Warum haben Unternehmen gleichzeitig Angst vor einer Rezession und vor Fachkräftemangel? Kann es sein, dass Unternehmen nur auf Gewinnmaximierung aus sind?

10 Antworten

Ich denke, du weißt auch, dass Unternehmen nicht dazu antreten, Geld zu verlieren sondern dazu Gewinne zu machen. Wenn sie laufend Geld verlieren, verschwinden sie vom Markt. Gewinnmaximierung, also das zu produzieren, das der Markt verlangt zu Kosten, die dafür sorgen, dass möglichst viel zum Verteilen an die Risikokapitalgeber übrig bleibt, ist Aufgabe der Leitung eines Unternehmens.

Mit deiner Hauptfrage willst du vermutlich dem Widerspruch begegnen, dass Unternehmen in einer Rezession ja eher Kosten reduzieren also Personal freisetzen, was nicht dazu passt, dass Personal fehlt.

Antwort darauf ist, dass der Menschenmangel in D und anderswo ein übergeordnetes Problem ist, das mit der Alterspyramide zu tun hat. Die Boomer - also alle Jahrgang 1965 und älter - arbeiten aktuell großteils noch. In den nächsten zehn Jahren fallen die als Fachkräfte, nicht aber als Konsumenten weg und mit ihnen 30 % der Facharbeiter. Sie zu ersetzen bräuchte es Menschen, die nicht geboren wurden und - weil sie so wenige sind - auch zu einem größeren Teil als die Generationen vor ihnen irgendwas anderes machen als angestellt oder handwerklich tätig zu sein.

Das Thema ist ein großes und wird nur in Teilen (z. B. in der Pflege) schon seit vielen Jahren gesehen. Dort dürfte inzwischen der weit überwiegende Teil Migranten sein. Überall, wo man aus sprachlichen oder anderen Gründen nicht rechtzeitig auf die fehlenden Menschen mit der Einstellung der Menschen, die es gibt, reagiert hat (egal ob wegen Vorurteilen oder nur aus Verkennung der Entwicklung), steht man jetzt vor der Situation, dass die, die es gab, ja etwas anderes machen und dann nicht z. B. von gut bezahlten Stellen im Krankenhaus oder der Arztpraxis auf den Bau oder ans Fliesband wechseln wollen.

Aus meiner Sicht wird es eine Zeit geben, in der deutlich weniger Migranten in D anklopfen und dann wird man sich darüber ärgern, dass nicht jeder hier willkommen geheissen wurde. Dann wird das auch jeder schon vorher gesagt haben. Geburtenrückgang ist ein weltweites Thema und auch wenn die Geburtenrate in Afrika aktuell bei um die 4 liegt, kommt sie von über 6 Kindern je Frau und sie sinkt schnell. Dazu verbessern sich in vielen Regionen die Lebensumstände.

Dass es ein Problem ist, merkt man schon jetzt überall und auch wenn du in einer anderen Welt lebst: Hier in München führten viele Lokale plötzlich einen Ruhetag, dann einen zweiten ein und hier gibt es auch viele Bäckereien und andere Läden (auch Handwerker), die mangels Arbeitskräften zu machen. Fast jeder Handwerker, der Angestellte hat, findet weder Auszubildende noch Gesellen und viele, die im kleinen Team oder alleine arbeiten sind Boomer, die jedes Jahr aufhören können. Natürlich kommen viele (vor allem) türkische, hier auch öfter italienische, arabische oder asiatische Unternehmer nach, die das Unternehmen weiterführen oder neue gründen aber auch die leiden unter Menschenmangel.

Dagegen arbeitet KI, Digitalisierung und Roboter. Nur werden schon seit es Industrien gibt Vorgänge optimiert. Dass - von der Basis - innerhalb von zehn Jahren 30 % weniger Arbeitskräfte gebraucht werden, ist unwahscheinlich und die Möglichkeiten, Personal zu haben, weil Rentner weiterarbeiten, sind auch irgendwann ausgereizt.

Es kann sein das ein Rezession in Kombination mit Fachkräftemangel dafür sorgt das die komplette Wirtschaft eines Staates zusammen bricht.

Der Fachkräftemangel ist ein 100 mal realistischeres und größeres Problem als die Angst vor einem neuen Weltkrieg und eine der drei Sachen die das Potential hat Deutschland effektiv von der Landkarte zu fegen.

Das man sich deshalb Sorgen macht ist ausgesprochen sinvoll.

slimshadyback 
Fragesteller
 25.10.2023, 19:16

Wie soll den eine Kombination funktionieren? Entweder es gibt eine Rezession und die Wirtschaft kühlt ab ODER Fachkräfte fehlen weil die Wirtschaft überhitzt?

