Ich erinnere mich, dass ich nach dem Tod meiner lieben Oma aufgehört habe, meinen lieblingsschmuck zu tragen, den ich sonst immer trage, mich nicht mehr geschminkt habe, meine haare nicht mehr gemacht hab, und nur noch Kleidung ohne Muster, aufnäher, knöpfe, irgendetwas auffälliges tragen wollte. Am liebsten hätte ich mich in von kopf bis fuß in einen schwarzen sack gehüllt. ich hatte das gefühl, zu verschwinden, und ich hatte den unheimlichen drang, dass äußerlich auszudrücken. ich konnte mich nur einigermaßen wohlfühlen, wenn ich absolut kahl, leer und nichtssagend aussah, genauso wie ich mich fühlte.
auf der beerdigung einer freundin aus kindertagen ging es mir vor kurzem genauso. schwarzer pulli, schwarze hose, etwas, das umhüllt. Ich glaube, viele menschen brauchen das zur trauerarbeit, dass sie sich nicht mehr pflegen als die tägliche hygiene verlangt, sich nicht hübsch machen, sich nicht an schöner kleidung freuen, sondern ganz bewusst..weiß nicht richtig wie ich sagen soll. Ich denke man versteht was ich meine.
kann natürlich sein, dass du nicht zu diesen menschen gehörst, dass du dich besser fühlst wenn du etwas buntes trägst, bei den meisten ist es aber nicht so. bei der letzten beerdigung war eine frau mit rotem mantel, und sie hat mich so gereizt, irgendwie so wütend gemacht weil sie so provokant herausstach und die ruhe gestört hat mit ihrem leuchtenden rot, ich fand das unmöglich.
es handelt sich bei dieser norm meiner meinung nach um den respekt vor der trauer und den schutz der angehörigen.