An die, die demenzkranke Familienangehörige haben und wo ein Familienmitglied des Demenzkranken verstorben ist: Habt ihr es demjenigen gesagt oder nicht?

Ja 50%
Nein 50%

6 Stimmen

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja

Obwohl mein Opa schon recht fortgeschrittene Demenz hatte, haben wir ihn über den Tod seines Bruders informiert. Wir glauben, dass er es in dem Moment verstanden hat. Ob er sich später an die Information erinnert hat, bezweifeln wir. Für uns war allerdings wichtig, dass wir ihm die Möglichkeit geben, zumindest einmal zu trauern.

Wenn er längerfristig immer wieder nach seinem Bruder gefragt hätte und jedes Mal wieder wirklich traurig gewesen wäre, hätten wir nicht mehr die Wahrheit gesagt. Unnötig immer wieder trauern wäre nicht richtig gewesen.

Wir hatten generell immer das Motto, dass wir Opa bei Möglichkeit die Wahrheit sagen. Wenn wir ihn dadurch unnötig quälen, haben wir entsprechende Teile weggelassen oder die Wahrheit etwas verdreht.


awoKY 
Beitragsersteller
 24.12.2023, 12:47

Frohe Weihnachten. 🎄🎁❤️

Ja

Allerdings befindet sich mein Opa noch recht am Anfangsstadium der Demenz. Er lebt auch noch zu Hause. Inzwischen geht er einmal wöchentlich in die Tagespflege.

Er war sogar auf der Beerdigung anwesend. So im alltag hat er es mal mehr, mal weniger registriert. Seine größte Freude sind zwar seine Urenkelkinder, aber er kriegt die Namen oftmals nicht zusammen und dass eines inzwischen wieder fehlt, hat er sicherlich auch nicht immer auf dem Schirm. Man merkt, dass er sich gelegentlich über unser Verhalten und die gedrückte Stimmung wundert.

Nein

Eigentlich "Jein".

Ich würde es vom Fortschritt der Erkrankung abhängig machen. Wurde die Diagnose grad erst gestellt, dann gibt es noch immer viele helle Momente und selbst der Erkrankte merkt noch selber, dass etwas mit ihm nicht stimmt.

Er/sie wir aber im Laufe der Krankengeschichte den Tod eines Angehörigen wieder vergessen, aber immer noch fragen, warum er/sie denn nicht mehr kommt.....

Je weiter die Demenzerkrankung fortgeschritten ist, um so sinnloser ist es, wenn man einen Erkrankten dann noch mit traurigen Nachrichten belastet. Die Tragweite wird dann auch nicht mehr verstanden.

Allerdings können sich sehr viele Demenzerkrankte an vieles aus der Kindheit und Jugend sehr lange erinnern. Es macht dann also mehr Sinn, wenn man gemeinsam in diese Welten eintaucht, sich alte Geschichten erzählen lässt und die aktuellen Katastrophen sanft übergeht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Ja

Versucht.

Ich habe dann meiner ehemaligen Freundin vorgespielt, dass wir wieder ne Beziehung hätten, obwohl ich ne neue Freundin hatte.

Belastet mich heute noch, weil mir net klar ist, ob das Fremdgehen war

Nein

Ich habe meine Mutter gepflegt. Mein Vater starb vor ihr, aber sie konnte das nicht verstehen. Erklärungen halfen nicht.

Meine Schwiegermutter wurde von meiner Schwägerin gepflegt. Ihr einziger Sohn, mein Mann, starb einige Jahre vor ihr. Meine Schwägerin hat es ihr nicht gesagt. Sie hätte es auch nicht verstanden.

Es bringt auch nicht viel, einem verwirrten Menschen etwas zu erklären, was er oder sie nicht mehr einordnen kann.