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Asporc  25.10.2023, 19:21
@slimshadyback

Nein Fachkräfte fehlen weil Arbeitskräfte ausfallen. Es ist übrigens sowieso kein Fachkräfte sondern ein Arbeitsrkäftemangel.

Und das seit Jahrzehnten. Das heißt es ist NICHT mehr möglich ausreichend Arbeiter zu finden um genau so viel zu "Produzieren" wie im Vorjahr oder 10 Jahre vorher.

Resturants die 20 Jahre lang die Öffnungszeiten nie geändert haben müssen jetzt z.B. die Mittagskarte weglassen oder nur 4 Tage statt 6 geöffnet haben. Und das mehr oder minder durchgehend durch fast alle Arbeitsbereiche.

Der Arbeitskräftemangel ist vermutlich der Grund warum Deutschland das einzige Industrieland ist das "dank" des Ukraine-Krieges in eine Rezession gebracht wurde.

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slimshadyback 
Fragesteller
 25.10.2023, 19:36
@Asporc

Es wird alles digitalisiert, das sind nur Unternehmen, die 20 Jahre lang nichts in diese Richtung gemacht haben. McDonalds benötigt für dieselbe Anzahl an Kunden in den Restaurants weniger Mitarbeiter als vor 20 Jahren, um dein Gastronomieproblem aufzugreifen.

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Asporc  25.10.2023, 19:40
@slimshadyback

Was nichts daran ändert das der Arbeitskräftemangel für weniger Umsätze sorgt. Und es ist längst nicht gesagt das ein Unternehmen eine ausreichend hohe Gewinnspanne hat um das zu kompensieren.

Auch kannst du auf einer Baustelle aktuell noch nicht soviel digitalisieren. Es ist kein Zufall das die Wartezeiten auf Handwerker immer länger werden.

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slimshadyback 
Fragesteller
 25.10.2023, 19:42
@Asporc

Dann erklär mir mal warum das für dich so selbstverständlich ist, warum ein Fachkräftemangel für weniger Umsatz sorgt als im Jahr zuvor?

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slimshadyback 
Fragesteller
 25.10.2023, 19:43
@Asporc

Du weißt schon, dass das steht für die gleiche Anzahl an Kunden in meinem Beispiel? Nur weil McDonalds so stark gewachsen ist, soll das jetzt an die fehlenden Fachkräfte liegen oder was?

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Asporc  25.10.2023, 19:45
@slimshadyback

Gastronomie: Verringerung der Öffnungszeiten

Bäckergroßketten: Schließung von Filialen

Großserienfertigung: Verringerung der Schichten da für 24H/7 nicht mehr die Leute da sind

Handwerk: Ablehnen von Aufträgen die man nicht mehr schaffen kann.

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slimshadyback 
Fragesteller
 25.10.2023, 19:49
@Asporc

Gastronomie: Konkurrenz ist womöglich besser.

Bäckergroßketten: Mag wohl sein, weil es im Supermarkt auch gute Brötchen gibt und niemand mehr Bäcker benötigt.

Großserienfertigung: Konkurrenz kann Produkte billiger anbieten, da sie digitalisiert hat und nicht auf Fachkräfte angewiesen sind.

Handwerk: Ablehnung von Aufträgen weil bereits so viel Umsatz gemacht wird, sorgt für einen Umsatzeinbruch? Tolle logik!

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Asporc  27.10.2023, 11:43
@slimshadyback

Rede dir das alles ruhig schön.

Womöglich ist dein Womöglich auch einfach falsch. Und womöglich hast du niemals mit wem geredet oder eine Doku über wen gesehen warum jemand über einen Fachkräftemangel klagt.

Und ablehnen von Aufträgen führt selbstverständlich zu Umsatzeinbrüchen wenn das ablehnen daher kommt das man keine Leute hat.

Den dann kannst du WENIGER annehmen als in den Vorjahren. Und Preise lassen sich auch nicht ewig erhöhen den das würde zu was führen ? Zu Umsatzeinbrüchen.

Die Selbstregulierung des Markets kannst du vergessen. Den das löst kein Problem wie einen Arbeitskräftemangel. Wenn du auf der einen Seite mehr für deine Arbeitskräfte zahlen musst und auf der anderen Weniger Aufträge abarbeiten kannst weil Leute fehlen dann geht es nicht um Gier sondern dann hat das Unternehmen ein echtes Problem.

Aber damit man das einsieht dürfte man nicht weltfremd sein und behaupten "Ich weiß besser was ein Unternehmen für Probleme hat als der Unternehmensbesitzer selbst wenn ich das Unternehmen gar nicht kenne".

