Auslandssemester Freundin

Hallo liebe Community,

ja, ich weiß, es gibt bereits einige Beiträge zum Thema Auslandssemester, insbesondere im Zusammenhang mit Liebe. Trotzdem würde ich gerne noch einmal von euch hören, was ihr tun würdet und welche Ratschläge ihr für mich habt. Es geht um Folgendes:

Meine Freundin ist heute für ein halbes Jahr nach Spanien geflogen, um dort ein Auslandssemester zu absolvieren. Wir haben lange auf diesen Tag hingearbeitet, und als ich die Nachricht von ihrer Aufnahme erhielt, hatte ich Tränen in den Augen, als ich ihr gratulierte.

Grundsätzlich bin ich ein Mensch, der sich immer vorgenommen hat, sein Leben unabhängig zu leben und sich nicht von einer anderen Person abhängig zu machen. Einer Freundin habe ich bei Liebesdramen immer wieder gesagt, dass sie keine glückliche Beziehung führen kann, wenn sie nicht auch alleine mit sich selbst zurechtkommt. Zu diesem Zeitpunkt war ich selbst Single und lebte nach dem Motto: „Es kommt, wie es kommt, und wenn ich meine Liebe erst mit 27 finde, ist das auch okay, solange es passt.“

Mit anfang 21 (bin jetzt 22) habe ich dann meine jetzige Freundin kennengelernt, und es hat wirklich perfekt gepasst, weil ich ohne den Wunsch nach einer Beziehung durchs Leben gegangen bin. Sie hat alles einfach so viel schöner gemacht.

Leider ist sie mit ihrer Familiensituation etwas unglücklich und hat deshalb seit ihrer Kindheit den Drang, viel zu reisen – einerseits, um viel zu sehen, und andererseits, um ihren familiären Problemen zu entkommen. Sie hat, auch auf Empfehlung ihres älteren Bruders, vor unserer Beziehung beschlossen, unbedingt ein Auslandssemester zu machen, und hat ihre FH entsprechend ausgewählt.

In den letzten Monaten haben wir zwei fast jede Woche fünf bis sechs Tage miteinander verbracht. Wir haben praktisch zusammengelebt. Grundsätzlich war meine Schwester immer eine wichtige Stütze in meinem Leben, da sie mir in vielen Situationen beigestanden und auch in Krisenzeiten Rat gegeben hat. Das ist jedoch ein wunder Punkt bei meiner Freundin. Sie meint, sie werde niemals mit meiner Schwester mithalten können. Ich habe ihr schon oft gesagt, dass meine Schwester immer meine Schwester bleiben wird, die ich liebe, und das war’s. Meine Freundin wiederum ist die Person, die für immer meine Liebe sein wird. Sie ist meine beste Freundin und zugleich der Mensch, den ich jeden Tag aufs Neue bewundere. Trotzdem will ich mit meiner Schwester nicht mehr so vieles teilen wenn meine Freundin das nicht möchte und mein bester Freund ist jetzt auch im Urlaub in ein paar Tagen und den will ich damit nicht nerven, bzw. weiß ich auch gar nicht ob mir das was bringt. Ich hab also niemanden wirklich mit dem ich reden möchte.

Wie auch immer, heute haben ihr Vater und ich sie zum Flughafen gebracht, und sie ist nach Spanien abgeflogen. Der Abschied war tränenreich, aber viele Emotionen haben wir schon am Vorabend herausgelassen, sodass es am Flughafen etwas trockener war.

Als mich ihr Vater anschließend bei ihrem Zuhause abgesetzt hat, bin ich in ihr leeres Haus gegangen – ihre Mutter ist derzeit im Urlaub – und da habe ich realisiert, wie schmerzhaft es ist, an diesem Ort zu sein. Ihr Zuhause, der Ort, an dem sie sich zurückgezogen hat, wenn etwas war, und der Ort, an dem wir viele gemeinsame schöne Momente hatten. Ich habe dann weinend meine Sachen gepackt und bin nach Hause gefahren. Seitdem leide ich. Ich muss in jedem Augenblick an sie denken. Eigentlich hatte ich geplant zu lernen, aber beim Lesen denke ich nur noch an sie. Ich denke an all die gemeinsamen Erlebnisse und was wir noch alles vorhatten, was wir vor ihrer Abreise nach Spanien leider nicht mehr geschafft haben.

Obwohl sie nur bis maximal 15. Februar 2025 weg ist und ich sie vom 30.10. bis 6.11.2024 besuchen werde, schmerzt es sehr. Ich halte das T-Shirt, das sie letzte Nacht getragen hat, fest an mich. Ich rieche ihren Duft und könnte vor Herzschmerz schreien. Einerseits will ich ihr zeigen, wie sehr ich sie liebe, andererseits frage ich mich: Was ist los mit mir? Ich wollte mich nie so sehr von einem Menschen abhängig machen. Ist das wirklich die Abhängigkeit, die ich immer vermeiden wollte?

Seit heute Morgen bin ich noch nicht dazu gekommen, meine Sachen von ihr auszupacken. Es schmerzt einfach so sehr. Obwohl wir bereits per FaceTime telefoniert haben und ich sie gesehen habe, will ich mehr von ihr. Ich will SIE, so wie sie ist, mit all ihren Macken. Ich habe nun mit einem Freund ausgemacht, regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen, um Muskeln aufzubauen und die Zeit sinnvoll zu nutzen. Aber auch die Zeit an der Uni wird schwierig, da wir im selben Studiengang sind und ständig in unserer Nähe waren. Das verbinde ich jetzt natürlich auch mit ihr.

Ich weiß, dass mir all das im Voraus klar sein hätte müssen, aber ich würde gerne wissen, welche Tipps ihr mir geben könnt.

Danke schon mal!