Als Erzieher in einer Wohngruppe arbeiten Infos?

4 Antworten

Servus in dem Bereich gibt es zu viele Variablen, du wirst nicht umher kommen ein Praktikum in einer solchen Einrichtung zu absolvieren und kannst dann auch nur zu genau dieser einen Steckbrief anfertigen.

Das Problem ist simpel gesagt, dass jeder Träger sein eigenes Konzept hat und zusätzlich viele Wohngruppen auf ganz spezielle Fälle zugeschnitten sind, welche dann unterschiedlich qualifiziertes Personal benötigen.

Nur mal als kleines Bsp bei uns muss immer 24/7 psychologisches Personal vorhanden sein zusätzlich zum normalem erzieherischem Personal. Liegt daran das diese Einrichtung auf mehrschichtige Traumata mit Schwerpunkt auf sexuellen Missbrauch spezialisiert ist. Und wenn wir es genau nehmen wir stellen nicht einmal Erzieher an, weil der Ausbildungsumfang zu gering ist.

Die Klienten sind: verhaltensauffällige, geistig oder körperlich behinderte, elternlose oder durch das Jugendamt betreute Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene,

Die Arbeitszeiten der Erzieher sind: Schichtdienst, rund um die Uhr, auch am Wochenende und sonn- und feietags (wie in einer Familie auch).

Die Aufgaben der Erzieheruund der Sozialarbeiter sind: die Klienten päd. zu betreuen und sie zu untertützen, ihnen Hilfen anbieten und Wege aufzeigen, sie zu selbständigen Menschen zu erziehen.

Aus Internatsdokus und Erfahrungen als Angehörige bei Kurzzeiturlaub in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung:

Der Erzieher ist dort einerseits derjenige, der für Ordnung, für Einhaltung der Regeln, für Hilfe sorgt, aber andererseits, weil die Bewohner dort eben länger wohnen, ist er auch (wie) eine Art Familienmitglied, mit dem man spielt, lacht, weint, dem man sein Herz ausschüttet, der einem in schweren Zeiten zur Seite steht.

Man braucht also diese Gratwanderung zwischen Distanz und Nähe, Professionalität trotz emotionaler Nähe zu den Bewohnern. Je nachdem, was für eine Wohngruppe das ist, umarmt einen auch mal jemand oder weint sich wörtlich bei dir aus oder konfrontiert dich mit seiner Verzweiflung. In diesen Situationen bist du eher Familienmitglied und nicht z.B. Lehrer.

Außerdem verbringst du deine gesamte Schicht mit den Bewohnern, ihr esst zusammen, spielt zusammen, räumt zusammen auf, du bist bei den Hausaufgaben dabei und wenn jemand nachts Albträume hatte (je nach Art der Wohngruppe) - also du bist quasi beruflich auch eine Art Privatmensch, teilweise genauso wie zu Hause, teilweise, angepasst an die Anforderungen, anders. Das muss man können: Balancieren und auch aushalten können. Man zeigt mehr von sich als z.B. ein Erzieher, der "nur" im Kindergarten arbeitet und dort eine definierte Funktion als Gruppenleiter hat. Der geht nachmittags nach Hause und ist Privatmensch. Der Erzieher in der Wohngruppe zeigt seinen Schützlingen sehr viel mehr von seiner Seite als Privatmensch als der Erzieher im Kindergarten.

Puh dass sind viele Fragen.

Generell kann jeder Erzieher in einer WG arbeiten.

Du solltest allerdings belastbar und zuverlässig sein. Lebenserfahrung schadet auch nicht.
Arbeitszeitentechnisch wird im 3 Schichtsystem (Früh/Spät und Nachtwache) oder im 24 Stundendienst gearbeitet.
Um vom Jugendamt in einer Wohngruppe untergebracht zu werden, muss entweder der betroffene selbst oder der erziehende um inobputnahme (§8a,SGB8) gebeten haben.
Betreut werden die Kinder und Jugendlichen nach §34, 35a und 41 SGB VIII.
Wenn du fragen hast stelle sie.
Als Quellen kannst du die Websiten der einzelnen Träger konsultieren.