Sind solche Extremerfahrungen für das buddhistische Erlangen von Erleuchtung wichtig?
Viele Schüler von Lama Ole Nydahl und er selber haben unter anderem folgende Extremerfahrungen gemacht:
- Tandem-Fallschirmsprung
- Bungeejumping
- auf dem Motorrad mit über 200 km/h durch scharfe Kurven gefahren
- Go-Kart-Fahren
- Stage-Diving auf Partys
- bei minus 30 Grad bei eisigem Wind und ohne Sonnenschein im Baikalsee gebadet
- bei einer Fastenmeditation anderthalb Tage nichts gegessen und einen Tag lang nichts getrunken und geschwiegen
- auf wochenlangen Zurückziehungen fast nur meditiert, außer bei Mahlzeiten und Schlafen
- guten Sex haben
- möglichst viele langatmige stundenlange Vorträge von Lama Ole und Reiselehrern anhören, die sich ständig wiederholen, weil sie sehr spirituell tiefgründig sind
Lama Ole betont immer wieder, wie wichtig solche Erfahrungen sind, um auf der relativen Ebene gut zu funktionieren und möglichst schnell erleuchtet zu werden.
Was denkt ihr darüber?
5 Antworten
Ich hab einige Jahre die Vorträge von Ole Nydal besucht und bekam allmählich immer tieferen Einblick in seine Lehre.
Er neigt aus meiner Sicht zu einer Überbetonung des Yang, das sich als Macho-Gehabe zeigt. Da ich von einem spirituellen Lehrer eher Ausgeglichenheit von Yang und Yin erwarte, konnte ich seinen Weg nicht mehr mitgehen.
Dazu kommt sein exzessiver Umgang mit Sex und Frauen, insbesondere dass er seine Frau Hanna, die in Tibet lebte und inzwischen gestorben ist, gewohnheitsmäßig betrogen hat.
Aus meiner Sicht ist er noch sehr weit weg von Erleuchtung...
Da haben wir wohl ähnliche Erfahrungen gemacht. Etwas Elitedenken habe ich auch empfunden. Es wirkte für mich oft wie ein Sammelbecken von erleuchtungsgierigen Egos.
Ich halte von Lama Ole Nydahl wirklich gar nichts. Die Mitglieder seiner buddhistischen Vereine haben von Buddhismus fast keine Ahnung. Sie wissen noch nicht einmal was der Pali-Kanon ist. Nur das Nötigste erfahren die Mitglieder dieser Gemeinschaften. Gelesen werden nur die Bücher von Ole Nydahl & der Vorstand seiner Zentren ist jemand, der einen Wochenendkurs absolviert hat.
Es wird nur auf eine Art und Weise meditiert. Eine Meditation übrigens, die nur etwas bringt, wenn man spirituell weit fortgeschritten ist & wenn man eine persönliche Beziehung zu einem buddhistischen Meister hat. Aber all das wird verschwiegen. Wenn man die Leute in den Zentren fragt (und ich war schon in mehreren), was denn durch die Meditation genau erreicht werden soll & wie sie informel funktioniert, kann das einem niemand beantworten.
Ähnlich ist es auch bei den Dingen, die du aufzählst. Im Vajrayana Buddhismus, der Strömung welcher Ole Nydahl und der Dalai Lama angehören, werden in der Tat solche extremen Handlungen empfohlen. Allerdings keinen Einsteigern, sondern nur buddhistischen Meistern, die ein hohes sprituelles Level erreicht haben. Du kannst dir das vorstellen, wie eine Person, die das erste Mal ins Fitnessstudio geht & der gleich Anabolikaspritzen angedreht werden.
Trotzdem sprießen seine Zentren wie Pilze aus dem Boden. Für mich ist Ole Nydahl einfach jemand, der auf die Expansion seines Glaubens aus ist & nicht ernsthaft Interesse hat den Menschen zu helfen.
- Sind solche Extremerfahrungen für das buddhistische Erlangen von Erleuchtung wichtig?
Nein, nein, nein und nochmals nein!
Buddha hat ausdrücklich vor jedem Extrem gewarnt. Seine Anforderungen an seine Nachfolger sind völlig anders gelagert.
Wenn es nicht gerade um Ole Nydahl handeln würde hätte ich das jetzt als Scherzfrage betrachtet.
Als Nichiren-Buddhist halte ich das schlicht für Blödsinn!
Aber solange das Privatvergnügen bleibt, ist es nicht schlimm;)
Ich habe einen ganz anderen, mühelosen Zugang. Wenn man ein "Action-Typ" ist braucht man das vielleicht, doch dass man so Erleuchtung erlangen kann, ist ein "frommer Wunsch".
Hat das denn schon jemals "funktioniert"?
Ich habe auch mehrere Jahre die buddhistischen Zentren von ihm regelmäßig besucht. Zu vielen Vorträgen und einigen Meditationskursen von ihm bin ich in dieser Zeit gewesen. Ich hatte den Eindruck, dass viele Leute dort auch einen etwas überheblichen spirituellen Stolz hatten. Seit vielen Jahren gehe ich dort nicht mehr hin.