BIDA: Unzufrieden mit dem Verhalten meines Azubis
Ich (45, m) bin Abteilungsleiter in einem mittelständischen Unternehmen und habe vor sechs Monaten einen neuen Azubi, Jan (19, Name geändert), bekommen. Von Anfang an gab es Probleme mit seiner Arbeitsmoral und Zuverlässigkeit. Er kommt oft zu spät, erledigt Aufgaben nur halbherzig und zeigt wenig Interesse an Weiterentwicklung.
Ich habe mehrmals das Gespräch mit ihm gesucht und versucht, ihm konstruktives Feedback zu geben. Leider hat sich bisher wenig geändert. Vor kurzem musste ich ihn dann vor versammelter Mannschaft zurechtweisen, weil er wichtige Aufgaben wiederholt vernachlässigt hat, was zu Problemen im Team geführt hat.
Nun sagen einige meiner Kollegen, dass ich zu hart mit ihm war und ihm mehr Zeit und Unterstützung geben sollte, während andere meinen, dass er die Konsequenzen seines Verhaltens spüren muss, um sich zu verbessern.
Bin ich im Unrecht, weil ich meinen Azubi vor dem Team zurechtgewiesen habe?
9 Stimmen
7 Antworten
Vor versammelter Mannschaft runtergemacht zu werden ist sehr demütigend.
Das solltest Du nicht tun, auch wenn Du im Recht sein solltest. Du musst einen Weg finden, ihn zurechtzuweisen (aber unter Euch) und den anderen das Signal zu geben, dass Leistung wichtig ist und Qualität oben steht. Es geht darum eine Konsequenzkultur zu entwickeln, die aber nicht willkürlich oder erniedrigend ist.
Leider bekommen so eine Zurechtweisung auch Kollegen in den falschen Hals. Die einen trauen sich dann gar nichts mehr. Aus Angst vor Fehlern und die anderen eifern Dir nach und verhalten sich ähnlich zu dem Kollegen oder AZUBI.
Das war nicht so cool.
Ich bin selbst Auszubildende und ich finde es richtig, wenn man für das, was man man verhauen hat zurecht gewiesen wird aber vor versammelter Mannschaft, dass ist definitiv nicht richtig und auch nicht förderlich.
Sowas bespricht man meiner Meinung nach unter 4 Augen und zeigt einem dann, wenn nötig die folgenden Konsequenzen auf, sollte sich das Verhalten nicht ändern.
Das du ihn zurecht gewiesen hast ist nicht das Problem. Aber das du es vor allen anderen gemacht hast ist total demütigend und entwürdigend.
Wenn man beim Azubi nicht weiter kommt, geht man normalerweise über die Eltern oder die Berufsschule.
Oder machst du das mit deinen Kindern auch?
Du bist definitiv im Unrecht, so etwas macht man nicht, man stellt andere Menschen nicht vor allen anderen bloß. Egal ob es ein Azubi ist oder ob es kein Azubi ist. Man stellt niemanden vor einer versammelten Menge bloß, nur weil die Person in dem Beruf nicht gut ist.
So etwas solltest du IMMER unter vier, maximal sechs Augen tun, niemals vor versammelter Mannschaft! Oder möchte du gern vor mehreren Leuten zurechtgewiesen werden?
Geh mit ihm der Sache auf den Grund, versuch herauszufinden, warum er die Aufgaben nur halbherzig erledigt. Mach ihm deutlich, was für das Unternehmen notwendig ist. Wenn das mit dem, was er zu geben imstande oder bereit ist, so gar nicht zusammen passt und keine Kompromisse möglich sind, ist es besser, wenn er sich eine Ausbildungsstelle sucht, die besser zu ihm passt und ihr jemanden ausbildet, der besser zu eich passt.
Sonst ist es für alle Beteiligten eine Quälerei.