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PlueschTiger  28.04.2024, 19:23
@Asporc
Gastronomie: Verringerung der Öffnungszeiten

Gastro ist ein Bereich den man mit Vorsicht betrachten muss. Schon damals brachten die öffentlich rechtlichen das der Markt dort eigentlich glaube übersättigt war da jeder der was probieren will sich als Gastronom versucht. Ich selbst hatte mich vor einigen Jahren mal als Kellner beworben, doch auch da reichte nur die Tatsache einen eigenen Kopf zu haben schon um abgelehnt zu werden.

Bäckergroßketten: Schließung von Filialen

Vor Jahren schon hat sich eine ehemalige Klassenkameradin bei 3 Bäckereien beworben, alle suchten dringend Verkaufspersonal. 3 Bewerbungen = 3 Ablehnungen, nun arbeitet sie eine Bäckereifachverkäuferin in einem Restposten Markt. Begründung für die Ablehnungen war die Tatsache das sie eine Fachkraft war und so Anspruch auf Tariflohn hatte.

Eine Dorfbäckerei hat zu gemacht weil sich kein Meister fand, der die weiterführt. Auf die Idee die vom Personal weiterlaufen zu lassen und von einer anderen Bäckerei bzw. Fabrik beliefern zu lassen kam der Chef nicht und hat lieber den Laden dicht gemacht.

Großserienfertigung: Verringerung der Schichten da für 24H/7 nicht mehr die Leute da sind

2019 hatte ich mich in einem 200 Mann Betrieb beworben und 1 Wo. Probearbeit, das war sehr erhellend. 3 Schicht, 42h bei 40h Bezahlt, 2h freiwillige Mehrarbeit. Man suchte einige Leute, doch war der Betrieb nicht bereit mir um 10 Minuten bei den Arbeitszeiten entgegen zu kommen und wurde eher noch patzig. Gleichzeitig schaffte es der Betrieb nicht überhaupt für das nötige Material zu sorgen das überhaupt gearbeitet werden konnte. Am ende erfuhr ich das ich nicht der erste und nicht der letzte war der Probe arbeitete. Kurz der Betrieb besetzte die Montagestelle scheinbar nur mit Probearbeiter, weil die kostenlos sind.

Das ist das was ich bei dem genannten Fachkräftemangel zu sehen bekomme.

Und ablehnen von Aufträgen führt selbstverständlich zu Umsatzeinbrüchen wenn das ablehnen daher kommt das man keine Leute hat.

Nicht zwangsläufig, weil mit vollen Auftragsbüchern = Terminmangel schlicht auch die Preise steigen, somit auch der Umsatz, oder der Stabil bleibt. Angebot und Nachfrage.

Die Selbstregulierung des Markets kannst du vergessen.

Richtig, auch weil wir einen unregulierten Finanzmarkt haben.

Wenn du auf der einen Seite mehr für deine Arbeitskräfte zahlen musst und auf der anderen Weniger Aufträge abarbeiten kannst weil Leute fehlen dann geht es nicht um Gier sondern dann hat das Unternehmen ein echtes Problem.

Das eigentliche Problem der Unternehmen sind die Chefs. Wenn Chefs nichts taugen dann braucht man sich nicht wundern wenn die Unternehmen Probleme haben. Als im im Abriss arbeitete, hatten auch die Kollegen einen 2. Container haben wollen wo Papier extra abgefahren werden konnte. Weil dem Chef die 30-50€ zu viel waren alles in einen. Am ende saßen 1-2 Leute 1 Wo. an dem Haufen um das Papier zumindest ansatzweise heraus zu sammeln.

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Kann es sein, dass Unternehmen nur auf Gewinnmaximierung aus sind?

Ähm... ja. Das ist der Sinn von Unternehmen.

Davon mal abgesehen wird aus deiner Frage nicht klar, wieso sich diese beiden Szenarien (die beide schon mehr oder weniger Realität sind) sich widersprechen sollten...

Woher ich das weiß:Hobby – Interessierter Laie; Grundwissen, garniert mit Recherche

Gewinnmaximierung ist das Hauptziel von wirklich jedem Unternehmen.

Eine Rezession kann auch vom Fachkräftemangel kommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
slimshadyback 
Fragesteller
 25.10.2023, 19:16

Erklär mir das mal

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Velbert2  25.10.2023, 19:18
@slimshadyback

Durch einen Fachkräftemangel können Firmen nicht so viele Aufträge annehmen wie ohne einen Fachkräftemangel. Sind das viele Firmen, dann könnte es zu.einer Rezession kommen.

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slimshadyback 
Fragesteller
 25.10.2023, 19:27
@Velbert2

Wenn es zu wenig Fachkräfte gibt, stagniert die Wirtschaft im ALLER SCHLIMMSTEN FALL, eine Rezession kann dadurch nicht ausgelöst werden, da ja der Markt sich selbst regelt. Die Nachfrage wird ja nicht einbrechen Aufgrund von Fachkräftemangel.

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