Gibt es heutzutage überhaupt noch eine normale Einstellung zu Sex und der Etikette?

9 Antworten

Von Experte Chichibi bestätigt

Ist ja interessant, dass du Neugierde und Aufgeschlossenheit als "unnormal" empfindest.

Du bist hier auf einer Plattform, auf der auch viele junge Menschen unterwegs sind. Ehrlich gesagt ist es normal, in dieser Zeit neugierig zu sein und sich auszuprobieren und ganz viel über Sex zu fragen. Das ist die normale Entwicklungsaufgabe in dieser Zeit. Und in der Anonymität dieser Plattform fällt es dann leichter, sich zu öffnen - aber auch außerhalb dieser Plattform wird das stattfinden. Von daher empfinde ich das eher als positiv.

Wenn es dir zu viel ist und zu unangenehm, kannst du den Bereich ja jetzt mit der neuen GF-Funktion ausblenden :)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Psychologin

Bommelchen00 
Beitragsersteller
 21.09.2024, 12:43

Der Windel Fetisch schießt mir gerade durch den Kopf... und das ist normal!?

ZionsDaughter  21.09.2024, 13:00
@Bommelchen00

Die Frage ist ja: Was definierst du als normal? Ich greife mal eine Antwort vorweg und behaupte mal kühn: "Normal" ist für dich das, was du kennst. "Normal" ist für dich das, was am häufigsten in der Gesellschaft vorkommt. Aus der Perspektive wäre ein Windelfetisch vielleicht nicht "normal", weil er eben nicht so oft vorkommt wie andere sexuelle Vorlieben. Ich würde an dieser Stelle aber "unnormal" nicht sofort mit negativen Dingen gleichsetzen (manche sagen dann, das wäre "krank"), sondern einfach erstmal neutral hinnehmen: "Aha, das kannte ich noch gar nicht, das scheint nicht so oft vorzukommen."
Ich denke, es ist normal - auch in dem Sinne, dass es oft vorkommt - sich selbst zu erkunden und zu merken, dass einen bestimmte Dinge erregen und andere nicht so und dass man sich dann auch rückversichert und Dinge dazu fragt. Je anonymer, desto einfacher ist es, sich auch mit "unnormalen" (= nicht so oft vorkommenden) Vorlieben zu öffnen. Der INHALT der Neigung mag dann häufiger oder seltener sein, aber das VERHALTEN, zu erkunden und zu fragen, das halte ich vollkommen für normal und übrigens sogar auch für gesund und förderlich, weil man dann z. B. auch Gefahren vorweg nehmen kann und nicht jeder Mensch die gleichen Fehler macht, die andere Menschen vor ihm auch schon gemacht haben (ist jetzt vielleicht nicht so relevant für den Windelfetisch, aber z. B. für fesseln oder Atemspiele oder so).
Die Frage ist für dich ja: Wie möchtest du damit umgehen? Es scheint ja so, als würde es negative Gefühle in dir auslösen, solche Fragen zu lesen. Vielleicht Verunsicherung oder Abneigung. Das ist ja erstmal okay, Gefühle sind Gefühle. Nur ist ja die Frage: Sollen andere jetzt aufhören, sich zu erkunden und Fragen zu stellen, nur damit du nicht mit deinen eigenen negativen Gefühlen konfrontiert wirst? Das kannst du natürlich versuchen, aber das wird ein Kampf gegen Windmühlen sein, weil du damit ja etwas zu unterbinden versuchst, was normal ist (nämlich fragen und erkunden). Von daher würde ich dir eher ans Herz legen: Wenn du negative Gefühle hast und die nicht aushalten möchtest, meide einfach diese Fragenkategorie. Das ist okay - dann dürfen andere sich erkunden und du hast keine negativen Gefühle mehr.
Vielleicht merkst du ja aber auch, dass du das doch einfach entspannt und neugierig beobachten kannst. Dann kannst du ja in Ruhe mitlesen, dich manchmal wundern, dich manchmal ekeln, und vielleicht hast du manchmal sogar coole Ratschläge, die anderen Menschen weiterhelfen :) .

travellingmax  21.09.2024, 14:21
@ZionsDaughter

Hallo ZionsDaughter

Ich finde Deinen Beitrag als den BESTEN, den ich auf GF seit langem gelesen habe.

