Das wichtigste zuerst:
wenn es in einem gedicht zum beispiel beim ersten satz ein fünfhebiger-jambus ist heißt dass das jeder vers ein 5-hebiger jambus ist?
Nein. Jedenfalls gibt es keine Garantie darauf (nur eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass es in einem in der Schule backerten Gedicht der Fall ist). Da muss man, um sicher zu gehen, jede einzelne Zeile überprüfen. Manche Dichter (Hölderlin zB) haben Metrenwechsel regelrecht zum Stilmittel gemacht.
woran erkenne ich bei einem satz
Gar nicht. Die metrischen Figuren spielen sich nicht ganz auf Satzebene, sondern bei den Verhältnissen der Betonungen der Silben ab. Und dann muss man immer berücksichtigen, dass es sich bei den Zuordnungen der Muster zu den Versen um Annäherungen handelt, die nicht immer ganz rein eingehalten werden.
Nu aber:
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Jambus: zwei Silben, Folge unbetont-betont. Bsp: "Ich gíng im Wáld so vór mich hín" (reiner Jambus) "Ich gíng im Wáld spazíeren" (Jambus mit Nachschlag)
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Trochäus: Gegenstück zum Jambus: zweisilbig, betont-unbetont Bsp: Das Wort "Jámbus" "Die Sónne bríngt es án den Tág" (Trochäus mit Vorschlag und fehlendem Schluss)
--> Im Konfliktfall (was einem oft passiert, wenn in einem Vers die letzte und die erste Silbe unbetont ist) nimmt man dasjenige Muster an, dass die Worte nicht zerreißt (nähme man Jambus für das letzte Beispiel an, wäre es "die-Só nne-bríngt es-án den-Tág" wo dann die Aussprache den Sinnzusammenhang zerstören würde; Dafür gibt es die Konstrukte Vor- und Nachschlag)
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Daktylus: drei SIlben, Betont, unbetont, unbetont. Bsp: "Dáktylus"
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Anapäst: Gegenstück zum Daktylus, drei SIlben, unbetont-unbetont-betont. Bsp.: das Wort "Anapäst"
Auch hier gilt, das man im Zweifel das nimmt, was die Worte nicht auseinanderreißt.
LG,
Nemo