Welchen Tipp würden Sie einer Person geben, die wegen den Fachkräftemangel traurig ist?

Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen

Zahle einfach mal ein paar Euro mehr, weil... 50%
Andere Idee 40%
Automatisiere mehr, weil... 10%

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wer deswegen TRAURIG ist, sollte sich um einen Termin bei einem Therapeuten bemühen.

MarketWizard 
Fragesteller
 11.12.2023, 14:27

Hart aber fair!

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Bei einem echten Mangel können wir mit Geld nur Menschen verschieben und entscheiden wer den Mangel hat. Auch kann man die Löhne nicht unendlich heben. Immerhin werden dann auch die Produkte teurer, die muss sich der Kunde leisten können, dafür muss er mehr Geld einnehmen etc., kurz Lohn-Preis-Spirale.

Die tritt natürlich nicht in einer Sekunde auf, sondern ist ein fließender Prozess und bis zum Ende profitiert derjenige, der mehr Geld kriegt. Overall sind aber eher unsere Abgaben, Ausgaben, als auch Lohnkosten zu hoch.

Und ja, mehr Automatisierung und Standardisierung ist ebenfalls eine Konsequenz. Irgendwann bedeutet mehr Gehalt für die Leute eben, dass es sich lohnt zu investieren, um den Arbeitnehmer zu ersetzen.

Mit Glück findet er dann woanders einen besser bezahlen Job, mit Pech eben nicht. Da gibt es Gewinner und Verlierer. Ein junger Mensch wird ggf. noch mal was Neues lernen, wenn quasi sein ganzer Berufszweig verschwindet. Jemand mit angekratzter Gesundheit kurz vor der Rente her nicht.

Auch ist die Frage, wo wir die Arbeitskräfte haben. Wir haben Verwaltung, Organisation und Management in den letzten Jahrzehnten verdreifacht und sind da übers Ziel hinausgeschossen, denke ich. Millionen von Leuten spielen in Meetings den halben Tag mit ihrem Handy rum, deren Arbeitskraft könnte man anders wo gebrauchen.

Nix desto trotz, wir haben mehr Arbeitnehmer als je zuvor. Es geht ja weniger da drum, dass wir nicht unseren Lebensstandard halten könnten, sondern dass Unternehmen potentielle Gewinne entgehen, dass die Yacht 2 cm größer hätte sein können. Es geht ja nicht da drum, dass wir nicht genug Produktivität haben um Essen für die Leute auf den Tisch zu bekommen.

Ansonsten wird KI das ganze vermutlich ohne hin bald umdrehen. Noch halte ich KIs für ziemlich gehyped aber in fünf Jahren sind das sicherlich mächtige Assistenzsysteme, welche einige Mitarbeiter deutlich produktiver machen und in zehn Jahren werden sie ggf. einen Haufen Jobs ersetzen.

Dazu schwemmen andere Unternehmen den Markt auch mit Arbeitskräften, weil aufgrund von hohen Kosten usw. aktuell auch wieder massiv Stellen abgebaut werden. Bosch hat 1.500 rausgehauen, VW will abbauen, DPD will abbauen, Conti will abbauen, 1.500 bei Michelin, S.Oliver., Cherry, die Telekom, Miele, im Bereich Automobilzulieferung sind auch noch zig andere betroffen. International das gleiche Bild mit den ganzen Tech-Giganten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012
Andere Idee

Kennst du eine arbeitslose Fachkraft? Kennst du eine, Fachkraft, die nicht arbeitet? Wie sollte dann mehr Geld gegen Fachkräftemangel helfen?

Es fehlen die Menschen, die man zur Fachkraft ausbilden könnte und das liegt an zu wenigen Menschen aber vor allem daran, dass die Schulen noch nicht als Ursache des Problems erkannt wurden. Lehrerausbildung dauert aber zuerst braucht es den Willen, deutlich mehr Lehrer einstellen zu wollen. Ziel muss sein, von der ersten bis zur zehnten Klasse keinen Schüler zu vergessen und jeden und jede so zu fördern, dass er das Zeug zur Fachkraft hat.

Mein Tipp an unglückliche Arbeitgeber wäre, für Menschen eine Art 0te Berufsschulklasse einzuführen und ihnen im ersten Lehrjahr das von der Schule beizubringen, was sie in den anderen wissen müssen.

