Wie reflektiert die Darstellung von Gerechtigkeit und Moral in Detektiv Conan die gesellschaftlichen Werte und ethischen Dilemmata der modernen Zeit?

1 Antwort

Die Serie zeigt sowohl die Stärken als auch die Schwächen von Polizei und Justizsystemen.

Dem würde ich zustimmen, ja. Besonders stark fällt mir das auf, wenn in manchen Folgen der Polizist aus Gunma oder der aus Shizuoka (ich weiß gerade ihre Namen nicht) zum Zuge kommen, weil das immer gut zeigt, wie sehr die Arbeit der Polizei trotz aller Regelungen und Dienstvorschriften eben doch sehr stark vom Willen, Engagement und eben auch der Kompetenz des einzelnen Polizeimitarbeiters abhängt.

Ansonsten denke ich, dass ganz besonders „Gerechtigkeit“ eher kein großes Thema in Conan ist. Die meisten Conan-Folgen fangen mit einen Toten an und enden mit einem Täter, der verhaftet wird; das ist für mich keine Gerechtigkeit. Ich würde aus folgendem Satz deshalb die Gerechtigkeit streichen:

dass die Wahrheit (und Gerechtigkeit) immer angestrebt werden sollten, selbst wenn der Weg dorthin schwierig ist.

Dass es bei einer Crime-/Detektivserie um Wahrheitsfindung geht, ist allerdings auch nicht wirklich bahnbrechend ;)

bei denen die Täter aus nachvollziehbaren oder sogar sympathischen Motiven handeln. Dies zwingt die Zuschauer, über die traditionellen Konzepte von Gut und Böse nachzudenken und die Grauzonen moralischen Handelns zu erkennen.

Das hier finde ich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. So „nachvollziehbar“ die Ausgangslage des Täters bei Conan auch dargestellt wird, wird gleichzeitig auch nie ein Zweifel daran gelassen, dass die schlechte Tat (meistens ja ein Mord) absolut nicht zu rechtfertigen ist, sie das ursprüngliche Problem des Täters und/oder einer dritten Person nicht löst, und eine andere Handlung immer besser auch für den Täter gewesen wäre. Gar nicht so selten zeigt die Schlusssequenz ja auch einen reuigen/einsichtigen Täter oder eine Conan-Bande, die genau das reflektiert. Ich denke deshalb, Conan zeigt dem Zuschauer Folge für Folge, wie jemand wieder einmal die „Grauzone des moralischen Handelns“ eindeutig verlassen hat.

Eine der bemerkenswertesten Aspekte der Serie ist, wie sie komplexe moralische Fragen

Und aus dem oben genannten Grund finde ich die moralischen Fragen in Conan ganz und gar nicht komplex. Alleine schon, dass auf die zukünftigen Folgen sowohl für die Täter als auch für die Opfer und/oder deren Angehörigen und/oder sonstige Beteiligte gar nicht eingegangen wird (weil es eine Detektivserie mit 30 Minuten pro Folge ist und keine Dramatrilogie von 8 Stunden Gesamtspielzeit), vereinfacht die moralischen Fragen / Zusammenhänge stark.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan