Warum lehnen so viele Christen Katholiken ab?
Hallo
warum haben so viele Protestanten, Freikirchler etc. Probleme mit Katholiken?
Warum bezeichnen sie diese als Nichtchristen?
Warum werden ihre Lehren als antichristlich bezeichnet?
Und warum lehnen sie die Katholiken so ab?
Ich verstehe das nicht. Alles, was sie glauben, belegen sie mit der Bibel.
Und selbst wenn man nicht ihrer Meinung ist, muss man sie meiner Meinung nach nicht so behandeln.
Wie sehr ihr das? Könnt ihr mir das erklären und eure Sicht schildern?
9 Antworten
Warum lehnen so viele Christen Katholiken ab?
Ich kann nicht für anderen Christen sprechen, sondern nur für mich selbst, aber wenn ich in den Evangelien lese, dann sehe ich den Weg mit den besten Verheißungen und dabei auch den sichersten Weg darin, die Lehre Jesu genau so klar zu akzeptieren, wie diese in den Evangelien klar geschrieben steht, ohne Berücksichtigung irgendwelcher Interpretationen, die erstens zu Uneinigkeit und zweitens zu trügerischer Bequemlichkeit führen. Und sorry, aber mit dem Anfang des Katholizismus im 4. Jahrhundert und unter dem Einfluss Konstantins und Athanasius' hat der ganze Unfug mit von der Klarheit der Evangelien entfremdeter Kirchenlehre angefangen. In anderen christlichen Kirchen wurde seit Beginn der Reformation zwar wieder je nach Glaubensgemeinschaft mehr oder weniger auf den ursprünglichen Weg zurückgefunden und manche kamen sogar noch weiter von der ursprünglichen Lehre Jesu ab, als die Katholiken. (Besonders wenn ich an jene denke, die meinen dass einzig Missionsarbeit zählt, aber christliche Werte wie Nächstenliebe, Hilfs- und vor allem Vergebungsbereitschaft wären egal und um es deutlich zu machen verwendet man in dieser Gemeinschaft all zu gern de lateinische Version des Namens des Gottes der Juden, während letztere den Namen ihres Gottes dadurch heilig hielten, indem sie vermieden, diesen auszusprechen - und letzteres ist sicher ähnlich ironisch wie zu meinen dass Missionsarbeit alles andere an Verfehlungen gegenüber den wichtigsten drei hier erwähnten christlichen Eigenschaften kompensieren könnte.) Diese Uneinigkeit zwischen den verschiedenen Kirchenlehren mit mehr oder weniger Bibeltreue dürfte sicherlich ein hinreichender Anlass zu der Differenzierung anderer Christen gegenüber den Katholiken sein, was aber nicht minder auf Gegenseitigkeit beruht.
Warum bezeichnen sie diese als Nichtchristen?
Wer das als Katholik meint, dass man von anderen Christen als Nichtchrist angesehen wird, dazu antworte ich: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
Warum werden ihre Lehren als antichristlich bezeichnet?
Einfach mal selbst die Bibel, genauer die Evangelien genauso lesen, wie sie klar geschrieben stehen, und dann darüber nachdenken, was stattdessen in der katholischen Kirche stattdessen gelehrt wird. Wenn man keine Differenzen sieht, oder kaum welche, hat man die eigentlich offensichtliche Klarheit der Evangelien noch nicht hinreichend erkannt.
Und warum lehnen sie die Katholiken so ab?
Und warum lehnen Katholiken andere Christen ab? Die Antwort ist dieselbe.
Alles, was sie glauben, belegen sie mit der Bibel.
Das machen sie ähnlich wie Zeugen Jehovas, nur sind letztere zumindest ehrlich genug, eine eigens veränderte Bibelübersetzung zu verwenden - aber ohne Interpretationen und Rosinenpickerei sind auch deren Ansichten selbst mit ihrer eigenen Lehre nicht vereinbar. Genauso ist es auch mit den Katholiken. Abgesehen davon findet sich die Lehre Jesu allein in den Evangelien, dem Anfang der Apostelgeschichte und gegen Ende der Offenbarung wird noch einmal darauf Bezug genommen. Das Alte Testament kann sich noch gar nicht auf die Lehre Jesu wirklich bezogen haben und Paulus hatte ähnlich wenig wirklich von Jesus direkt erfahren, wie beispielsweise Jesaja - aber letzterer lebte wenigstens lange Zeit vor Jesus auf der Erde, während Paulus bis zu seinem Damaskuserlebnis nichts besseres zu tun hatte, als die Jünger Jesu zu verfolgen, was zu deren Gefangennahme und Hinrichtung führte. Darüber sollte man selbst als Katholik mal ernsthaft nachdenken. Und schließlich beim Stuhl Petri, also da finde ich hört der Spaß dann komplett auf. Petrus starb im ersten Jahrhundert als Märtyrer (siehe Petruskreuz). Vielleicht war er vorher als Bischof in Rom tätig, aber Papst war er nie, denn die Christenheit war bis zur Zeit Konstantins immer noch eine verfolgte Minderheit und deren Anhänger mussten damals jederzeit mit dem Schlimmsten rechnen. Das war auch der Grund, weshalb Arius, der, im Gegensatz zu Athanasius, nicht von Gier getrieben wurde, sich nicht auf die seiner Ansicht nach trügerische Einladung Konstantins einließ. Im Resultat sind leider die Standpunkte des Athanasius in die spätere Kirchenlehre übernommen worden, statt der evangeliumstreuen des Arius.
