Weshalb malte Ernst Ludwig Kirchner in vielen Bildern Prostituierte?

4 Antworten

Nicht in fast jedem Werk, aber schon gelegentlich.

Ich vermute, dass die H.re für ihn ein Symbol für Fehlentwicklungen des modernen Lebens war.

Sie verkörpert, dass Menschen sich verkaufen, dass der schnöde Mammon regiert, dass Schein über Sein siegt, dass gefühlloser Sex über Liebe rangiert.

Die Prostituierte, die "Bordsteinschwalbe", als Symbol für das sittenlose Babylon der modernen Riesenstadt.


Satiharu  21.11.2022, 20:29

Weshalb: 1937 brandmarkten die Nationalsozialisten seine Werke als „entartet“. Über 600 dieser Werke wurden daraufhin verkauft oder zerstört (Wikipedia)

Wenn er tatsächlich die Prostitution als Fehlentwicklung sah und präsentiert haben sollte?

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Hallo

Also zu der Zeit war Prostitution hoch im Kurs, und, soweit ich das verstanden habe, in Deutschland relativ neu.

Prostitution (und dergleichen) war eines der ersten Dinge, die Hitler verboten hat.

LG


neinxdochxoh  21.11.2022, 20:25

Prostitution gab es auch in Deutschland, seit es das Land gab. Die endete auch keineswegs unter Hitler.

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Satiharu  21.11.2022, 20:31
@neinxdochxoh

Das war zumindest der Versuch. Gab keine öffentliche Prostitution mehr, weil es primitiv war/ist

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KünstlerInnen sind oftmals damit beschäftigt, das Archetypische im Menschen, oder das Menschliche zu erfassen, hierzu zählt das, was den Mensch seit Urzeiten, seit der Hominisation charakterisiert.

Vergewaltigte Frauen, Tempeldirnen, Prostituierte gibt es schon ewig. Ihr Gewerbe ist nicht unbedingt typisch für die Menschheit, aber ebensowenig von der Menschheit wegzudenken.

Den Menschen an sich darzustellen, bedeutet vor allem auch, das Widersprüchliche, das Problematische, aber auch das zu erfassen, wodurch Gesellschaften funktionieren.

Lässt man mal die landläufige Meinung, dass Gesellschaften nur wegen ihrer Administration, ihrer Selbstorganisation und Staatsgewalten, oder anhand ihrer Systemik funktionieren, dann gelangt man schnell zu den soziokulturellen Fundamenten einer Gesellschaft, und diese sind

  • Familien
  • Sprachen
  • Mythen
  • Traditionen und Religionen

... und... die Prostitution.

Es ist aus kritischer Perspektive wohl nicht feststellbar, was geschehen würde, hätte es keine Prostituierten, aber ich vermute, dass es dann andere Übel, an deren Stelle hätte.

Entweder er fand sie geil oder er wollte darauf aufmerksam machen.