Beziehung beenden - Alkohol und Lügen?
Hallo, ich bin 32 und habe seit etwas über zwei Jahren eine tolle Beziehung mit meinem Partner. Vor einem Jahr habe ich nach einer Operation mir angewöhnt zu trinken - dies habe ich zu Hause gemacht, während mein Partner auf der Arbeit war und ich krankgeschrieben zu Hause war. Er hat es einige Male versucht zu thematisieren, doch ich habe es geleugnet. Diese Situation lief einen Monat so weiter. Bis es an einem Tag für ihn nicht mehr ging. Er hat mich ertappt und mir die Augen geöffnet, dass ich Hilfe benötige. Er hat mich hier auf dem ganzen Weg unterstützt. Ich habe das trinken sofort sein lassen und habe eine Therapeutin aufgesucht.
Nach 5 Monaten voller Abstinenz haben wir entschieden, dem Trinken einen neuen Versuch zu geben, es wieder zu einem "normalen" trinken zu machen. Im November habe ich also angefangen wieder kleinere Mengen zu trinken. Nicht heimlich und nur in Gesellschaft und seinem Wissen. Ich habe mir hier immer eine Grenze gesetzt. Im Dezember bei der Weihnachtsfeier habe ich statt 3 Gläsern - ein Glas mehr getrunken. Ich habe dies auch offen angesprochen. Leider war die Reaktion anders als ich gewünscht hätte. Ich habe hier die Wahrheit gesagt und es ist dennoch zu einem Streit gekommen. Einige Wochen später ein weiterer Rückfall. Ich hab bei einer Weihnachtsfeier zu Hause zwar in der geselligen Runde getrunken, aber auch zusätzlich in der Küche als ich den Glühwein gekocht habe. Ich war betrunken und konnte es nicht verstecken. Hier habe ich gemerkt, dass wieder etwas nicht stimmt.
Die Therapie lief in der Zeit weiter. Ich habe sie im Mai anschließend beendet, weil ich den Anschein hatte es hat sich geregelt.
Schnell kam aber wieder ein Moment wo ich heimlich in der Küche ein zusätzliches Gläschen getrunken habe. Diese Situation haben sich gehäuft - ich habe nach außen vermittelt, dass ich meine Grenzen einhalte, habe mir aber immer etwas zusätzlich eingeschenkt oder sogar abgefüllt und mitgenommen. Mein Partner hatte hier auch einige Male die Vermutung und hat diese geäußert - natürlich habe ich geleugnet um mich zu schützen, aber auch aus Angst das die Beziehung dadurch kaputt geht. Beim letzten Mal als mein Partner aus Berlin gekommen ist, hat er mich wieder ertappt. Er hat die Flaschen gefunden und mich erneut vor die Tatsache gestellt, dass ich ein Problem habe. Diesmal kommt zu dem Lügen über den Konsum noch dazu, dass ich zugegeben habe, dass ich die Therapie bereits im Mai beendet habe. Ihm habe ich davon allerdings nicht erzählt und nach jeder "Sitzung" von dieser berichtet.
Nach diesem Streit - haben wir die Wohnung zoniert und fast gar nicht gesprochen. Das Problem ist das in der darauf kommenden Woche unser Urlaub geplant war - wichtig hier - ich sollte hier seine Familie kennenlernen. Diesen Urlaub wollten wir der Familie nicht kaputt machen, da es der erste Urlaub für sie nach langer Zeit war und auch sie eine schwere Zeit durchgemacht haben. Die Entscheidung - Schauspielern. Wir haben eine Woche in der Türkei verbracht. Haben wir unsere Hotelzimmer zugemacht, haben wir nicht kommuniziert - war die Familie anwesend waren wir das witzige und verliebte Paar.
Direkt nach dem Urlaub habe ich meinem Partner die Option gegeben, dass ich für eine Woche ausziehe und ihm Raum zum atmen gebe. Er hat dies auch angenommen. In dieser Woche gab es auch mehr oder weniger keine Kommunikation. Ich habe ihm nur "Beweise" gesendet das ich wieder bei meiner Therapeutin bin und mich an eine Suchtberatungsstelle gewendet habe, wo ich nun Folgetermine vereinbart habe.
