Frage an die Leute, die an das Fegefeuer glauben

SurvivalRingen  07.07.2024, 14:53

Dürfen auch freikirchliche / evangelische Christen mit einer Gegenargumentation antworten?

Ichbinfromghana 
Beitragsersteller
 07.07.2024, 14:56

Ja, gerne!🙂

Alle Christen, Katholiken, Orthodoxen, Protestanten und Freikirchler können auch Antworten, wenn sie helfen können.

5 Antworten

...denn in der Bibel steht nirgendwo, dass es ein Fegefeuer gibt.

Steht so nicht in der Bibel. Es gibt zwar ein paar Bibelstellen, die darauf hingedeutet werden können, aber das war's dann auch schon.

Was überzeugt euch, dass es diesen Ort gibt?

Ist prinzipiell eine logische Erklärung. Es gehört aber auch nicht zur verbindlichen Lehre der Kirche, zumindest ist es kein Dogma.

Habe ihr biblische Fakten...

Nein.

....oder Interpretationen?

Ja.

Ich verstehe das "Fegefeuer" so, dass es ein Zustand, ein Ort und eine Zeit ist, in der eine unvollkommene Liebe zu Gott zur Vollendung reift. Den deutschen Begriff "Fegefeuer" für das Purgatorium ("Ort der Reinigung") finde ich etwas unglücklich; ich habe allerdings auch keinen besseren Vorschlag.

Na, dann hier die Gegenargumentation :)

Zunächst die Katholische Argumentation: Katholiken führen im Wesentlichen 1.Kor. 3, Mt. 5,25-26 und 2.Makk. 12 an.

1.Kor. 3:

9 Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr aber seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.

10 Gemäß der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf. Jeder aber gebe acht, wie er darauf aufbaut.

11 Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

12 Wenn aber jemand auf diesen Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut,

13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer geoffenbart wird. Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben.

14 Wenn jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleibt, so wird er Lohn empfangen;

15 wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden erleiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.

Die Kath. Kirche bezieht das "Feuer" und "wie durchs Feuer hindurch" auf das Fegefeuer. Doch das passt einfach nicht. Im Fegefeuer soll man wegen seiner Sünden sein, doch hier geht es um die Prüfung der Werke der Gläubigen. Weiter gehen die Werke durchs Feuer, nicht der Gläubige selbst.

"Wie durchs Feuer" ist so zu verstehen, wie es da steht: Eben als Vergleich, nicht als wörtliche Beschreibung. Besagter Christ wird "gerade so" gerettet.

Mt. 5,25-26:

25 Sei deinem Widersacher bald geneigt, während du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit der Widersacher dich nicht etwa dem Richter ausliefert und der Richter dich dem Gerichtsdiener übergibt und du ins Gefängnis geworfen wirst.

26 Wahrlich, ich sage dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den letzten Groschen bezahlt hast!

Warum auch immer beziehen Katholiken das Gefängnis hier auf das Fegefeuer. Doch ist hier offensichtlich von einem irdischen Gefängnis die Rede: Streit mit einem Mitmenschen, Gerichtsprozess und Gefängnis, bis die Schulden bezahlt sind. - Geldschulden können im Fegefeuer nicht bezahlt werden.

Auch in den Versen davor und danach ist nur von irdischen Situationen die Rede.

2.Makk. 12:

43 Danach brachte er durch eine Sammlung an die zweitausend Drachmen in Silber zusammen. Die schickte er nach Jerusalem zum Sündopfer. Und er tat gut und löblich daran, weil er an die Auferstehung dachte.

44 Wenn er nicht erwartet hätte, dass die Gefallenen auferstehen würden, so wäre es überflüssig, ja töricht gewesen, für Tote zu bitten.

45 Sodann aber bedachte er auch, dass denen, die als fromme Leute entschlafen, die herrlichste Gnadengabe bereitet ist. Das ist ein frommer und heiliger Gedanke. Darum hat er auch für diese Toten ein Sühnopfer dargebracht, damit sie von ihrer Sünde erlöst würden.

