Wer lauter schreit hat mehr recht?

ZoeyPauk  04.10.2022, 09:15

Wo ist die Frage?

MaMoJoe 
Beitragsersteller
 04.10.2022, 09:28

Im Betreff

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Je unsicherer ein Fakt ist, desto "lauter wird geschrien".

Nein. Wie jede allgemeine Weltformel, ist auch diese falsch. Es gibt viele verschiedene Gründe, warum Menschen laut werden.


MaMoJoe 
Beitragsersteller
 04.10.2022, 09:36

Ich bin mir sicher, dass es da einen Zusammenhang gibt. Deshalb frage ich

0
DreiGegengifts  04.10.2022, 14:52
@MaMoJoe
Wer lauter schreit hat mehr recht?

Durch lautes Schreien hat man per se weder mehr noch weniger Recht.

0
MaMoJoe 
Beitragsersteller
 04.10.2022, 09:31

Ich habe die Frage schon bearbeitet, das sollte eigentlich "je lauter jemand ist" heißen

0

Okay, schön, dass du zu dem Schluss gekommen bist.


MaMoJoe 
Beitragsersteller
 04.10.2022, 09:34

Danke für dein schönes Kompliment. :)

0

Ich habe mich vor Jahren einmal mit einem Pädagogen unterhalten. Der meinte, wer schreit, habe Unrecht.

Das halte ich für wesentlich plausibler, denn ähnlich wie bei Gewalt greift man zu einem Mittel jenseits der Bedeutung von Worten und jenseits einer Ausstrahlung von Authorität.

Das ist so wie bei den Mächtigen. Oft sind nicht die mächtig, die permanent Macht ausüben, sondern die, die das Verhalten anderer kotrollieren, indem sie sie glauben lassen, dass sie jederzeit Macht ausüben könnten.


DreiGegengifts  04.10.2022, 09:30
Der meinte, wer schreit, habe Unrecht.

Psychologen sollten eigentlich wissen, wie unterschiedlich die Motivationen für ein Verhalten sein können.

Oft sind nicht die mächtig, die permanent Macht ausüben, sondern die, die das Verhalten anderer kotrollieren, indem sie sie glauben lassen, dass sie jederzeit Macht ausüben könnten.

Versteckte Manipulation ist keineswegs besser, als eine offene Artikulation der eigenen Machtansprüche.

1
Suboptimierer  04.10.2022, 09:36
@DreiGegengifts

Ich spreche selbstverständlich nicht davon, dass zwei Gesprächspartner sich in einer lauten Geräuschkulisse befinden. Ich spreche auch nicht davon, dass eine Person hörgeschädigt ist oder von anderen Ausnahmesituationen, wie der Warnung vor Gefahren, Hilferufe,...

Welch sinnvoller Grund fällt dir denn ein, jemanden anzuschreien? Inwieweit siehst du darin einen möglichen Nutzen oder guten Beweggrund?
Wo siehst du die Nüchternheit und weniger die emotionale Färbung?

Im Normalfall ist Schreien unnötig. Es wird versucht, künstlich dem eigenen Wort mehr Gewicht zu verleihen, ohne dass das Wort schwerer wird.
Entweder schwingt im Schreien Verzweiflung mit oder rhetorische Gewieftheit, die sich zunutze macht, dass andere sich durch das Schreien eingeschüchtert und überstimmt fühlen.

Schreien als Ausdruck der Verzweiflung hat direkt erstmal nichts mit Recht und Unrecht zutun.

Der Kunstgriff, zu sagen, wer schreit habe Unrecht besteht darin, dass jemand, der im Recht ist, es eigentlich nicht nötig haben sollte, zu schreien, so wie jemand, der im Recht ist, es eigentlich nicht nötig haben sollte, an jemanden Gewalt auszuüben.
Man versucht, seine Ansicht (non-)verbal durchzuboxen.
Mit dem Schreien gesteht man eine Niederlage ein. Das ist besonders armselig, wenn das Gegenüber ein Kind ist.

Professionelle Redner (zum Beispiel in Polittalkshows) schreien nicht. Wieso? Welchen Eindruck hättest du von dieser Person, würde sie schreien?

1
DreiGegengifts  04.10.2022, 14:50
@Suboptimierer
Welch sinnvoller Grund fällt dir denn ein, jemanden anzuschreien.

Ob etwas sinnvoll ist oder nicht, kann man ohne Kontext nicht bewerten.

