Gefühlschaos/werde ich in meiner Beziehung glücklich?
Hallo zusammen,
Mein Freund (33) und ich (28) sind ca. 2 Jahre zusammen, seit Anfang des Jahres wohnen wir auch zusammen. Es gibt mittlerweile viele Dinge, bei denen ich mich frage, ob ich jemals damit klarkommen werde oder ob ich gehen soll.
1. Thema Alkohol: mein Freund hatte/hat ein Alkoholproblem. Unter der Woche gerne mal Bier, am Wochenende sowieso. Nachdem er sich einen Tag vor meinem Geburtstag so abgeschossen hat und mir den "Reinfeier Abend" mit meinen Freundinnen verbaut hat (wollte nochmal mit uns weg, konnte aber kaum gerade laufen und ich spiele keinen Babysitter für ihn, weil es MEIN ABEND mit meinen Freundinnen war), gab es ein ernstes Gespräch bezüglich Alkohol. Letztes Jahr hat er sich so abgeschossen, dass er mir an den Schrank, auf den Teppich und auf mein Bett gepinkelt hat, weil er nicht mehr klar gekommen ist, natürlich wars nicht seine Schuld, er war wahrscheinlich benebelt, weil auf der Party die ganze zeit in seiner Gegenwart gekifft wurde). Naja, um auf den Punkt zu kommen: ich kann an beiden Händen ablesen, wie viele Samstage er in den letzten 2 Jahren zuhause war.
2. Haushalt: wir wohnen seit Anfang des Jahres zusammen. Ich habe ein etwas höheres Gehalt, daher habe ich gesagt, dass wir ein gemeinsames Konto einrichten und jeder 30% vom Lohn einzahlt (finde ich nur fair). Ich wusste aber zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass ich mehr bezahlen werde und im Haushalt auch alles alleine machen werde. Er hat vor dem Umzug bei seinen Eltern gewohnt (eigene Wohnung, aber Mutti hat sauber gemacht, Wäsche gewaschen, gekocht usw). Er sagte ich soll etwas Geduld haben, weil er vieles lernen müsste. Alles gut, hab ich (mehr oder weniger) Verständnis für. In den letzten 9 Monaten kann ich an einer Hand abzählen wie oft er das Bad geputzt hat. An zwei Händen kann ich die Anzahl an angestellten Waschmaschinen abzählen. Wenn wir zusammen einkaufen, dann bitte nur dad billigste vom billigsten (ich koche, daher möchte ich auch entscheiden was ich einkaufe). Bin dabei, dass man nicht nur Marken kauft, aber einige günstige Produkte schmecken mir auch nicht, daher darf es auch ein Markenartikel sein. Dann wird aber natürlich immer gemeckert. Da wir keine Spülmaschine haben, wäscht er nach dem Essen auf, allerdings habe ich dann schon alles aufgewaschen, was während des kochens anfiel, weil die Küche sonst überläuft. Des Weiteren hilft er einigen Bekannten immer mal wieder nach der Arbeit, wenn was ansteht (sonst würden sie ja keine Ruhe geben). Nur halt nicht mir in UNSERER Wohnung. Er arbeitet von 07:30 bis 16:30 und auch Samstag vormittags, ich habe gleitzeit, fange meistens um 06:00 an und hab gegen 15/15:30 Uhr Feierabend. Danach koche ich und dann ist er eigentlich auch schon zuhause. Also viel von meinem Feierabend bleibt mir nicht. Wenn wir angekündigten Besuch kriegen, mache ich das Gästebad nochmal eben staubfrei und was sehe ich: Hinterlassenschaften in der Toilette. Kann es wirklich sein, dass ein erwachsener Mann nicht mal das hinkriegt? Sprachlos. Wie peinlich ist es, wenn wir spontanen Besuch kriegen?
3. Aggression: mein Freund ist sehr leicht reizbar und "passiv" aggressiv. Er fängt dann an Schubladen zu schmeißen, wird laut und so weiter. Es ist nicht zu handgreiflichkeiten gekommen, aber Angst macht er mir dann trotzdem. Es hat sich etwas gebessert, aber nicht deutlich.
4. Sex: ich habe wirklich das Gefühl ich wohne mit einem erwachsenen Kind zusammen, das ich nicht geboren habe. Und ich hab dadurch glaube ich echt wenig Lust überhaupt mit ihm intim zu werden. Ich bin eigentlich im Dauerstress, während er sein Leben wie gewohnt weiter lebt.
5. Kleine Lügen: er war neulich mit seinem Arbeitskollegen in der nähe und ich war nicht zuhause. Er sagte mir dann später, als ich heim kam, dass er und sein Kollege unten noch ein Bier getrunken hätten (arbeiten im Gebiet Landwirtschaft, also immer dreckige Klamotten). Ich saß etwas später auf dem Balkon und hab 2 Bierdeckel gesehen, daraufhin hat er gesagt "ich wollt nicht, dass du sauer wirst, wenn wir mit unserer dreckigen Kleidung durch die Bude laufen". Ahja und deshalb muss man mich anlügen?
