Altbauwohnung Schimmel, Flecken an der Wand Nordseite

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Der Altbau von 1911 ist mit Vollziegelsteinen gemauert und einer Wandstärke, die eine gute Wärmedämmung sicher stellt. Allerdings gibt es diese Wärmedämmung nur, wenn der Zeigelstein trocken ist. Durch die Ofenheizung und die (alten) Fenster ohne Gummidichtung (für einen leichten permaneneten Luftaustausch) wurden die Altbauten früher trocken gehalten. In dieses gute System wurde nachträglich durch Sanierung eingegriffen, was in der Folge zu vermehrten Feuchteschäden und auch höheren Heizkosten führt.

J.S. Cammerer hat schon vor über einem halben Jahrhundert herausgefunden, dass die Feuchte am Vollziegelstein entscheidend über den Dämmwert bestimmt. Eine Feuchte von nur 4% senkt den Dämmwert um 50% und bei 10% Feuchte am Ziegel ist der Dämmwert bereits um 77% gesunken. Daher ist es im Altbau von entscheidener Bedeutung, für geringe Heizkosten und Schimmelfreiheit, dass die Wände absolut trocken sind.

Schau Dir originale Gründerzeitfassaden an. Oft gibt es umlaufende Gesimse, die oben mit Blech abgedeckt sind. Hier tropt das Regenwasser vor (!) der Fassade runter ohne die Fassade gänzlich zu befeuchten. Über den Fenstern gibt es oft kleine "Dächer", die dafür sorgen, dass das Regenwasser nicht auf das Fensterbrett schlägt und dann gegen das Holzfenster spritzt. So bleibt das Holzfenster trocken und gammelt nicht weg. Fensterbretter sind oft auch 45° geneigt, was auch zur Trockenheit des Holzfensters beiträgt. Soche konstruktive Maßnahmen sollen die Dauerhaftigkeit des Hauses und der Bauelemente (Fenster) sicher stellen. In den 1960er Jahren wurden Fassadenelemente im Zuge der "Modernisierung" oft abgeschlagen und die Fassaden "geglättet". In der Folge nässte die Fassade bei Regen von oben bis unten ein. Wasser trägt erheblich (!) mehr Wärme von der Fassade ab, als Luft. Die Wände wurden feuchter, die Heizkosten stiegen.

Nun aber zum Innenraum. Durch die heutige oftmals falsche Art der Beheizung wird die Wand von innen befeuchtet. Da nützt es nichts, wenn geheizt wird, ohne Ende, wenn der Heizkörper zu viel Warmluft produziert. Diese Warmluft steigt zur Zimmerdecke, die in den Altbauten auch noch recht hoch ist und kommt erst wieder runter, wenn sie abkühlt. Jeder Heißluftballonfahrer kennt das Prinzip. Die Luft kühlt sich an der Aussenwand ab. Vor dieser sinkt sie nun unter weitere Wärmeübertragung nach unten. In sich abkühlender Luft verringert sich die Wasserdampfaufnahmefähigkeit. Die relative Luftfeuchtigkeit steigt an. Das passiert dicht vor der Wandoberfläche. Die Wandoberfläche übernimmt durch Feuchteausgleich den Feuchtewert der Luft und feuchtet auf - der Dämmwert sinkt. Es wird in der Folge mehr Wärme nach aussen geleitet, die Oberflächentemperatur innen sinkt weiter, die rel. Luftfeuchte vor der Wandoberfläche steigt weiter an (unter Umständen bis zur Kondensatbildung).

Der Anteil der Wärmestrahlung des Heizkörpers erwärmt direkt die Oberflächen. Damit auch die Wandoberfläche. Ist die Oberfläche wärmer, als die Umgebungsluft, so erwärmt sich die Luft daran, bekommt ein größeres Wasserdampfaufnehmevermögen, die rel. Luftfeuchtigkeit dicht vor der Oberfläche sinkt. Die Wand kann Feuchte an die Luft abgeben, die Wand trocknet aus, der Dämmwert steigt, die Heizkosten sinken.