Meine Aussage war aber auch eine andere, nämlich dass man von Lautstärke nicht auf Unrecht schließen kann.

So wird der eine laut, weil er sich in einer Situation nicht gehört fühlt. Ein anderer vielleicht, weil er in seiner Persönlichkeit emotional instabil ist. Ein Dritter mag die Lautstärke nutzen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Usw. Über die Qualität des Arguments sagt weder eine geringe noch eine hohe Lautstärke etwas aus.

1
Suboptimierer  12.06.2024, 07:25
@DreiGegengifts

In Zeiten von ChatGPT habe ich den Automaten mal mit deinem Einwand gefüttert.

Meine Frage:

Wäre es denn nicht denkbar, dass jemand gute Argumente hat und diese durchs Schreien noch verstärken möchte, also dass jemand beides für seine Sache nutzt?

Er spuckt aus:

Es ist theoretisch denkbar, dass jemand gute Argumente hat und diese durch Schreien verstärken möchte, aber es gibt mehrere Gründe, warum dies in der Praxis oft nicht effektiv ist und warum das Sprichwort "Wer schreit, hat Unrecht" weiterhin relevant bleibt:
1. Wahrnehmung und Glaubwürdigkeit
Negativer Eindruck: Schreien wird in vielen Kulturen als unangemessenes und aggressives Verhalten angesehen. Auch wenn die Argumente gut sind, kann das Schreien die Glaubwürdigkeit und den positiven Eindruck der Person mindern.
Ablenkung: Die Lautstärke kann von den Argumenten ablenken. Die Zuhörer konzentrieren sich möglicherweise mehr auf das aggressive Verhalten als auf den Inhalt der Argumente.
2. Emotionale Reaktion der Zuhörer
Verteidigungshaltung: Schreien kann bei den Zuhörern eine Abwehrreaktion auslösen. Statt die Argumente zu überdenken, könnten sie sich eher auf das aggressive Verhalten konzentrieren und in eine Verteidigungshaltung gehen.
Einschüchterung: Schreien kann als Versuch gesehen werden, die Zuhörer einzuschüchtern. Das kann dazu führen, dass sie sich weniger auf die Argumente einlassen und eher darauf konzentrieren, der Situation zu entkommen.
3. Rationale Diskussion
Sachlichkeit: In einer sachlichen Diskussion wird Wert auf ruhige und überlegte Argumentation gelegt. Schreien widerspricht dieser Norm und kann dazu führen, dass die Diskussion aus dem Ruder läuft.
Struktur: Gute Argumente sollten klar und strukturiert vorgetragen werden. Schreien kann diese Struktur stören und die Argumentation chaotisch wirken lassen.
4. Langfristige Wirkung
Nachhaltigkeit: Argumente, die ruhig und sachlich vorgetragen werden, haben oft eine nachhaltigere Wirkung. Sie regen zum Nachdenken an und bleiben länger im Gedächtnis.
Respekt: Ruhige Argumentation zeigt Respekt vor den Zuhörern und der Diskussion selbst. Das trägt zu einer konstruktiven und respektvollen Diskussionskultur bei.
Fazit
Obwohl es theoretisch möglich ist, dass jemand gute Argumente hat und diese durch Schreien verstärken möchte, ist dies in der Praxis selten effektiv. Das Schreien lenkt von den Argumenten ab, wirkt einschüchternd und unangemessen und kann die Glaubwürdigkeit und den Respekt der Person mindern. Daher bleibt das Sprichwort "Wer schreit, hat Unrecht" eine nützliche Erinnerung daran, dass sachliche und ruhige Argumentation in den meisten Fällen die bessere Strategie ist.

Daraus würde ich den Schluss ziehen, dass jemand mit guten Argumenten es solange probiert, sie durchs Schreien zu unterstreichen, bis er merkt, dass es effektiver ist, sie ruhig und sachlich vorzutragen.

Das bedeutet, der von dir genannte Fall wäre einer, bei dem jemand noch auf der Suche nach der besten Strategie ist, seine Argumente vorzubringen.

0

Das kann man nicht verallgemeinern.

Haben zum Beispiel die Demonstranten im Iran unrecht, weil sie laut schreien? Find ich nicht, nein. Hat das Regime Recht, weil es schweigend seine Bürger niedermetzelt? Ebenfalls nicht.

Recht haben hängt nicht von der Lautstärke, sondern von dem Inhalt ab.