MarketWizard 
Fragesteller
 10.12.2023, 00:03

Ich kenne tatsächlich ein paar wenige Fachkräfte mit guten Abschlüssen (1,9 - 2,2), die nicht arbeiten gehen, weil das angebotene Gehalt zu niedrig ist. Denoch, deine Ansätze sind gut. ;)

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Rat2010  10.12.2023, 19:12
@MarketWizard

Du kennst ja Menschen. Friseure? Raumpfleger? Ich kenne nur Menschen, die sich wegen eines zu geringen Gehaltes (zusammen mit anderen oder auch nicht) selbständig gemacht haben. Nur arbeiten die eher mehr als davor.

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Zahle einfach mal ein paar Euro mehr, weil...

Gehalt ist die zentrale und direkteste Form von Wertschätzung und Anerkennung der Mitarbeitenden. Wenn das nicht stimmt, kann man noch so viele Obstkörbe überall hinstellen - dann ist man seine Leute ganz fix an die Konkurrenz los und findet auch keine neuen mehr. Somit ja, das ist der erste Punkt, wo man ran muss.

Aber es gibt auch noch etliche andere! Zum Beispiel sollte der nächste Gedanke dahin gehen, wie flexibel man die Arbeitszeiten und -orte gestalten kann. Also, klar, es gibt Jobs, da funktionieren Gleitzeit und Homeoffice einfach nicht. Aber viel zu oft wird das eben auch von Jobs behauptet, wo eher ein "War noch nie so! Wo kommen wir denn dahin?" zur Ablehnung führt. Oder Kontrollzwang der Vorgesetzten. Oder auch die mangelnde Bereitschaft, Prozesse und Abläufe zu ändern, um solche Modelle zu ermöglichen.

Auch die eigene Führungs- und Unternehmenskultur gehört auf den Prüfstand. Hierarchien sollten immer nur reine Arbeitsmittel sein und dazu dienen, Zuständigkeiten und Entscheidungswege transparent zu regeln. Sie sollten niemals dazu missbrauch werden, Menschen zu erhöhen oder zu erniedrigen. Zudem sind Mitarbeitende erwachsene Menschen, die Verantwortung übernehmen können und wollen, anstatt wie Kleinkinder behandelt zu werden.

Womit man hingegen herzlich wenig reißen kann, sind Benefits wie Obstkörbe oder sogar Zuschüsse zu Fitnessstudio, ÖPNV oder Kita-Beitrag. Also, klar, die kann man durchaus zusätzlich auch überdenken, aber eher im Rahmen vom Gehalt (da sind sie echt 'ne gute Sache, weil steuer- und sv-frei und somit Win-Win für beide Seiten!), nicht als Lockmittel, die irgendwie über andere Rahmenbedingungen hinwegtrösten sollen.

Und natürlich fallen Fachkräfte nicht vom Himmel. Ausbildung ist ein zentrales Thema! Und man sollte niemals erwarten, dass Auszubildende fertige, einsatzfähige Kräfte sind - dann würden sie ja keine Ausbildung mehr brauchen. Etwas Einsatz und Engagement, auch und gerade bei krummen Lebensläufen, Sprachproblemen oder schlechten Noten - das wäre wirklich der bessere Weg als ständiges Jammern über die fürchterliche Jugend!

MarketWizard 
Fragesteller
 09.12.2023, 21:17

Vielen Dank. Du bist in jedem Fall eine sehr reflektierte Personalerin.

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Zahle einfach mal ein paar Euro mehr, weil...

Dieses ganze Teambuilding und soft-skill-Gedöns muss man eben mitmachen. Duzen in der Firma und gratis Bionade im Kühlschrank bedeutet auch nichts, wenn das Gehalt nicht stimmt.

Man geht für Geld arbeiten. Und je mehr Geld es gibt, desto motivierter ist man. Jedenfalls wenn man nicht völlig verblödet ist.

Der Chef hat seine Firma schließlich aus dem gleichen Grund gegründet.

Also soll er auch ordentlich mit denen teilen, die seinen Reichtum erwirtschaften.

Kindergarten kennen wir bereits. Solcher Ringelpietz mit anfassen wirkt auf mich wie Verarsche.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter