Abmischen mit Studiokopfhörer?
Wenn ich meine produzierten Lieder mit den Studiokopfhörern (Beyerdynamic DT-1990 Pro) abmische, stelle ich unweigerlich fest, dass die Lieder total unausgewogen klingen.
Dabei habe ich auch darauf geachtet, dass die "analytischen Ohrpolster" bereits montiert sind. (Man spricht ja von einem absolut neutralen Klangbild.) Das "neutrale Klangbild" soll doch gerade dabei helfen das Lied bestens abzumischen. Aber genau das ist ja NICHT der Fall, wie ich schockierend feststellen musste nach meinem abmischen.
Also frage ich mich: Wo ist das Problem an der Sache? Was mache ich falsch? Oder mache ich gar nichts falsch? Welche Gedanken bekommen jetzt die Musiker und Profis unter euch, wenn ich das so schreibe? Ich würde es gerne wissen. Kritisiert mich ruhig auf sachlicher Ebene. Ich will wissen, was ich falsch mache. Ich dachte, wenn man solche Kopfhörer zum abmischen nutzt, klingt es auf alle Fälle besser hinterher, als wenn man billige Ohrhörer (aus dem Hifi-Segment) nutzt....
Die Lieder sind nach dem abmischen mit dem DT-1990 Pro grottenschlecht abgemischt. Die Tiefen sind viel zu stark, die Höhen viel zu flach und insgesamt hört sich alles grottenschlecht an (auf verschiedenen Hihi-Lautsprechern).
Ich dachte bisher immer: "Wenn man mit einem Studiokopfhörer abmischt, und es dann - zumindest einigermaßen gut - klingt, dann kann das schon nicht so verkehrt sein. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Es klingt: Grottenschelcht.
Und ferner frage ich mich: Wenn das so ist, wie ich es geschrieben habe, dann macht es doch den Nutzen dieser Studiokopfhörer total obsolet. Wozu hab ich diese Dinger denn dann überhaupt gekauft? Nur, um dann doch wieder ständig beim abmischen zwischen den DT-1990 Pro und den Hifi-Ohrhörern (69 Euro) zu wechseln, um festzustellen: "Oh. Der Mix mit den DT-1990 Pro hört sich ja graufenvoll an." Ich verstehe es nicht!
Was sind eure Erfahrung beim abmischen?
2 Antworten
Studiokopfhörer sind super, um beim Aufnehmen die restlichen Spuren hören zu können, ohne dass ein Übersprechen auf das Mikrofon passiert.
Beim Abmischen kann man Studiokopfhörer dazu verwenden, um gezielt Problemfrequenzen in einzelnen Spuren zu finden und zu beseitigen.
Zum Mischen selbst sind Kopfhörer jedoch weniger geeignet.
Die Membran in Kopfhörern ist eher klein, was zu Problemen bei der Basswiwdergabe führt, wodurch man dazu neigt, den Bass zu stark zu mischen, wie du selbst bei deinem Mix bemerkst. Im Gegenzug liefert die kleine Membran eine gute Höhenwiedergabe, wodurch man dazu neigt, Höhen weniger zu mischen.
Darüber hinaus hat man mit Kopfhörern das große Problem des isolierten Stereofeldes. Das linke Ohr bekommt nur den Klang vom linken Kanal und rechts dann entsprechend. Also komplett voneinander isoliert. Das hat man beim Mischen mit Lautsprechern nicht. Da bekommt das linke Ohr auch noch Klänge von rechten Lautsprecher ab. Bei Kopfhörern neigt man eher dazu, die Instrumente nicht sauber im Stereofeld zu platzieren.
Alles in allem kann man durchaus mit Kopfhörern mischen, wenn man diese Effekte berücksichtigt und sich an das Klangbild des Kopfhörers gewöhnt hat. Für letzteres ist es hilfreich, sich vor dem Mischen intensiv ähnliche Musik anzuhören und auch immer wieder zwischendurch einen Referenzsong zu hören.
Darüber hinaus braucht unser Ohr auch immer wieder Pausen, weil es insbesondere bei Kopfhörern schnell ermüdet.
Hier noch ein guter Tipp: packe dir auf deine Summe einen (linearen) Equalizer mit einem Lowcut bei etwa 150Hz und einen Highcut bei etwa 8kHz und konzentriere dich erstmal nur auf die Mitten, dass dort alle Instrumente ausgewogen klingen. In der Regel muss man dann auch nicht mehr viel an den Tiefen oder Höhen machen. Der Fehler vieler Anfänger ist es, die Mitten zu vernachlässigen und sich zu sehr auf gute Bässe und Höhen zu konzentrieren.
Den Equalizer zum Schluss natürlich wieder ausschalten.
Hatte die DT 1990 Pro auch mal. Die haben mir von Anfang an eigentlich vom Sound her nicht getaugt, da sie einen starken Badewannen-Sound haben.
Allerdings habe ich sie trotzdem genommen, da ich von der Qualität und Modularität überzeugt war. Tja, schwerer Fehler, denn sie sind mir innerhalb eines Jahres drei Mal kaputtgegangen. Gut, ich habe den Support angeschrieben und neue bekommen. Der Support von Beyerdynamic ist wirklich top. Dann habe ich sie verkauft und mir die DT 900 Pro X geholt, bei denen ist der Frequenzgang neutraler.
Aber zurück zum Thema: Kopfhörer sind aus meiner Sicht allgemein schlecht fürs Abmischen, da:
- Du die Lautstärke lauter machst, als du solltest, und sich der Mixdown dadurch fett und satt anhört. Dadurch ermüden deine Ohren, was dazu führt, dass du den Sound nicht mehr analytisch beurteilen kannst. Außerdem machst du deine Ohren kaputt.
- Transienten hört man kaum.
- Das Stereo-Image hört sich viel weiter an, als es eigentlich der Fall ist.
- Der Bass ist oft viel lauter, als er sein sollte. Dadurch klingt der Mixdown ebenfalls viel fetter, außerdem hört man den Mud nicht so gut raus bzw. entfernt man teilweise zu viel Mud. Der Track kann dadurch auch sehr unausgeglichen klingen.
- Kopfhörer haben oft einen weicheren und präziseren Sound, den ich ebenfalls etwas ungeeignet zum Abmischen finde, z.B. bei Zischlauten.
Ich verwende meine Kopfhörer hauptsächlich als zweite Abhöre oder für bestimmte Sachen.
Es gibt jedoch nicht nur Nachteile bei Kopfhörern. Zum Beispiel haben die keine richtigen stehenden Wellen, Phasenverzerrungen oder Nachhallzeiten. Bei solchen Aspekten sind Kopfhörer top.
Eine wichtige Rolle spielt auch, wie gut du deine Boxen oder Kopfhörer kennst.
Generell denke ich jedoch eher, dass das Können eine wichtigere Rolle spielt.
Wenn man sich ansieht, dass viele gute Mastering-Engineers über 50 Jahre alt sind und immer noch top mastern, obwohl sie wahrscheinlich nur noch bis 10 kHz hören.
Dankeschön. Deine Antwort erklärt all meine "Probleme" und löst sie auch gleich. Danke!