Leute verstehen nicht, dass ich nicht schwul sondern bi bin?
Frage an die Bisexuellen (und pan-, poly,- und omnisexuelle usw.), kennt ihr das?
Ich hatte die letzten Jahre einen Freund und das wussten meine Arbeitskollegen. Sie haben immer mich als den Schwulen geredet (über die tagtägliche Queerfeindlichkeit rede ich hier mal nicht). Und jedes Mal sage ich ihnen, dass ich nicht schwul bin, dass mir das Geschlecht anderer Leute einfach nur egal ist und es nur Zufall ist, dass ich gerade mit einem Mann zusammen bin.
Das sage ich seit Jahren jede Woche mehrmals und sie verstehen es einfach nicht. Langsam geht es mir doch auf den Sack.
Jetzt date ich ein Mädchen und die erste Frage meiner Kollegen war: "Hat sie einen Schwanz?" Weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass ich tatsächlich nicht schwul bin.
Ich erfülle definitiv auch keine schwulen Klischees, dass ich queer bin sieht man mir nicht an, daran kann es also auch nicht liegen!
Also - kennt ihr das? Dass es nicht in die Köpfe mancher Leute geht, dass man nicht entweder hetero oder homo sein muss? Dass man auch freiwillig mit dem selben Geschlecht zusammen sein kann, obwohl man auch eine Heterobeziehung führen könnte?
10 Stimmen
3 Antworten
Musste ich auch schon durch. Hab zur Schulzeit eine Beziehung mit jemand des selben biologischen Geschlechtes gehabt, und immer, wenn ich das jemand erzählt hab, wurde gefragt "Ah du bist also schwul/lesbisch?" Und wenn ich sie korrigiert hab, war die Antwort so ein "Jaja was auch immer". Und beim nächsten Mal wars wieder falsch.
Und selbst, wenn ich keine Beziehung hatte, wurden immer wieder Witze gemacht über "Ah ja, Bisexuelle bevorzugen ja alle Frauen und hassen es, dass sie Männer mögen müssen". Und einfach... Nein. Extra traurig, wenn das sogar von anderen Leuten kommt, die LGBT sind.
Höre es auch von anderen. Eine Freundin von mir ist seit 8 Jahren in einer Beziehung mit einer Frau und hat es mittlerweile aufgegeben, Leuten zu erklären, dass sie eben nicht lesbisch ist (und ihre Freundin auch nicht).
Ich hab jetzt keine Studie dazu veranstaltet, aber ich vermute mal, der Grund wird der sein, dass viele Leute sich nur für das interessieren, was für sie tatsächlich einen Unterschied macht. Unsere Innenwelt ist ihnen egal, es geht nur darum, was sie sehen. Jeder Mensch ist schließlich nur ein Nebencharakter in den Leben der anderen, und für die anderen zählt nur, wie wir ihre Geschichte beeinflussen. Dafür braucht es unsere Backstory und unsere Gedanken nicht.
Deshalb ignorieren die Leute das, was sie nicht sehen.
Das natürlich auch. Kann aber nicht alles sein, immerhin wird Biphobie speziell auch von Lesben und Schwulen verbreitet.
Ein weiterer Aspekt könnte sein, wie sehr Männer im Mittelpunkt der Gesellschaft stehen. Und wie viel des menschlichen Lebens daraus besteht, Männern gefallen zu wollen.
Weil... Bisexuelle Männer müssen sich meistens anhören, dass sie doch eigentlich nur schwul sind und die Bisexualität vorschieben würden, weil sie nicht bereit wären sich zu outen.
Bisexuellen Frauen dagegen wird eher vorgeworfen, sie wären in Wirklichkeit hetero und das mit Frauen wäre nur ein Experiment - oder gar nur Mittel zum Zweck, weil Männer auf Lesbenpornos stehen.
Mal schauen, ob ich noch rausfinde, ob es speziell was gibt, das bisexuellen Nichtbinären vorgeworfen wird und den anderen Bisexuellen nicht.
Kann aber nicht alles sein, immerhin wird Biphobie speziell auch von Lesben und Schwulen verbreitet.
naja, das kann ja aus anderen Gründen sein, wobei ich noch nie Biphobie von queeren Personen erlebt habe. Habe das bisher nur von anderen personen gehört.
Ja, ich kenne das. Ich mache da eigentlich auch keinen Unterschied. Ich persönlich finde es dermaßen schwul etwas mit Männern zu haben, dass es für mich quasi keinen Unterschied mehr macht ob die Person auch noch auf Frauen steht.
Das soll gar nicht beleidigend sein und es hat auch nichts damit zu tun irgendetwas nicht zu verstehen. Es ist einfach ein persönliches Empfinden.
Bi- bzw. Homosexuelle Männer nicht als richtige Männer betrachten ist ein weiteres Beispiel. Eigentlich ziemlich irrational, aber ist halt so.
Es ist einfach ein persönliches Empfinden.
Wohl eher eine gesellschaftlich weit verbreitete Fehlwahrnehmung :')
Bisexualität ist genau so wenig schwul wie hetero.
Ja - es trifft den Nagel auf den Kopf. Ich bin Bi! Nicht Schwul. Vielen in der Gesellschaft ist der Unterschied nicht bekannt, sie leben noch in der Vergangenheit. Gleiches gilt auch für das Tragen von Kleidung. Ich trage gerne UNISEX und stehe dazu. Die Leggings hat mit auch meine Partnerin gekauft.
Das glaube ich nicht. Wenn ich erzähle, dass ich viertel Marokkaner bin, sind alle erstaunt, weil man es mir nicht ansieht. Eigentlich wäre das ja auch "die information die mich von anderen Deutschen unterscheidet", aber trotzdem vergessen die meisten das wieder und sind ein zweites Mal erstaunt, wenn ich es irgendwann noch mal erwähne.
Ich glaube eher, dass daher Homophobie steckt. Homosexualität wird als abnormal angesehen und wenn du bi bist, steckst du da mit drin. Dann ist deine Sexualität sowieso abartig, macht keinen Unterschied mehr, dass du auch aufs andere Geschlecht stehst.
Tief verankert ist die Wahrnehmung, Homosexualität sei in irgendeiner Hinsicht anders als Heterosexualität. Man muss gar nicht offensichtlich homophob sein, aber diese Wahrnehmung haben trotzdem die meisten noch.