Was sagt ihr dem Arzt, wenn ihr einfach nicht mehr könnt?
Hi!
Bevor ich genauer auf meine Frage eingehe kurz was zu meiner Person. Ich bin 25 Jahre jung, bin gelernter Anlagenführer und gelernter Produktionsmechaniker. Ich arbeite seit 8 Jahren im Lehrbetrieb und finde meine Arbeit nach wie vor interessant, herausfordernd und spannend. Lebe im eigenen Haus, habe ein sehr gutes Einkommen, einen schönen Wagen, Motorrad, Garten und viel Bier im Kühlschrank, eigentlich sollte alles perfekt sein!
Ich bin auf einen Punkt gestoßen, an dem ich nicht verstehe was mit mir los ist. Ich bin motivationslos, habe Schwierigkeiten soziale Kontakte zu pflegen, meine Freundin (seit 5 Jahren) muss mich lange weich klopfen bis ich sage: "okay wir grillen mit der Familie, gehen zu der Hochzeit" und und und. Ich bin zunehmend gereizter und meine Stimmung kann sich von einem hoch auf tief innerhalb von Minuten ändern. Hinzu kommt, dass ich im 3 Schicht System tätig bin (Früh, Nacht, Spät). Ich kann zwar 50/50 gut/schlecht schlafen, fühle mich aber nach egal wie langer Ruhe Phase geschwächter als vor dem Schlaf.
Ich bin kein Krankfeier Typ, ich bin auf der Arbeit sehr routiniert und weiss egal in welchem Zustand wie ich gewissenhaft meinen eigenen Mittelwert erreiche, daher kann ich auch mal mit 3 Tage Grippe und hüsterli arbeiten.
Allerdings merke ich, dass ich eine Auszeit brauche. Nun bin ich aber vor ca. 3 Monaten bei meiner Hausärztin gewesen, habe mich dort eine Woche krank schreiben lassen durch Starke Verspannungen im Rücken. Die Ärztin kahm mit einem Spruch der mich bis heute zum Nachdenken bringt:"in deinem Alter 'Rückenschmerzen' zu haben ist sehr ungewöhnlich". Stress auf der Arbeit und Schichten hatte sie betitelt mit "Dann sollten sie überlegen einen Jobwechsel anzustreben" Das hat mich komplett aus der Bahn gehauen und ich weiss nicht wie ich es anstelle ihr meine derzeitigen Probleme zu schildern, weil ich Angst habe, dass ich auf verständislosigkeit treffe im Sinne von: "in deinem alter depressions ähnliche Erscheinungen zu haben ist sehr ungewöhnlich".
Zumal ich mir aber bewusst bin, dass jeder, egal in welchem Alter auf die unterschiedlichsten Weise diese Symptome zeigen kann, ich bin mir einfach nur sehr unsicher und habe Angst das an meiner Glaubwürdigkeit gezweifelt wird. Zumal ich kein guter Redner bin, ich bin eher praktisch veranlagt und verhaspel mich gerne selbst bei vertrauten Themen. Macher, kein Schwätzer.
Um endlich zu meiner Frage zu kommen, ich Weiss das warscheinlich jeder zehnte in dieser Situation ist oder war. Was sagt ihr dem Arzt? Wie beginnt ihr so ein Gespräch nachdem ihr euch hin setzt und der Arzt fragt wie er helfen kann? Direkt raus zu hauen "ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr" erscheint mich als etwas zu weit ausgeholt.
Ich belasse es dabei und warte erstmal auf Antworten, danke bis hierhin!
4 Antworten
Ich sag dir mal, wie ich das damals angesprochen habe. (Warnung, Selbstmordgedanken)
Mittlerweile bin ich 18 und viel gesünder als früher, zumindest psychisch.
Ich war damals 14 und hatte zwei traumatische Erfahrungen hintereinander gemacht, und das hat mich dann nach Monaten so belastet, dass ich auch nicht mehr konnte. Ich wollte dann halt gerne zum Hausarzt (und weil ich sozial inkompetent war, hab ich meine Eltern gefragt, dass sie mir einen Termin machen, aber ihnen nicht gesagt, warum). Dann dort war ich sehr direkt und meinte halt: "Ich hab seit Wochen, Monaten Selbstmordgedanken." Also, ich werd da noch mehr zu sagen nachher, ich will gerade nur eben erklären, wie es bei mir war. Jedenfalls, das war wahrscheinlich nicht der richtige Weg bei meinem Hausarzt (ein älterer Herr, der merklich keine Lust mehr auf seinen Job hatte.) Alles ging zu schnell, meine Eltern wurden sofort informiert, etc. Mittlerweile würde das wohl anders ablaufen, weil ich eben 18 bin und nicht mehr 14. Ich kam ambulant in die Kinderklinik für mehrere Besuche, habs abgebrochen, bin irgendwann selber freiwillig nochmal hingegangen, bin mittlerweile wieder weg.