Es ist als von entscheidener Bedeutung wie geheizt wird, nicht dass geheizt wird! Entscheidend ist auch nicht die allgemeine Raumluftfeuchte, sondern nur die rel. Feuchte direkt an der Wandoberfläche. Diese kann jedoch aus der allgemeinen Raumluftfeuchte und der Wandoberflächentemperatur an hand von Tabellen bestimmt werden.

Grundsätzlich ist auf viel Wärmestrahlung im Raum zu achten. Viel Wärmestrahlung hatten die alten Kachelöfen im Angebot. Der moderne Glieder-, Guß-, Rippen- oder Flachheizkörper bietet deutlich mehr Warmluft als Wärmestrahlung an, mit Ausnahme des Heizkörpers Typ 10, der ca. 55% Wärmestrahlung bietet.

Auch sollte, um ein temporäres Auskühlen des Wände zu vermeiden, möglichst konstant durchgeheizt werden, denn im Anheizvorgang folgen die thermisch sehr trägen Altbauwände der Raumlufttemperatur nur stark verzögert, was wiederum zu erhöhten Feuchten an der kühleren Wandoberfläche führt. Das gilt natürlich nur bei der Beheizung mit viel Warmluft, denn bei Beheizung mit viel Wärmestrahlung werden die Wandoberflächen direkt erwärmt und erst zweitrangig die Raumluft.

In der Regel hat der Heizungsfachmann, von der Wärmestrahlung nicht viel Ahnung, weil das in Deutschland nicht gelehrt wird. Auch der Schimmelratgeber des Bundesumweltminesteriums, erwähnt nicht ausdrücklich die Wärmestrahlung, weil sich mit anderen dort vorgeschlagenen Ratschlägen auf Dauer mehr Geld verdienen lässt (z.B. ständiges Lüften zur Heizkostensteigerung).

Physikalisch ist es so:

Luft enthält Wasser.

Warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen als kalte. 20° warme Luft kann maximal grob 17 Gramm Wasser je Kubikmeter aufnehmen, 10° kühle Luft nur etwa 9 Gramm. In beiden Fällen wäre die Luftfeuchtigkeit 100%.

Wenn du nun eine Wohnung mit 120 Kubikmetern freier Luft hast, und es herrschen 20° und 100% Luftfeuchtigkeit, dann schwirren da grob 2 Liter Wasser in der Luft. Senkst du nun die Temperatur auf 10 Grad ab, muss deine Raumluft schon einen Liter Wasser an Boden und Wände abgeben, weil die Luft dann nicht mehr so viel Wasser speichern kann.

Andresherum: Wenn draußen 10° und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit herrschen, kann diese Luft nach dem Lüften bei dir noch immer viel Wasser aufnehmen, wenn du sie erwärmst.

Und jetzt gibt es noch den Taupunkt: Der ist die Temperatur, ab der die Luftfeuchtigkeit an einer Oberfläche kondensiert. Im schwülen Sommer nimmst du eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank, an der sich sofort Feuchtigkeit, Kondensat bildet. Diesen Effekt gibt es auch schleichend in der Wohnung, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch genug ist beziehungsweise der kühlste Punkt kalt genug. In deinem Fall war das die selbstgeschaffene "Kältebrücke".

Wie es in Herbst/Winter richtig geht:

Mehrfach kurz Stoßlüften. In möglichst kurzer Zeit möglichst viel kühle Frischluft zuführen. Dann alle Fenster wieder schnell zu, damit keine Wärme verloren geht. Die steckt hauptsächlich in Wänden und Möbeln und erwärmt nun rasch die Frischluft, die dann wieder viel Feuchtigkeit aufnehmen kann.

Je kälter es draußen ist, desto besser für das Lüften.

Je wärmer du es drinnen hast, desto besser.

Je mehr freie Luft du drinnen hast, desto besser.

Je öfter du die Luft austauschst, desto besser.

Je wärmer der kälteste Punkt in der Wohnung, desto besser.

Und hilfreich ist es, die Außenwände frei zu lassen, damit sie überall von der Innenluft erwärmt werden können.

Hier hast du etwas "zum spielen" und kannst mit Temperaturen; Luftfeuchtigkeit und Taupunkt herumprobieren:

http://www.wetterochs.de/wetter/feuchte.html