Hi, ich finde das ganz ganz anstrengend.
Welche Macht Worte haben ist mir klar. Auch, dass Worte Realität gestalten, indem man zB diskriminierende Worte verwendet oder Worten eine andere Bedeutung verleiht, indem man den Kontext ändert, in dem diese genannt werden (zB das Wort "Kanacke", das heute ein Schimpfwort ist, von der Wortherkunft aber eigentlich sowas wie Freund/Kamerad bedeutet und auch so verwendet wurde)
Ich finde es auch klar, dass ich bestimmte, beleidigende Worte nicht benutze. Ich bin selber schwarz, kenne mich mit diskriminierenden Worten aus eigener Erfahrung aus und weiß auch, wie schmerzhaft und erniedrigend diese sein können. Ich stehe deshalb absolut für einen sensiblen Sprachgebrauch.
Allerdings scheint mir das, was unter dem Titel "politisch korrekte Sprache" daher kommt, immer mehr wegzuführen von dem, was sie eigentlich bewirken sollte: nämlich zu einer Anerkennung von Minderheiten mit dem Ziel, mit Diversität umzugehen und tolerant zu leben. Für mich geht es dabei um die SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT miteinander.
Ich habe aber den Eindruck, dass hier das Gegenteil passiert. Der Begriff "Menstruierende Menschen", da läuft es mir wirklich eiskalt den Rücken herunter. So eine kalt medizinisch distanzierte Sprache... Wie bitte soll denn eine solche Sprache ZUSAMMENFÜHREN? Und wen denn? Was haben transsexuelle Frauen davon, wenn es denn Begriff "Frau" nicht mehr gibt? Wer hat ÜBERHAUPT etwas davon? Worum geht es da bitte schön? Wieso fühlt sich eine teanssexuelle Frau vom Begriff Frau überhaupt diskriminiert, wenn es doch eine Identifikation mit Frauen gibt? Ich finde das irrational, obwohl es so versachlicht wird.
Das, was es an stattfindenden Diskriminierungen aufzuklären und zu beseitigen gilt, das verändert man aus meiner Sicht ganz sicher nicht so! Als wären die Hürden, die Menschen zwischenmenschlich überwinden müssen, nicht ohnehin groß genug. Wo will man denn wahre Begegnung und Solidarität schaffen und vor Allem VERSTÄNDNIS, wenn man Menschen schon sprachlich immer weiter voneinander trennt? Was ist das für ein Zugewinn an Verständnis für Frauen, wenn man von ihnen als menstruierenden Menschen spricht; und was für ein Zugewinn für transsexuelle Frauen? Soll hier Sprache wirklich aufeinander zu führen?
Kalte Schubladen, die Fakten benennen, möglichst konkret, damit auch ja jeder in seiner Schublade bleibt (Kaste?) Da gibts dann auch keinen Widerspruch, das ist dann so. Kann ich ja biologisch belegen, ist nicht anfechtbar. Die da menstruiert. Und der da ist ein Narzisst. Der hat eine Borderlinestörung, die ist schwarz und die hat eine Behinderung.
Ich muss einen Menschen nicht mal mehr kennenlernen, um ihn in eine Schublade zu stecken.Geil! Weniger Arbeit! Menschen sind doch eh so anstrengend. Und Kennenlernen dauert sooooo lange! Wie viel Zeit ich da spare...hmmm effizient!
Nichts, wirklich NICHTS, davon bin ich überzeugt, verändert die Welt AUßER die Art und Weise wie wir miteinander umgehen. Liebevollere Worte schaffen einen liebevolleren Umgang miteinander; den Wortschatz erweitern um wertschätzende und verständnisvolle Worte: sehr gerne. Alles was wir tun, hat einen Namen; und alles was einen Namen hat, können wir leben, weil wie es benennen können - darum sind Synonyme ein wahrer Schatz.
Aber das hier...das ist doch tot.Da steckt zwar das Wort "Mensch" drin, aber wo ist das menschlich? Was macht es? Es macht, dass du mit deiner Freundin diskutierst und sie weint: weil sie alles richtig machen, weil sie sich solidarisch zeigen und sich verbunden fühlen will! Und weil du das selbe willst wie sie, aber erkennst, dass da Steine ZUSÄTZLICH in den Weg gelegt werden.
Ihr wollt beide einen guten Umgang mit der Welt und mit Menschen, die verschieden sind so wie ihr, bunt, verrückt, besonders. Das muss man einfach MACHEN. Kein Mensch kann das gebrauchen, Energie für solche Diskussionen zu verschwenden. Diese Energie sollte in den Alltag fließen; dann, wenn es anstrengend wird sich auf Menschen einzustellen, die anders ticken als man selbst.
Puh.Bissl aufgeregt :)