Danke Dir!

M 50

Chichibi  21.09.2024, 16:09

Wirklich toll formuliert! 🙏

Hallo Bommelchen00,

der Begriff der "Etikette" hat viel mit Umgangsformen zu tun. Es wird sich aber nicht leugnen lassen, dass da auch so manche Moralismen eingeflossen sind.

So gehörte es zur "Etikette", nicht über Sexualität zu sprechen sowie so manche sexuell erotische Lifestyle-Themen nicht zu pflegen. Dabei hat eine gesellschaftliche Lobby solche Themen fetischiert, d.h. als Fetisch deklrariert und implizit wie auch explizit zusammen mit den Menschen, die das pflegen, diskreditiert.

Gerade bei dem "da unten" beobachten wir sehr - ich sage mal - streng umgangssprachliche Ausdrücke, die bis hin in etwas landläufig Ordinäres gehen. Es wäre also ein Thema von Umgangsformen, diesen Low-Level aufzugeben und entweder die anatomisch neutralen - aber häufig "trocken" klingenden - Bezeichnungen oder andere gern individuelle liebevolle Begriffe zu wählen.

Sexualität wie auch sexuell erotische Themen befreien sich in unserer heutigen Zeit von so manchen heute als anachronistisch anzusehenden Moralismen. Diese hätte den Menschen dort Freiräume genommen, wo mit den Freiräumen nicht notwendigerweise jemand anderem etwas genommen oder missachtet würde.

Somit werden Sexualität wie auch sexuell erotische Themen - zusammen mit einer high-level Begriffsbildung - Teil einer modernen Umgangsform oder sagen wir Etikette. So darf auch darüber gesprochen worden - und unsere Plattform bietet gerade dort Hilfe an, wo sich in unserer Gesellschaft noch solche Moralismen noch tummeln, wo eine anachronistische "Etikette" noch verhindert, dass Probleme gelöst werden, die Menschen noch diskreditiert oder allein gelassen sind.

Es sind gerade solche Themen, die einen Großteil meines Portfolios hier in der Beratungspraxis ausmachen, zu denen ich gern Menschen zu Freiräumen verhelfe, wo anderen weder etwas genommen noch missachtet würde. Damit propagiere ich auch eine Etikette mit Umgangsformen, die diesem freiheitlichen Anspruch gerecht wird.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – langjährige Lebenserfahrung und persönliche Anschauung

ZionsDaughter  21.09.2024, 13:03

So schön formuliert, dankeschön!

Man merkt doch schon an Grammatik, Rechtschreibung, dass dies meistens verklemmte Jungs mit Migrationshintergrund sind, aufgewachsen in einem noch verklemmteren Elternhaus. Die Mutti mit Kopftuch, Vater ist MachoMacho.

Ich finde es lustig.

Mich stößt das auch manchmal ab - vor allem die Schwanzvergleiche.

Aber eine gewisse Neugierde ist verständlich, denn man muss bedenken, dass hier sehr viele Jugendliche unterwegs sind, die in sexuellen Dingen unsicher sind. Deshalb stellen sie hier auf GF Fragen, die sie nicht stellen würden, wenn die Plattform nicht anonym wäre. Mit ihren Eltern können oder wollen sie nicht darüber sprechen.

Man muss ja nicht darauf eingehen.

Ich sehe aber nichts Anrüchiges darin, Fragen zur Schwangerschaft zu stellen.

Ich denke schon, nur die schreiben hier natürlich nicht. Allerdings ist auch das ganze Thema nicht mehr so geheimnisvoll wie in der analogen Zeit.