Nun nach unserem letzten Gespräch nach der Woche Pause, haben wir diese verlängert. Es gab kein Streit, aber mein Partner war auch sachlich und Emotionen gab es keine. Auf Fragen, ob Gefühle vorhanden sind gab es keine konkrete Aussage. Ein Thema von ihm war Trennungsangst. Ein weiteres Gespräch folgt Sonntag.
Ich weiß, dass ich mit meinem Lügen den größten Fehler überhaupt gemacht habe, besonders wegen den Sitzungen bei der Psychologin. Ich habe sein vertrauen über zwei Monate missbraucht. Täglich hat es mich aufgefressen, aber ich hatte Angst die Wahrheit auszusprechen und damit ihn zu verletzen, mich und unsere Beziehung zu verletzten. Aus dem Lügengestrick kam ich nicht mehr raus. Ich habe es nicht gemacht, weil ich ihn nicht Liebe oder nicht respektiere oder weil der Alkohol wichtiger ist als wir. Der Alkohol hatte mich aber im Griff und brachte mich dazu.
Wir haben in den zwei Jahren viele schöne Momente, unsere Beziehung ist harmonisch, wir lachen viel, Unternehmen viel, unterstützen uns gegenseitig und haben viele Gemeinsamkeiten. Streit hat sich meist auf das Thema Alkohol beschränkt.
Wir haben die Erste Situation gut überstanden und daraus auch Sport als positiven Aspekt in unsere Gewohnheiten gebracht. Ich weiß das die komplette Abstinenz die einzige und richtige Lösung ist.
Er möchte nun logisch über die Zukunft entscheiden. Beziehung oder Trennung. Was wären logische Aspekte? Wie würdet ihr an seiner Stelle handeln? Chance?Aus?
4 Antworten
Hallo - und erst einmal vielen Dank für Deinen - in einer sehr angenehmen Art und Weise - niedergeschriebenen Beitrag. Ich sage (schreibe) dies, weil Deine Ausdrucksform und Struktur nicht einem Alkoholiker entspricht! Außerdem denke ich, dass zwei Jahre noch keine Zeitspanne sind, um aufzugeben!
Kritisch in diesem Zusammenhang betrachte ich die Frage, ob Du nur Meinungen lesen möchtest, oder ob Du Entscheidungshilfen suchst, oder ob Du gar Deine Entscheidung abgeben willst. Letzteres wäre sehr fatal! Lass' nicht Andere über Dein Leben entscheiden. Und bei "Andere" meine ich auch den Alkohol.
Ich lese aus Deinem Beitrag heraus, dass Du Dir Deines Alkohol-Problems voll und ganz bewußt bist. Es sitzt da aber irgendwo noch so ein "kleiner Kobolt", der es bereits zweimal geschafft hat, alle guten Vorsätze wieder über den Haufen zu werfen. Dabei bist Du doch eigentlich eine willensstarke Frau? Woran scheitert denn der letzte Ruck?
Ich will es Dir sagen: Die Heimlichkeit ist der Kasus-Knaxus. Wenn Du versuchst, ganz offen mit Deinem Alkohol-Problem auch in der Öffentlichkeit aufzutreten und zu argumentieren, wird es für Dich leichter. Mit Öffentlichkeit meine ich Dein ganzes Umfeld. Auch die Schauspielerei seinen Eltern gegenüber - die durchaus berechtigt und in dieser Situation (erstes Kennenlernen) auch angebracht war - wirkte sich aber letztendlich in therapeutischer Hinsicht negativ aus!
"Alles beginnt im Kopf!" Dein Alkoholproblem konnte sich nur manifestieren, weil Dein Kopf es zugelassen hat. Achte auf Deine Gedanken, speziell auf die kleinen selbstberuhigenden Entschuldigungen, wie zBsp. "Ach, ist doch nicht so schlimm!" oder "Ach, sieht doch keiner!" usw.! Du willst etwas für Dich erreichen, egal wer es schlimm oder angenehm empfindet, und egal, ob es jemand sieht. DU ENTSCHEIDEST FÜR DICH!
Jetzt wirst Du Dich sicherlich fragen, weshalb ich es mir anmaße, Dir kluge Ratschläge zu geben. Hierfür will ich Dir eine kleine Episode aus meinem Leben erzählen. Ich habe zwei Laster abgeschüttelt - das Rauchen und das Saufen!
