Würdet ihr diesen Musiktheorie-Text als Trollbeitrag einstufen?
Mir liegt folgender Text vor:
Emanzipation von nicht-binären Tongeschlechtern als Zeichen für Diversität und Vielfalt - Vorstoß in die Zukunft der modernen Musikwelt
Die Idee ist hierbei, den Wirkungsbereich der Pride-Bewegung auf die Musiktheorielehre zu erweitern, um ein Zeichen für Disversität und Vielfalt zu setzen. Musik fungierte schließlich schon immer als Spiegel des gesellschaftlichen Fortschritts.
Hierfür wird die konventionelle Tongeschlechtertrennung in Dur und Moll aufgegeben. Stattdessen werden nicht-binäre Tongeschlechter eingeführt, die Dur und Moll per Definition fortan ebenbürtig sein sollen. Diese zusätzlichen Tongeschlechter können z.B. durch Kirchentonarten wie phrygisch oder lydisch repräsentiert sein. Um aber eine maximale Inklusion zu gewährleisten, soll jeder syntaktisch voll funktionale Geschlechtervorschlag als Dur und Moll gleichgestellt betrachtet werden.
Ein voll funktionaler Geschlechtervorschlag ist dabei eine aus 8 Tönen bestehende Tonreihung, die durch Rahmentöne im Oktavabstand begrenzt wird. Das daraus hervorgehende Tongeschlecht charakterisiert sich durch die Anordnung der intraskalaren Intervallabstände zwischen zwei Tonstufen.
In einem nächsten Diversifizierungsschritt könnte dann eine Aufweichung der Oktatonik erfolgen, damit auch hepta- oder pentatonische Tongeschlechtssysteme zu gleichberechtigten Gliedern der emanzipierten Tongeschlechtsschar werden können.
Wirkt das auf euch wie ein Trollbeitrag / satirischer Beitrag, oder ist das ein ernst gemeinter Vorschlag? Begründet eure Meinung.
16 Stimmen
2 Antworten
Die Emanzipation der Dissonanz und anderer Tonsysteme hat schon längst Anfang des 20. Jahrhunderts stattgefunden. Anstatt das Rad zweimal zu erfinden ist es bestimmt sinnvoller, sich mit den bestehenden Ansätzen zu beschäftigen und, nur als Beispiel, Bartok, Hindemith oder Schönberg zu lesen und deren Musik zu hören.
Mir ist auch nicht ganz klar, ob mit Oktatonik 8 verschiedene Töne (das würde ja auf die verminderte Skala hinauslaufen) gemeint sind, oder ob 1. und 8. identisch sein sollen ("Rahmentöne im Oktavabstand").
Was aber Sinn machen könnte, wäre den Begriff "Tongeschlecht" zu vermeiden, in anderen Sprachen wird er so auch nicht verwendet. Also lieber "Ist der Akkord Dur oder Moll?" und nicht "Wie ist das Tongeschlecht des Akkords?".
so wie die ganze derzeitige Diskussion zu dem Thema.
kann natürlich sein, dass der Verfasser tatsächlich so kaputt ist in der Birne, dass er das ernst meint.