War das Mittelalter wirklich brutal? "Kreuzzüge im Namen der Kirche, Raubzüge durch verarmte Ritter und jede Menge Überfälle durch hungernde Menschen." Die Kreuzzüge waren zum großen Teil handfest politisch motiviert und waren - trotz recht drastischer Beschreibungen - gegenüber der Brutalität der Kriege des 20.Jh. die reinsten Vergnügungsfahrten. Und die "Raubzüge verarmter Ritter" sind wohl genauso wie die "Überfälle durch hungernde Menschen" Einzelfälle, die im Rahmen eines romantisch-schaurigen Klischeebild aufgebläht wurden. Sie entsprechen kaum dem realen Mittelalter, wie es die Geschichtsforschung fassen kann. Soweit ich das sehe, war das Mittelalter nicht brutaler als andere Epochen.

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Wenn man es ganz eng betrachtet: keiner. Die kirchliche Inquisition hatte nicht die Befugnis, Todesurteile oder Körperstrafen durchzuführen. Todesurteile wurden von der Inquisition nicht ausgesprochen, Beklagte wurden bei Schuldsprüchen an weltliche Gerichte überstellt, die ihrerseits Strafen verhängen konnten. Die Zahl der so gefällten Todesurteile ist wissenschaftlich nicht genau festzulegen, kommt aber bei weitem nicht an die Schauermärchen aus Kulturkampfzeiten heran. Die Schätzung von 30.000 bis 100.000 für ganz Europa zwischen dem 12. und dem 18.Jh. ist plausibel. Die Toten der Hexenverfolgungen sind nur zu einem verschwindenden Anteil der Inquisition zuzuordnen; der weitaus größere Teil fiel lokalen weltlichen Gerichten zum Opfer. Der Hexenwahn war ohnehin in protestantischen Regionen ausgeprägter, als in katholischen.

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