Ich habe natürlich jetzt nur Probleme aufgezählt, aber er hat selbstverständlich gute Seiten, sonst wäre meine Entscheidung auch klar. Aber ich bin verzweifelt. Kann dieser Mensch sich noch ändern? Und wenn ja, wie stelle ich es an?
Vielen lieben Dank schon mal für eure Antworten!
3 Antworten
Aber ich bin verzweifelt
Ab hier sollte deine Entscheidung auch klar sein.
Kann dieser Mensch sich noch ändern? Und wenn ja, wie stelle ich es an?
Eher nein. Das Problem an Frauen ist: Sie werden häufig wie Mütter erzogen. Das Problem an Männern: Sie werden häufig zu lange als Kinder erzogen. Wenn Frauen und Männer dann aufeinandertreffen, gehen beide in ihren Rollen auf.
Generell ist das Problem beim Zusammenziehen, dass vorher nicht darüber geredet wird, wie man es sich vorstellt. Man sollte vorher schon viel Zeit zusammen verbringen und einen Scheinhaushalt führen, indem man sich ausprobiert und darüber redet, was man erwartet. So habe ich die besten Erfahrungen gemacht.
Wenn man einfach blind in eine gemeinsame Wohnung zieht, dann ist die Ernüchterung oft schnell da und leider auch der Alltag. Sprich. Beide Seiten finden sich schnell damit ab, dass es ist, wie es ist.
Sag ihm, dass du unglücklich bist und das du absolut keine Lust hast, so zu leben. Wenn ihr beim Einkaufen unterschiedliche Vorstellungen habt, dann soll er anteilig mitbezahlen oder ihr macht es so, wie meine Freundin und ich: Wir kaufen grundsätzlich getrennt ein und legen bei gemeinsamen Mahlzeiten irgendwie zusammen. Eine Zeit lang hatte ich auch weniger verdient als sie und kenne von daher auch das Problem, dass man für Essen nicht so viel Geld zahlen will, weil einem die Kohle zwischen den Fingern verrinnt.
Das sind aber nur die kleinen Probleme, die sich, IMHO, lösen lassen.
Ein weiteres Frauenproblem ist, wenn ich weiter mal so sexistisch sein darf, die Tatsache, dass Frauen oft ein Helfersyndrom haben. Viele glauben, mit genug Liebe und Mitgefühl, Geduld und sonstigem Blabla, kann man jemanden schon ändern. Sozusagen, wenn er erkennt, was er da hat, wacht er irgendwann auf und ist dann so, wie man das will.
Jemand ändern zu wollen ist aber ohne hin schon problematisch, weil ich als Mann nicht das Gefühl haben will, dass man mich wie einen Hund erzieht. Ich sage zu meiner Freundin auch nicht, was für Kunststücke sie lernen soll.
Das viel wichtigere Ding ist aber: Dieses Helfersyndrom ist quatsch. Ein Mann wird sich voraussichtlich nicht ändern, egal wie viel Kraft, Liebe und Ausdauer du da reinsteckst. Es ist auch nicht deine Aufgabe ihn zu erziehen oder irgendwie zu formen.
Sag ihm, dass du das so nicht willst, dass das mit der Sauferei nicht geht und auch nicht, dass alles an dir hängen bleibt, sonst wirst du das nicht ewig mitmachen. Wenn er zu den unter 5% gehört, die sich ändern, weil sie merken, dass es ernst ist, dann super. Wenn nicht, dann tu dir einen Gefallen und lass es sein.
Spätestens nachdem meine Freundin irgendwo hin gepinkelt hätte, hätte ich ihr gesagt, dass das mit dem Alkohol durch ist, sonst wäre ich weg.
Ihr könntet natürlich wieder in zwei getrennte Wohnungen ziehen, aber irgendwie scheint es nicht so, als ob du sehr zufrieden bist, wie er ist.
Ich gebe dir absolut recht. Ich musste schon sehr früh sehr erwachsen werden, er eben nicht. Ich möchte ihn auch nicht ändern in dem Sinne, geschweige denn erziehen. Sein Charakter ist ohnehin toll, keine Frage. Aber dieses Verantwortungsgefühl hat er absolut nicht und das ist mein Problem. Die Sauferei hat natürlich auch viel mit dem Umfeld zu tun, sollte aber keine Ausrede dafür sein, sich nicht im Griff zu haben. Danke für deine Antwort, kann dir tatsächlich in (fast) allem zustimmen.
Offenbar hat alles geklappt, bis ihr zusammen gezogen seid.
Es gibt zwei Möglichkeiten :
Ihr trennt euch komplett
Er zieht aus und sucht sich eine eigene Wohnung und ihr bleibt so zusammen.
Ich tendiere zu einem Schlussstrich.
Hey. Ja das hat geklappt, da wir uns nur abends gesehen haben und eben getrennte Haushalte hatten, insofern man es als "seinen" Haushalt bezeichnen kann (eigentlich nicht). Danke für deine Antwort.
Frag dich, ob du dir so ein Verhalten dein ganzes Leben antun möchtest. Wenn nicht, würde ich dir raten, es zu beenden.
Auf keinen Fall sieht so meine Zukunft aus, zumindest so wie es jetzt ist. Danke für deine Antwort