Hier handelt es sich um ein apokryphes Buch, das nicht Teil des Wortes Gottes ist. - Auch wenn die Kirche das gerne hätte. Es entspricht einfach nicht den kriterien eines göttlich inspirierten Buches. Weder wurde es von einem von Gott berufenen Menschen (Prophet, berufener König, Apostel..) geschrieben, noch steht Gott oder Sein Handeln im Mittelpunkt:

2.Makkabäer 2, 23 Dies alles, das Jason von Kyrene in fünf Büchern aufgezeichnet hat, gedenken wir, hier auf das Kürzeste zusammenzufassen. 

24 Denn wir sehen, um wie viel Zahlen es geht und dass es wegen der Fülle des Stoffs schwer sein wird, die Erzählungen und Berichte recht zu erfassen. 

25 Wir haben uns also vorgenommen, denen, die gerne lesen, Anregung zu verschaffen, denen, die ihrem Gedächtnis etwas einprägen möchten, leichtere Übersicht zu geben, allen aber, die das Buch in die Hand nehmen, Gewinn zu bringen. 

Diese Verse sind eindeutig: Es geht hier nur um eine geschichtliche Darstellung. Es erhebt nicht den Anspruch göttlich zu sein. Deutlich dazu ist auch:

1.Makk. 9,27 Und in Israel war so viel Jammer, wie nicht gewesen ist, seit ihnen kein Prophet mehr erschienen war.

Es wird davon geschrieben, dass seit einer bestimmten Zeit keine Propheten mehr auftraten. Folglich sieht auch dieses Buch sich nicht als prophetisch.

Das Buch kann also keine Referenz für Glaubenslehren sein. Es gibt in diesen Versen nur wieder, was die Juden damals (fälschlicher weise) geglaubt haben, nicht was Gott gelehrt hat. Im Übrigen kann ich in diesen Versen auch kein Fegefeuer erkennen.

__

Wir sehen also, das Fegefeuer hat keine biblische Grundlage. Wann immer im NT von dem Leben nach dem Tod für Christen die Rede ist, heißt es nur von der Gemeinschaft mit Gott, dem ewigen Leben und dem Himmel. Kein Wort von einer Zwischenstation in Fegefeuer:

2.Kor. 5,8 Wir sind aber getrost und wünschen vielmehr, aus dem Leib auszuwandern und daheim zu sein bei dem Herrn.

Ph. 1,23 Denn ich werde von beidem bedrängt: Mich verlangt danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre;

Außerdem schmälert das Fegefeuer den Wert des Opfers Jesu. Wer an das Fegefeuer glaubt, sagt, dass der Tod Jesu nicht ausreichend war, sondern wir noch selber für unsere Sünde zahlen müssen. Dabei sagt die Bibel eindeutig:

Röm. 5,9 Wie viel mehr nun werden wir, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt worden sind, durch ihn vor dem Zorn errettet werden!

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigener Glaube -- bin bibelgläubiger Christ

helmutwk  07.07.2024, 17:28
Doch ist hier offensichtlich von einem irdischen Gefängnis die Rede

Der weitere Zusammenhang macht schon deutlich, dass das mit dem irdischen Gericht ein Bild ist (es geht um die Schuld, die man im Miteinander aufhäuft). Allerdings passt die Erklärung à la Fegefeuer nicht so recht: Denn um eine Schuld zu bezahlen, muss man ja mehr als das ohnehin laufend zu »Bezahlende« aufbringen, also mehr als das, was in Mt 5,48 gesagt wird. Das heißt: wer »nur« so perfekt wie Gott ist, der »bezahlt« seine Schuld nicht, man muss schon noch perfekter als Gott sein …

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Katholiken. Ihr glaubt sicherlich an das Fegefeuer.

Nun - verpflichtender Glaubenbestandteil ist das nicht. Katholiken müssen viel weniger glauben als man ihnen so zudenkt und - sie tun es auch nicht.

Also - vergiß es.

Ich bin Katholik und ich glaube nicht direkt an das Fegefeuer.

Ich glaube nicht, dass einen weitere Ort zwischen Menschsein und Tod (bei Gott sein) gibt, sondern eher, dass das Leben schon einige Fegefeuer-Situationen hat.

Es steht ja auch nicht direkt in der Bibel, sondern es ist im übertragenden Sinne zu verstehen. Ich finde auch keine Bibelstelle auf die Schnelle, aber ein Fegefeuer wäre doch logisch, oder?