Wie würdet ihr reagieren, wenn euch eure Freundin nach einer Beschneidung fragt?

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Nun, die Frage ist insofern bei mir hypothetisch, da ich schon beschnitten bin. Aber erst seit Anfang 40, ich bin 47.

Trotzdem ein paar Gedanken dazu, schon allein wegen der vielen schroffen Antworten auf Deine Frage, die ich verstörend unsympathisch finde.

Es ist für mich schwer zu sagen, wie ich mit 17 tatsächlich reagiert hätte. Das hätte wahrscheinlich sehr vom Kontext der Frage abgehangen und vielleicht auch vom Einfühlungsvermögen, wie die Frage gestellt worden wäre.

Viele Jungen und Männer, die mit dem Thema nicht viel zu tun haben, wissen nicht besonders viel darüber. Wenn Du die vielen Fragen zur Beschneidung und zum Beschnittensein liest, die allein ich hier schon beantwortet habe, bekommst Du eine Ahnung, was ich meine.

Es gibt viele Vorurteile über die Nachteile der Beschneidung, die in festen Überzeugungen resultieren, obwohl sie meist nur auf Hörensagen fußen. Mancher tut beileibe so, als wäre die Vorhaut so wichtig wie das Augenlicht — was für ein Unsinn! (Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass für Beschnittene mit sexuellen Problemen die Beschneidung vor allem eine praktische Erklärung für die Probleme ist, aber nicht die Ursache.)

Möglicherweise hätten Aspekte der letzten beiden Absätze damals auch bei mir dazu geführt, mit weniger Begeisterung auf die Idee zu reagieren als heute. Ich wusste früher darüber einfach zu wenig.

Vielleicht hätte ich es als Angriff auf mein Äußeres, meine Hygiene, als Übergriff auf meine Sexualität empfunden. Aber wenn die Frage einfühlsam aufgebracht worden wäre, und zwar nachdem ich den Kontext erfahren hätte, aus dem Du die Frage stellst, hätte ich mit Sicherheit darüber nachgedacht.

Da Du offenbar eine Jüdin aus religiöser Familie bist, ist es klar, dass die Beschneidung zur religiösen Identität gehört. Spätestens wenn die Beziehung zu Kindern führen würde und man einen Jungen bekommt, würde das Thema aktuell. Das ist zwar für Dich und Deinen Freund sicher sehr weit weg im Moment. Für mich gehörte es aber seit Jugend immer zu jeder Beziehung, auch so weit zu denken, denn eine lebenswerte Beziehung hat ja an sich kein Haltbarkeitsdatum.

Insofern ist der Gedanke, dass mich eine jüdische Partnerin nach einer Beschneidung fragt bzw gefragt hätte, vor allem eine Frage nach gewünschter symbolischer Loyalität und dazu hätte die Frage so gestellt sein müssen, dass ich das verstehe — vielleicht auch verbunden mit fundierten beruhigenden Erklärungen zum medizinischen und sexuellen Aspekt des Eingriffs. Schließlich weiß ich aus heutiger Erfahrung, dass ein beschnittener Penis etwas Tolles sein kann und ich hätte im Rahmen Deiner Frage bei richtiger Einordnung eventuell meine Sorgen ablegen können.

Also ja: wenn Du nicht gleich mit der Tür ins Haus fällst, Dein Freund Dich schon so weit kennt, dass er Deine jüdische Identität als Teil von Dir mit zu lieben bereit sein wird, dann sollte er auch über dieses Thema zu sprechen bereit sein, wenn Du den Einstieg klug wählst und der Zeitpunkt gekommen ist.

Wenn Du möchtest, können wir uns auch gerne per PN darüber austauschen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selber nach reiflicher Überlegung mit 44 beschnitten
  • Wenn sie von mir möchte, das ich meine Vorhaut amputieren lasse, dann ist sie meine zukünftige Ex
  • Wenn sie wissen möchte warum ich medizinisch nicht notwendige Vorhaut-Amputationen ablehne, dann würde ich ihr die Aufgabe und den Nutzen der Vorhaut mit den tausenden eterogenen Nervenenden erklären.

Und tschüss! Wenn sie mich nicht so nimmt, wie ich bin, dann ist es auch keine Freundin. Ich übertrage das jetzt mal auf einen Mann, weil ich schwul bin. Aber niemand hat das Recht, von mir zu verlangen, dass ich mich an meinem Körper verändern muss, um irgendjemandem zu gefallen.

In einer ehrlichen Beziehung muss das möglich sein. Ich würde mich informieren und versuchen, ihre Gründe zu verstehen.

Für mich ist das mittlerweile eine etwas theorerische Frage, weil ich nach langem Uberlegen eine Beschneidung habe machen lassen. Mir war klar, dass ein straff beschnittener Penis viel besser ankommt als eine lange, entzündliche Vorhaut.

Ich fände das offen, ehrlich und gut. Ich würde das begrüssen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung