Wäre aktive Sterbehilfe erlaubt…

3 Antworten

Würden einige meiner KollegInnen, zu MörderInnen werden, und ich würde mich zunehmend unwohl fühlen.

Ich arbeite in einem Pflegeheim.


Rapunzel324  26.09.2023, 13:26

Diese Frage kann ich nur aus ärztlicher Perspektive beantworten. Sterbehilfe muß grundsätzlich differenziert werden.

Ich lehne aktive Sterbehilfe ab. Bei der aktiven Sterbehilfe verabreicht der Arzt dem Patienten SELBER das todbringende Medikament, oral oder mittels Injektion. In Deutschland verboten! Es handelt sich um eine Straftat und man verliert u.U. die Approbation. Never!

Bei einer Beihilfe zum Suizid nimmt der Patient das todbringende Medikament SELBER ein. Dazu muß aber zuerst ein Arzt gefunden werden, der dieses rezeptiert. Niemand kann einen Arzt dazu zwingen.

Anders sieht das bei einer indirekten Sterbehilfe, in Bezug auf die Palliativmedizin aus. Diese würde ich selbstverständlich in Anspruch nehmen.

Wenn eine Erkrankung, wie z.b. ein metastasiertes Pankreas/Oesophaguskarzinom, Glioblastom kurativ nicht mehr therapierbar ist > austherapiert, ist es oberste Priorität, die Symptomatik, wie Schmerzen ( Tumordurchbruchschmerzen), Dyspnoe, Ängste, Erbrechen, Übelkeit etc., mittels der entsprechenden Medikamente zu beheben, zumindest gut zu lindern. In seltenen Fällen reichen diese Maßnahmen nicht aus. Dann steht als Ultima Ratio, für die Finalphase, eine tiefe, palliative Sedierung zur Verfügung. Der sterbende Patient spürt nichts mehr und schläft ohne jegliche Symptomatik in den Tod hinein. Auf Grund der Dosierung der Medikation ist es möglich, daß der Patient etwas früher verstirbt oder auch nicht > indirekte Sterbehilfe.

Wichtig ist eine rechtzeitige PV, wo man seine Wünsche detailliert äußern kann. Eine PV gilt ab dem Zeitpunkt, wo eine verbale Kommunikation nicht mehr möglich ist. Man sollte sich die Frage stellen, was wünsche ich bei einer unheilbaren Erkrankung? Eine Reanimation, eventuell eine Dialyse, eine enterale Ernährung über eine PEG, eine parenterale Ernährung über den Portkatheder etc. oder doch lieber eine exzellente, palliative Begleitung mit Linderung jeglicher Symptomatik, mittels der richtigen Medikation?

Zu der Erstellung einer PV ist eine Beratung beim Hausarzt sinnvoll, da dieser im Normfall seine Patienten am besten kennt.

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Nein würde es nicht nutzen, da ich Muslim bin und sowas eine große Sünde im Islam wäre. Dagegen würde z.B sprechen, dass das Leben zu wertvoll und schön ist und da Allah es verboten hat. Dafür würde nix sprechen.

Ja, würde ich. Ich hasse den Gedanken, pflegebedürftig zu sein und geistig schon ziemlich weggetreten. Und Demenz ist in meiner Familie unter den Frauen verbreitet. Daher hätte ich gerne eine Patientenverfügung, in der ich genau festlegen kann, ab wann ich nicht mehr leben will.

Meine religiöse Sicht: Leben ist ein Geschenk der Götter und wir sollten es nicht leichtfertig wegwerfen. Menschen, die sich aufgrund von Depression oder Verzweiflung das Leben nehmen begehen meiner Meinung nach aber keine Sünde: sie erliegen lediglich einer Krankheit. Genau wie der Körper an einer chronischen Krankheit oder durch einen plötzlichen Unfall getötet werden kann, so kann eben auch die Seele durch chronisches Leiden oder eine Krise aufgeben. Einen Menschen von einer Selbsttötung abzubringen ist wie einem Menschen durch medizinische Intervention das Leben retten... man sollte es unbedingt versuchen, aber es klappt eben nicht immer.

Und in letzter Konsequenz denke ich, dass jeder Mensch die Kontrolle über sein individuelles Leben, und eben auch über den Zeitpunkt des eigenen Todes haben. Falls ich einmal chronisch krank, pflegebedürftig und hochgradig dement bin, dann ist es mir auch irgendwann genug, dann will ich sterben dürfen. Und in dem Fall glaube ich auch nicht, dass die Götter da etwas dagegen haben.

Im "Gespräch des Lebensmüden", das wäre mein religiöser Quelltext zum Thema, da ist auch an keiner Stelle die Rede davon, dass jemandem dadurch der Weg ins Jenseits versperrt würde. Ganz im Gegenteil: der Held der Geschichte sehnt sich nach dem Reich des Osiris und will möglichst schnell dort hin. Seine Ba-Seele argumentiert dagegen... aber nicht mit Mahnungen, dass die Götter das bestrafen würden, sondern viel grundlegender: dass das Jenseits gar nicht sicher so existiert wie er es erhofft und der Mensch lieber das Leben genießen soll, das er immerhin sicher hat.