Wie sehr ihr das? Könnt ihr mir das erklären und eure Sicht schildern?
Dass die Differenzierung auf Gegenseitigkeit beruht. Und so lange beispielsweise katholische Taufen in anderen Kirchen zwar als "rechtswirksam" akzeptiert werden aber die anderer Kirchen nicht in der römisch-katholischen Kirche braucht man in letzterer nicht einmal ansatzweise erwarten, dass es zu einseitigen Eingeständnissen in anderen Kirchen kommt.
Als Mitglied der "Kirche Jesu Christi - Der Heiligen der Letzten Tage" sind mir übrigens solche Differenzen nicht fremd. Und wer meint, dass die RKK dahingehend ein besonderes Opfer dieser Differenzierungen ist, der hat es beispielsweise noch nicht mit der in diesem Absatz namentlich ausgeschriebenen Kirche bedacht, denn selbst, wie ich es nennen würde, gemäßigte und daher bibeltreuere Christen, als es beispielsweise Katholiken sind, lehnen diese Kirche als solche und deren Mitglieder als Christen ab, obwohl es sich in Wahrheit so verhält, dass eben die Mitglieder der in diesem Absatz mit vollem Namen genannten Kirche am ehesten der Lehre Jesu gemäß der Klarheit der Evangelien aktiv folgen.
Jetzt mache ich mal als Katholikin den Advocatus Diaboli:
Es gibt in der katholischen kirche viele Riten, Gebräuche und Lehren, die nicht unmittelbar aus der Bibel hervorgehen, sondern aus komplexen und manchmal ziemlich weit hergeholten Interpretationen.
Beispiel: Das Heilige Abendmahl ist nach biblischer Überlieferung von Jesus selbst eingesetzt worden, die Einsetzungsworte stammen von Paulus. So weit, so gut.
Aber die Fronleichnamsprozession als eine kultisch überhöhte Verehrung der Realpräsenz Christi im eucharistischen Sakrament (achte mal auf die unverständlichen Begriffe!) ist aus den Texten der Evangelisten so nicht unmittelbar abzuleiten. Deswegen werden solche Bräuche von vielen Protestanten als nicht biblisch und deshalb auch als nicht christlich angesehen und daher abgelehnt.
Und so geht es mit vielen Lehren. Für Protestanten gilt dagegen : Sola scriptura, sola gratia, sola fide. Nur die Bibel, die Gnade Gottes und der Glaube sind die Tragsäulen des Christentums. Alles Andere, das sich die Kirche im Laufe der Jahrhunderte erdacht hat, ist irrelevant und hält, so meinen viele, sogar von wahren Glauben ab.
In deer Ökumene, wie ich sie kenne, werden aber immer die Gemeinsamkeiten betont und man versucht, sichgegenseitig zu bereichern. Dass Katholiken als Nichtchristen bezeichnet werden, kenne ich nur von radikalfundamentalistischen Splittergruppen.
Ich selbst bin Protestant und habe mit Katholiken überhaupt kein Problem. Ich habe gegenseitige Anfeindungen unter Christen auch in so einer Form wie es hier geschildert wird noch nie erlebt.
Am Ende sind Katholiken, Protestanten oder Orthodoxe alle Christen nur mit kleinerem oder manchmal auch größerem Unterschied in der Religion.
Aber das heißt nicht, dass man sich anfeindet oder sich gegenseitig respektlos verhält... sowas hat in dieser Welt keinen Platz.
Angeblich verfolgt die katholische Kirche mehr kirchliche Traditionen als dass sie der Bibel folgt.
Und auch wenn es vielleicht so sein sollte, akzeptiere ich die Katholiken trotzdem.
Jakobus 3:9: Mit unserer Zunge loben wir Gott, unseren Herrn und Vater, und mit derselben Zunge verfluchen wir unsere Mitmenschen, die doch nach Gottes Ebenbild geschaffen sind.
Weil sie überdurchschnittlich häufig anders reden als sie denken und handeln. Das ist lediglich meine Erfahrung aus vielen Jahrzehnten und soll keine feste Behauptung von mir sein. LG