antwort

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Grand Voyager,

die Wahl ist nicht einfach, weil jedes deiner Szenarien erhebliche negative Auswirkungen hat.

  • Überwiegend Trockenheit und Dürre mit extremer Hitze:

Es gäbe weniger Hochwasser, weniger Schlammlawinen und weniger Überflutungen. Das wäre also etwas positives, aber: Wasserknappheit, Schäden an Landwirtschaft und Natur, höhere Brandgefahr, Gesundheitsprobleme durch Hitze sind nur ein paar wenige Nebenwirkungen.

Schauen wir uns dafür mal die Dürre 2018 an:

Bild zum Beitrag

Grafik der Uni Freiburg.

Wenn wir mal überlegen, gab es währenddessen so schwere Waldbrände, dass die Feuerwehr völlig überfordert war, und die Polizei, das THW und die Bundeswehr, sowie Feuerwehr aus anderen Ländern helfen mussten, die Brände in den Griff zu kriegen. Es gab viermal häufiger Waldbrände als normal! Das alles wegen einer monatelangen Hitzewelle. Man stelle sich die Auswirkungen vor, wenn es jahrelang Trockenheit, Dürre und kaum Niederschläge gebe. Immerhin lagen die Niederschläge 2018 bei lediglich 590 l/m² (etwa 75 % des Normalwerts).

  • Überwiegend kühlere, aber immer noch angenehm warme, verregnete Sommer mit vielen Starkregenereignissen und Hochwasser:

Hier gäbe es geringere Wahrscheinlichkeit von Dürre und Wasserknappheit und angenehmere Temperaturen.

Aber: Häufige Überschwemmungen und Hochwasser, Schlammlawinen, Schäden an Infrastruktur und Gebäuden, landwirtschaftliche Probleme durch zu viel Regen sind keine Alternative. Ich möchte nur mal auf Ahrtal verweisen, als 135 Menschen starben und Schäden von 40 Milliarden Euro entstanden.

Bild zum Beitrag

Man überlege sich anhand der Bilder, dass da Menschen waren, deren Besitztümer zerstört wurden, dass Menschen Angehörige verloren und sie nicht angemessen beerdigen konnten, weil sie unter Trümmerhaufen verschollen waren. Wie Menschen aus Angst auf ihre Dächer kletterten und hofften, dass man ihnen hilft und ständig verzweifelt feststellten, dass sie nur hoffen konnten. Die Rettungskräfte konnten nicht helfen. Sowas will keiner erleben, dazu verweise ich auf folgendes Buch, das wirklich lesenswert ist: Es war doch nur Regen.

Unlängst hatten wir solche Bilder erneut, aber hier waren die Schäden und Opfer zum Glück erheblich geringer, weil der DWD rechtzeitig davor warnte.

  • Wechselhafte Sommer, mit großer Hitze, gefolgt von Starkregenereignissen mit häufigen Überflutungen der Niederungen, Hochwasser an Flüssen, Schlammlawinen und vollgelaufene Keller:

Die Vorteile sind: Eigentlich keine. Lediglich die Abwechslung kann verhindern, dass die Schäden einzelner Extremwetterereignisse so groß ausfallen. Aber: kann ≠ wird.

Schaut man sich einfach die Nachteile an, dann ist recht klar: Kombination der Probleme aus den beiden ersten Szenarien, d.h. sowohl Hitze als auch Starkregen und Überschwemmungen, was insgesamt zu größeren und vielfältigeren Schäden führt.

Da muss ich kaum weiter darauf eingehen, im Endeffekt wäre es eine Wahl zwischen Cholera und Pest.

Bei der Wahl zwischen den Szenarien würde man vermutlich das zweite Szenario als das am wenigsten schädliche betrachtet werden können. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Folgen von Dürre und extremer Hitze langfristig schwerer zu bewältigen sind, insbesondere in Bezug auf Wasserknappheit und landwirtschaftliche Schäden. Bloß: wenn sich die Schäden durch Hochwasser akkumulieren ist es auch nicht gut.

Starkregenereignisse und Hochwasser sind problematisch und verursachen hohe Schäden. Allerdings sind kühlere, aber immer noch warme Temperaturen angenehmer und weniger gesundheitsgefährdend als extreme Hitze. Zudem können Maßnahmen zur Hochwasserprävention und -bewältigung getroffen werden, während die Bekämpfung von Dürre und extremer Hitze schwieriger und kostenintensiver ist.

Nochmal kurz auf den Nenner gebracht: alles davon scheiße.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Synoptische Meteorologin
 - (Wetter, Klima, Klimawandel)  - (Wetter, Klima, Klimawandel)

GrandVoyager 
Beitragsersteller
 10.06.2024, 06:03

Was selten in den Medien und öffentlichen Diskussionen erwähnt wird (weil es eben wie gesagt auch medial selten kommuniziert wird) ist, dass nicht nur Europa der sich am schnellsten erwärmende Kontinent ist, nach der Antarktis, sondern das insbesondere Deutschland das sich am schnellsten erwärmende Land in Europa ist.

Das wurde auch bei dem Extremwetterkongress 2022 im Hamburg noch mal deutlich hervorgehoben, daszu ein Artikel hier:

https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2022/09/erderwaermung-deutschland-wird-schneller-heiss-als-das-globale-mittel

Ein eher unscheinbares Ereignis, wobei auch keine Personen zu Schaden gekommen sind, hat mich bei der medialen Berichterstattung der letzen Woche besonders nachdenklich gestimmt; die teilweise Zerströrung durch Starkregen der Burgruine Falkenstein aus dem 13. Jahrhundert im bayerischen Finkenbach.

https://www.stadtbild-deutschland.org/forum/index.php?thread/10208-flintsbach-am-inn/

Anmerkung: ich habe die Bilder dieser Webseite ausgesucht, weil die Bilder der großen, renomierten Tageszeitungen der abgerutschten Burg nicht aus verschienden Perspektiven zeigten..

Hier ein Vorher - Nacher Vergleich der Burg vom ZDF:

https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/regen-burgruine-bayern-falkenstein-abgerutscht-100.html

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Skyler0003  10.06.2024, 06:29
@GrandVoyager

Ganz genau! Wozu ich noch sagen will, dass man die Erwärmung eines sich am schnellsten erwärmenden Landes nicht genau ausmachen kann. Es gibt eben Wetterlagen und Verhältnisse, die das ganze stark beeinflussen. Wir haben hier in Deutschland Glück, dass der Golfstrom uns mit Wärme versorgt, andernfalls wären wir - wahrscheinlich - nicht das sich am schnellsten erwärmende Land.

Auch muss man sagen, dass das Land, das sich am schnellsten erwärmt, nicht automatisch die schlimmsten Folgen zu erwarten hat. Die schlimmsten Folgen in Europa haben vermutlich eher skandinavische Länder, Grönland und Länder, mit ausgeprägten Küstenregionen (Italien, Dänemark, Portugal...).

Schön wird es aber trotzdem nicht. Der belgische Meteorologe und Klimatologe Guy Brasseur hat dazu ein sehr schönes Buch geschrieben: Klimawandel in Deutschland. Sehr zu empfehlen und stellt die Sachverhalte korrekt dar.

Hier noch einige Artikel, die das ganze aufarbeiten:

https://www.klimareporter.de/erdsystem/europa-erwaermt-sich-schneller

https://www.klimareporter.de/erdsystem/ohne-gletscher-fehlt-das-wasser

https://www.klimareporter.de/erdsystem/erderwaermung-beschleunigt-sich

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