Inneres Coming-out?
Ich (34) bin seit langem damit beschäftigt, meine sexuelle Ausrichtung herauszufinden. Genau genommen fing es schon in der Pubertät an, dass ich Angst hatte, schwul zu sein. Da ich mich nur in Mädchen verknallte, war es nicht immer präsent.
Je mehr ich jedoch die Angst verdrängte, desto mehr schwule Fantasien bekam ich. Irgendwann ließ ich sie zu und bemerkte, dass mich Sex mit Männern mehr erregte als mit Frauen. Ich muß mir sogar eingestehen, dass mich nur noch Sex mit Männern erregt. Seit diesem Eingeständnis geht es in meinem Kopf hin und her.
Ich habe eine feste Freundin, die ich allerdings sexuell nicht mehr befriedigen kann. Dennoch beende ich die Beziehung nicht, weil ich glaube, dass ich meine Fantasien irgendwann wieder ablegen kann.
Bin ich im sogenannten "Inneren Coming-out"?
Wie komme ich da wieder heraus?
Fühlst du dich zu Männern sowohl sexuell als auch romantisch hingezogen?
Und fühlst du dich zu Frauen weder sexuell noch romantisch hingezogen?
Sexuell: nur zu Männern.
Romantisch: Früher habe ich mich nur in Frauen verliebt. Im Moment bin ich sehr verwirrt. Vielleicht zurzeit zu keinem Geschlecht wirklich.
Wie kommt deine Freundin damit klar, das ihr keinen Sex mehr habt?
Ich bemühe mich zwar soweit es geht. Sie hat aber irgendwie Verdacht geschöpft.
4 Antworten
Klingt als wenn du es leid bist, jemand sein zu wollen der du nicht bist. Mein bester Freund und ich sind beide Schwul und haben 8 Jahre unsers Lebens damit verbracht so zu tun als sein wir Hetero, bis wir es zugelassen haben Schwul sein zu dürfen und dann war auch alles weg was wir die Jahre über gemacht haben um Hetero zu sein.
Wenn sie auffällig sind ja, aber da ist nicht wirklich Interesse dahinter mehr zu wollen.
Bin ich im sogenannten "Inneren Coming-out"?
Meines Erachtens ja.
Wie komme ich da wieder heraus?
Indem Du Dir sicher wirst und es akzeptierst. Das geht nur, indem Du Erfahrungen sammelst. Das ist anfangs schwer, aber nur so wird man sich sicher.
Ich hab den ganzen Firlefanz schon hinter mir und ja, ich bin schwul. Ich habe damit auch überhaupt kein Problem. Aber es war schwierig, es herauszufinden, obwohl ich dem immer offen gegenüberstand - und definitiv froh war, als ich mir endlich sicher war. Aber am Anfang ist man sich ja noch nicht sicher und dann mit dem gleichen Geschlecht zu interagieren - zu dem Zeitpunkt noch "auf Verdacht" sozusagen - war für mich schwierig.
Für mich war es der richtige Weg. Aber Du musst es selbst herausfinden.
Ich hatte mein "inneres Coming-Out" übrigens mit 29. (Seitdem "bin ich mir sicher" - den "Verdacht" hatte ich schon länger.)
Die sexuelle Orientierung ist etwas, was sich nicht beeinflussen oder ändern lässt.
Für deine Fantasien oder Vorlieben kannst du absolut nichts, daher musst du dich auch nicht rechtfertigen.
Ich muß sogar eingestehen, dass mich nur noch Sex mit Männern erregt.
Und daran ist auch nichts verwerflich. Wie gesagt, für deine sexuelle Orientierung kannst du nichts und beeinflussen kannst du sie auch nicht. Du solltest dazu stehen.
Seit diesem Eingeständnis geht es in meinem Kopf hin und her.
Nachvollziehbar! Das ist natürlich erstmal sehr verwirrend. Aber du solltest dir nicht all zu viele Gedanken darüber machen, denn du bist immer noch du selbst! Wenn jemand das nicht akzeptiert, brauchst du diese Person auch nicht in deinem Leben.
Ich habe eine feste Freundin, die ich allerdings sexuell nicht mehr befriedigen kann.
Weil du keine sexuelle Anziehung zu ihr spürst? Oder wieso genau?
[...] weil ich glaube, dass ich meine Fantasien irgendwann wieder ablegen kann
Möglich, aber doch sehr unwahrscheinlich. Nach eigener Aussage erregt dich die Vorstellung von Sex mit Männern deutlich mehr. Daraus kann man schließen, dass du tatsächlich schwul bist, was absolut okay ist.
Fazit: an deiner Stelle würde ich mit deiner Freundin offen darüber reden. Es wird sie vermutlich verletzten, aber das moralisch gesehen das einzig richtige. Denn so spielst du ihr ja etwas vor, was nicht gut ist. Stehe zu dem, was du bist!
Ich spüre zu Frauen leider grundsätzlich keine sexuelle Anziehung mehr. Das hat nichts mit meiner Freundin zu tun.
Dann musst du ihr das trotzdem offen und ehrlich sagen, ansonsten machst du ihr was vor und verletzt sie so nur noch mehr! Ehrlichkeit ist besonders bei sowas extrem wichtig!!
Vielleicht hilft es dir erstmal, deine Bi-Sexualität zu akzeptieren und dazu zu stehen. Dann musst du keine Gedanken mehr unterdrücken und kannst dir erlauben, zu denken was immer du willst und dich dadurch besser selbst kennen zu lernen. Es macht vielleicht auch Sinn, dass du dich als Bi-Sexuell identifizierst, damit du nicht irgendwann die Gedanken in die andere Richtung unterdrückst, weil du jetzt in dieser Schublade sein willst. Immerhin hast du dich damals nicht grundlos für ein Mädchen entschieden.
Ansonsten solltest du eher darauf schauen, ob deine Beziehung an sich nicht funktioniert/ keine Zukunft hat. Unabhängig von deiner sexuellen Orientierung.
Hattest du auch zwischendurch immer wieder mal nach Frauen geschaut. Ich schaue ihnen eher hinterher als Männern. Es ist nichts Sexuelles, ich kann das aber nicht einordnen.
Das verwirrt mich komplett!