Lieber Mario, als Musiker und Theologe möchte ich Dir gerne Deine Sorgen wegnehmen: Es stimmt, dass in der Bibel bestimmte Situationen als Ideal hingestellt, andere als Irrweg verworfen werden. So wurden im Alten und NeuenTestament viele Handlungen, die bei anderen Völkern (Heiden) Inhalte des religiösen Lebens waren, verworfen (z.B. Homosexualität, es gab die priesterliche Prostitution etc.). Vergessen darf man auch nicht, dass manches Wissen nicht vorhanden war. Ein Selbstmörder (besser Suizident) wurde als Sünder verurteilt, da man der Überzeugung war: Der Mensch hat nicht das Recht, sein Leben, das ihm von Gott geliehen wurde, einfach wegzuwerfen. Ein Epileptiker wurde als ein von einem bösen Geist Besessener gesehen. Warum diese Gedanken als Vorspann?
Ich selbst wollte ebenso schon als Kind immer ein Mädchen sein. Dieser Wunsch verschwand nicht in der Pubertät, sondern ist geblieben. Hierbei ist von großer Wichtigkeit, dass man nicht anfängt zu kopieren, sondern immer das eigene Ich vor Augen hat. Auch wenn in manchen kirchlichen Kreisen Transsexualität als Irrweg abgelehnt wird, so ist sie doch eine Variante der Natur, die man nicht einfach mit einer Portion Medizin beseitigen kann. Ich habe als religiöser Mensch die Überzeugung, dass ich mich bejahen kann (auch meine transsexuelle Neigung), weil ich von Gott bejaht bin. Ich danke Gott, dass ich so bin, wie ich mich fühle. Diese Überzeugung gibt mir tagtäglich Kraft, mein Feeling zu leben. Nahestehenden Freunden habe ich immer gesagt: Wenn mir jemand eine Pille gäbe, um dann anders zu sein, ich würde sie nicht nehmen. Für mich ist meine weibliche Neigung auch eine Lebenskraft, die mich positiv stimmt und das Leben auch mit anderen Augen sehen lässt. Es gibt zwischenzeitlich viel Literatur zu diesem Thema. Trau Dich, und such´ im Internet oder in einer größeren Buchhandlung vor Ort nach Büchern, die Dir ausreichende Informationen geben. Ich wünsche Dir alles Gute mit der Bitte, das Positive zu sehen.