Nun zu dir. Wie du sie beschreibst, ist deine Hausärztin doch ziemlich okay. Ich vermute mal, du kannst doch recht direkt bei ihr sein und deine Sorgen aussprechen und sie wird dich passend weiterleiten. Sowas geschieht normalerweise recht schnell. Ich weiß nicht, wie es bei Erwachsenen ablaufen würde. Dazu kann ich leider nichts sagen. Aber direkt zu sein, schadet nicht. "Macher, kein Schwätzer", dann sag einfach direkt, was du vermutest. Ich schließe mich den anderen an, wahrscheinlich gehts in die Richtung Burn-Out. Wenn du aber den ersten Schritt zur Besserung gemacht hast, ist der schlimmste Teil schon vorbei.
Du schaffst das, gute Besserung!
Diesen verlorenen Ehrgeiz kenne ich auch. Ich bin jetzt mit der Schule fertig und bin auch total planlos, lustlos und irgendwie "leer". Sobald man aber wieder ein Ziel vor Augen hat, kann sich das schnell ändern! Dein Ziel sollte jetzt vielleicht sein, was gegen deine Situation zu tun, offensichtlich. Das mag vielleicht auch heißen, Dinge (leider) sein zu lassen und andere Dinge auszuprobieren. Das ist aber ganz individuell, das weißt du bestimmt - deswegen kann ich dir jetzt halt nicht sagen, was du machen kannst, à la "Ärzte hassen diesen Trick". Wirklich, sprich deine Hausärztin drauf an; versuch, eine/n Therapeuten/in oder Psychologen/in zu finden und sprich das alles an. Vieles setzt einen halt zu, ohne dass man es merkt. Vor allem Jungs und Männer leiden schweigend, weil das ja auch gesellschaftlich nicht angesehen ist, wenn Männer emotional werden, daher finde ich es sehr beachtlich, dass du so offen damit umgehst!! Aber sei lieb zu dir und lass dir deine Zeit, geh die Schritte wie du sie für richtig hältst und lass dir helfen!
Versuch deine Sichtweise zu ändern. Sei stolz, dass du dies alles erreicht hast. Sei denen dankbar, die dein Leben mit dir teilen. Denk weniger an dich. Denk mehr an die anderen und gib zum Gelingen.
Denn es ist so > Denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück.
Du bist grad in einem ArbeitsRoutineloch. Nimm das kleine Freudegeben an/für/mit Menschen, damit du wieder Lebenssinn dazu bekommst.
(Arbeitsmässig, geldmässig hast du es erreicht.) Arbeitsstelle ist aber noch nicht alles.
Du selbst sein im Miteinander. Erschaffe dich nun zum Gebenkönner von mehr menschlich, herzlich.
Immer die Lebensleiter kleinstückweise weiter hoch. Immer wieder: Lernen, wachsen, meistern.
Ein Arzt kann dir keine Motivation für Neues machen.
Also ich bin zwar noch in der Schule, aber wir hatten letztes Jahr mal ne Stunde zu Burn Outs gemacht... An sich hört es sich von den Symptomen danach an...
Ich würde die empfehlen mit deiner Ärztin drüber zu sprechen, wenn sie komisch reagiert kannst du ja auch zu einem anderen Arzt... Aber mach bitte etwas, noch kannst du vielleicht etwas dagegen machen...
Klarer Fall von Burnout. Sag das deiner Ärztin, dass du dich im Moment nicht mehr wohl fühlst und überlastet bist. Wenn Sie dir nicht weiterhilft gibt es genug andere Ärzte.. und das Sie dir direkt sagt das du deinen Job wechseln solltest kommentier ich jetzt mal nicht... alles gute dir dennoch !!
Selbstmordgedanken hört sich in gerade so jungen Jahren schon ziemlich heftig an.
Ich war damals mit 19 in einer ähnlichen Phase, habe während der Ausbildung meine Mutter verloren, einzig und allein mein Ehrgeiz die Ausbildung zumindest zu beenden hat mir ganz viel Kraft verliehen. So viel Kraft, dass ich eine zweite dran gehangen habe und beide mit der Bestnote bestanden habe. Nur dieses Ziel fehlt mir anscheinend in meiner derzeitigen Situation, wie beschrieben führe ich ein stink normales Leben, nur mit hohem Lebensstandard. Das mit meiner Mutter hab ich Stein hart verkraftet, natürlich hinterlässt das Narben, tiefe, sogar offene Wunden, aber gestorben wird in meiner Zukunft noch genug. Allerdings weiss ich nicht ob mich in Zukunft alles so kalt lässt. Ich bin extrem widerstandsfähig was meine psyche angeht, aber es fühlt sich an als würde sich etwas von innen durch mich hindurch fressen.
Ich konnte noch vor 3-4 Jahren ohne TV einschlafen, das ist nun garnicht mehr möglich, weil meine Gedanken so wild durch meinen Kopf schwirren und das über Sachen auf die ich normalerweise einen f*** gebe bzw. Sachen die in Planung sind, noch nicht ausführbar sind ect. Oder eindrücken des Tages auf die ich mir Filme schiebe, fühlt sich teilweise wie n' harter drogentrip an. Gedanken los zu lassen fällt mir unheimlich schwer.