Der Brief an die Hebräer ist nicht von Paulus, weil

8 Antworten

Ist er auch vermutlich nicht :)

Hebräer hat keinen klaren Autor angegeben.

Der Brief an die Hebräer ist nicht von Paulus, weil

...im Gegensatz zu den anderen Deuteropaulinen, behauptet der Hebräerbrief nicht mal von Paulus zu sein.

weil Paulus an die Heiden/Nationen/neuen christlichen Versammlungen schreibt und nicht an Hebräer/Juden.

Das ist nicht richtig. Paulus hat sich bei seinen Missionsreisen immer erst jeweils an die Juden vor Ort gewandt und spricht sie auch in seinen (echten) Briefen öfter explizit an.

Je nach Adressat kann sich ein Autor unterschiedlich ausdrücken, mit der Folge, daß Texte von ein und demselben Autor sehr unterschiedlich sind. Das allein spricht nicht gegen Paulus.

Der Brief wurde in der jungen Kirche Paulus zugeschrieben. Das sollte man nicht unterschätzen, weil es ja zu Beginn Menschen gab, die Zeitzeugen waren, und alles genau wussten.

Außerdem sind die anderen Texte von Paulus allesamt Briefe. Der Hebräerbrief ist aber von der Textgattung her kein Brief, sondern eine theologische Abhandlung. Auch deswegen ist der Stil anders. Zum Brief wurde er nur durch das Versenden als Rundschreiben.

Es gibt darüber hinaus eine Theorie, die sehr plausibel ist. Demnach hat jemand aus dem persönlichen Umfeld des Paulus den Brief geschrieben. Es gibt auch einen bekannten, konkreten Kandidaten dafür. Das Ergebnis gefiel dann Paulus so gut, daß er den Text an verschiedene Gemeinden geschickt hat. Daher stammt die Überlieferung, daß er der Autor ist. Es könnte auch eine Gemeinschaftsarbeit von Paulus und anderen gewesen sein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

helmutwk  15.11.2024, 14:53
Der Brief wurde in der jungen Kirche Paulus zugeschrieben.

Aber nicht von allen. Der Kirchenvater Origines sagte z.B., dass nur Gott weiß, wer diesen Brief geschrieben hat. Tertullian vermutete Barnabas als Verfasser. Spätere Kirchenväter haben noch andere Vermutungen aufgestellt, Theologen der Neuzeit sowieso.

Die rkk tut zuweilen so, als ob die Tradition, die sie weitergeführt hat, die einzige gewesen sei. Das stimmt aber häufig nicht.

Der Hebräerbrief ist aber von der Textgattung her kein Brief, sondern eine theologische Abhandlung

Er endet mit Briefgrüßen am Schluss. Also ist er wohl ein Brief, bei dem der Briefkopf bei der Veröffentlichung weggelassen wurde. Das war im Altertum nicht unüblich.

Und ein Brief kann wie eine theologische Abhandlung wirken - das gilt z.B. auch für den Römerbrief.

Auch die Ausdrucksweise und der Satzbau ist komplexer im Hebräer.

Aber das beste Argument ist, dass Paulus ein Kollaborateur war und mit Juden nicht viel am Hut hatte und schon gar nicht die zu belehren versuchte.


helmutwk  15.11.2024, 14:41
Aber das beste Argument ist, dass Paulus ein Kollaborateur war

Ja, er hat mit vielen Leuten zusammengearbeitet: Timotheus, Titus, Epaphroditus, …

Aber eigentlich wird mit dem Wort doch mehr als nur Zusammenarbeit assoziiert …

und mit Juden nicht viel am Hut hatte und schon gar nicht die zu belehren versuchte.

Komisch, das steht in der Apg anders, und auch Paulus sagt u.a.:

1.Ko 9,20 Wenn ich mit Juden zu tun hatte, lebte ich wie ein Jude, um sie für Christus zu gewinnen.

Wieso erzählst du das Gegenteil?

gookies  15.11.2024, 15:55
@helmutwk

Weil er sich an jeden angebiedert hat - den Juden ein Jude seiend, den Griechen ein Grieche, den Heiden ein Heide ... etc. Täuschung und Anpassung. Aber für den Kollaboratuer mit Rom kein Wunder.

Was fragst du so amzüglich?

helmutwk  18.11.2024, 13:27
@gookies
Täuschung und Anpassung.

Nein, Unterscheidung von Wichtigem und Unwichtigem. Denn Paulus betont im gleichen Atemzug, dass er »im Gesetz Christi« ist.

Aber für den Kollaboratuer mit Rom kein Wunder.

Wenn er ein Kollaborateur Roms war, wieso wurde er dann dreimal von römischen Behörden ausgepeitscht, so dass er die »Wundmale Christi« auf seinem Rücken trug?

Was fragst du so amzüglich?

Ich nehme an, die meinst anzüglich - aber ich weiß nicht, inwieweit meine Frage anzüglich sein sollte. Du hast behauptet, dass Paulus nichts mit Juden am Hut hatte, er selber sagt, dass sein Evangelium vor allem für Juden da ist, er versucht, sie für Christus zu gewinnen etc. - also das Gegenteil von dem, was du schriebst.

Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich einfach gesagt hätte, dass du Unsinn schreibst, statt erst mal zu fragen, wieso du das schreibst?

gookies  18.11.2024, 13:55
@helmutwk
wieso wurde er dann dreimal von römischen Behörden

Der Kol. war er als Saulus.

amzüglich

Erbsenzählen

helmutwk  18.11.2024, 16:41
@gookies
Der Kol. war er als Saulus.

Du meinst: Vor seiner Berufung durch Jesus. Den jüdischen Namen Ša'ul (»Saulus«) und den römischen Namen Paullus (gr. paulos, daher unser Paulus) hatte er beide zeit seines Lebens. Und literarisch ist er erst in Apg 13 (vier Kapitel nach seiner Berufung) »vom Saulus zum Paulus geworden«.

Was Paulus vorher war, ist für die Beurteilung des Apostels unwesentlich, außer es geht um den Kontrast. Und kollaboriert hat er mit den Sadduzäern (Hohepriester etc.), also nur indirekt mit den Römern.

Erbsenzählen

Ein Hobby von mir, siehe oben. Allerdings: Bei Tippfehlern kann man nie zu 100% sicher sein, dass man es richtig verstanden hat.

Ein Vorwurf sollte das nicht sein - ich überseh zuweilen auch Tippfehler von mir und lasse sie stehen.

Du hast schon recht.

Der Inhalt des Hebräerbriefes ist so interessant, egal wer ihn geschrieben hat.