Das Rauchen war das kleinere Übel. Von jetzt auf nachher - und von 40 Zigaretten am Tag auf Null! Treibender Grund hierfür war ein finanzieller Notstand. Ich habe damals die Hälfte meiner monatlichen finanziellen verfügbaren Mittel durch die Lunge gepustet. Ich brauchte mehr Geld für mein tägliches Leben, also habe ich den Schalter im Kopf einfach umgelegt und seit her (1986) keine einzige Zigarette mehr angerührt.
Der Alkohol war schon schwieriger. Aus meiner Sicht ist Alkoholsucht - nach Eifersucht - die zweit-schwerste Krise in einer Partnerschaft. Ich selber war noch nicht so weit, mir einzugestehen, dass mein Alkoholkonsum (kein Tag ohne Filmriss) ein Problem sei! Aber meine damalige Freundin bestand darauf, ich solle in eine Selbsthilfegruppe gehen. Völlig unmotiviert - aber was macht man (oder auch Frau) nicht alles aus Liebe, habe ich mich dazu hinreisen lassen. Die erste Sitzung habe ich nach bereits 10min wieder verlassen und wurde fortan dort auch nie wieder gesehen. Aus meiner Sicht wurden dort erwachsene Menschen wie kleine Kinder behandelt. Auf meine Frage, was das solle, bekam ich nur die Gegenfrage "Sie sind doch gekommen, weil Sie Hilfe brauchen?" Und genau diese Aussage hat bei mir auch den zweiten Schalter umgelegt. Ich brauche keine Hilfe von einem Kindergarten-Verein, ich bin Manns genug, mir selber zu helfen!
In der Regel ist in solchen Fällen eine konsequente Null-Alkohol-Strategie angebracht. Aber ich habe mir von Anfang an verinnerlicht, dass diese Rückfall-Theorie, sobald man nur ein Glas wieder zu sich genommen hat, genau nur Kopfsache ist, wie das Alkoholproblem an sich. Ich trinke heute wieder Alkohol, allerdings in äußerst geringen Mengen und auch recht selten. Als LKW-Fahrer kann ich mir keine "alkoholischen Dummheiten" leisten!
"Alles beginnt im Kopf!" - und so auch in Deinem Kopf! Sei' ehrlich zu Dir selber und wenn der nächste Anlauf noch nicht klappt, dann gib' es zu und sprich' offen darüber (natürlich nur mit dem Dich betreffenden Personenkreis) und versteck' Dich nicht wieder hinter Ausreden, Lügen und Heimlichkeiten! Du allein hast die Kraft und auch den Wille! So habe ich das zumindest aus Deinem Beitrag heraus gelesen. Du hast Dich nur zu stark von kleineren Rückschlägen umreisen lassen. Wenn Du mich fragst, brauchst Du auch keinen Therapeuten! Du mußt nur für Dich den "gewissen Schalter" umlegen! Du kannst das!
...und schon ist auch in Eurer Beziehung Alles wieder im Lot!
Viel Erfolg!
Nun ja - ich glaube, da müsst ihr zwei alleine durch. Etwas Abstand vorerst tut bestimmt gut. Du solltest ihm aber stetig signalisieren, dass Du neben Ihm auf Dauer nicht mehr lange mitmachen willst. Entweder zusammen, oder auseinander - aber nicht parallel nebeneinander. Das bekommt keinem von Euch!
Deine schwierige Aufgabe besteht jetzt darin, ihn von Deiner abstinenten Haltung dauerhaft zu überzeugen. Zuvor sollte ein offenes Gespräch erst einmal klären, ob seinerseits überhaupt noch Interesse bzw. der Wille zur Gemeinsamkeit vorhanden ist. Hat er schon mit Dir abgeschlossen, wird die "Rückeroberung" um so schwieriger! Da musst Du sehr intensiv dranbleiben!
Vergiss dabei niemals: "Weg vom Alkohol" hast Du nicht nur für ihn getan. Das ist auch für Dein Leben ein riesen Gewinn - auch (im Fall der Fälle) für Din Leben danavch! Wirf' es nicht nochmal über Bord!
Du wirst das alleine nicht schaffen aufzuhören und auch die anonymen Alkoholiker ist erst für später gedacht. Also erstmal offen mit dein Partner reden das du ein Problem hast und du da wirklich Hilfe benötigst, also einen Entzug machen. Da würde ich aber die längere Zeit wählen wo auch Therapie mit drin ist und nicht nur Entgiftung. Die Leute die nur Entgiftung machen, werden meistens auch wieder rückfällig. Es gibt kein Alkoholiker der nicht andere verletzt oder belogen hat Er muss auch verstehen das es eine Krankheit ist und ohne Alkohol wärst du auch die Frau die er liebt. Man ist unter Drogen jeder Art ein anderer Mensch und es gibt verschiedene Trinker. Man muss nicht morgens bis abends trinken um ein Alkoholiker zu sein. Es gibt Quartalstrinker oder Gelegenheitstrinker usw.
Du sprichst doch schon offen darüber und das ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung. Du denkst aber viel darüber nach wie du die Beziehung retten kannst. Dabei ist es wichtiger erstmal an dich zu denken das in den Griff zu bekommen.
Danke für die Zeit die du dir genommen hast. Ich bin aktuell schon in einer Beratungsstelle und bei einer Psychologin - ich habe die ersten Schritte getan und sehe mich auch als Priorität.
Dennoch ist meine Sorge aktuell größer wie es weitergeht, weil diese Pause enorme Unsicherheiten zusätzlich bedeutet und er bei unserem wöchentlichen Gespräch nicht über seine Gefühle sprechen möchte.
Ich danke dir und ich werde mich um mich kümmern.
Aber du kannst ihm sagen wie du dich fühlst. Das du schon ein Schritt in Richtung gemacht hast aber die Distanz macht dir auch sorgen und eigentlich sollte ich mehr bei der Therapie sein und es wäre einfacher, würden wir das gemeinsam machen mit deiner Unterstützung. Einfach sagen was du denkst und wie du dich fühlst, das du dich alleine fühlst.
Wollt Ihr beide Kinder? Dann würde ich an Deiner Stelle überhaupt nichts mehr trinken.
Du bist noch kein Alkoholiker, aber Du hast Dir angewöhnt, in belastenden Situationen zu trinken. Wenn Du Dein Limit immer wieder überschreitest, ist es besser, konsequent auf Alkohol zu verzichten.
Giwalato
Der Kinderwunsch war bei uns noch nie richtig geklärt. Dennoch weiß ich das ich aufhören muss, denn gar nicht ist besser als die Menschen in meinem Umfeld weiter zu zerstören.
Danke für die Antwort.
Solange du nicht stark bist und dein Problem besiegst, wird die Beziehung nicht weiter funktionieren
Hallo, vielen lieben Dank das du dir die Zeit genommen hast den Beitrag zu kommentieren. Es öffnet mir die Augen noch ein wenig mehr.
Mir ist ganz bewusst das ich ein Problem habe und auch das diese Heimlichkeiten und Lügen dies viel schlimmer gemacht haben. Ich habe seit dem Vorfall auch nicht mehr getrunken und werde es sein lassen. Es ist der bessere Weg.
Das Ziel des Beitrags ist nicht meine Entscheidung zu bestärken, weil ich sie getroffen habe. Ich habe so viel Schmerz in kurzer Zeit angerichtet das es nur den Weg gibt um anzufangen zu heilen.
Das Ziel ist es gewesen die Sicht meines Partners zu versehenen. Sollte er das ganze noch einmal auf sich nehmen und den Weg mit mir gehen? Sollte er versuchen (wenn er es kann) mir noch eine Chance zu geben? Sollte er hier die Bezihung beenden, weil wir das schonmal durchgemacht haben? Ich habe ihn enorm durch die Lügen verletzt und krank gemacht.
Er möchte logisch entscheiden, ob Trennung oder nicht und jeder Tag der aktuell vergeht in unserer nun zwei wöchigen Pause ist für mich die Hölle. Die Person die am meisten helfen kann, blickt auf mich herab und ist enttäuscht. Möchte nicht mit mir reden und fühlt sich alleine in unserer Wohnung wohler.