Moin,
Aus bauphysikalischer Sicht lüftet man, um die Luft im Inneren wieder mit sauerstoffreicher Luft auszutauschen und gleichzeitig die Luftfeuchtigkeit zu senken. Um das folgende zu verstehen, muss man dann noch kurz erklären, dass warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kalte Luft. Und das macht viel aus! 10°C kalte Luft kann nur etwa halb so viel Wasser tragen, wie 20°C warme Luft.
Beim Lüften gibt es auch aus Sicht der Planer drei Arten über Fenster zu lüften, die bei der Planung von Bauwerken mit beachtet werden:
- Fenster lange Zeit auf Kipp: Kipplüften
- ein Fenster kurz weit auf: Stoßlüften
- zwei Fenster an gegenüberliegenden Enden der Wohnung kurz weit auf: Querlüften
Das Kipplüften ist im Winter komplette Energieverschwendung. Denn die warme Luft vom Heizkörper unter dem Fenster zieht nach oben, findet die Öffnung am oberen Ende des Fensters, und verlässt direkt den Raum. Man heizt also einfach nur die Außenwelt. Kipplüften ist im Sommer gut, wenn man es drinnen etwas kühler haben möchte. Dann kann man das Fenster auf kipp stellen. Und im Sommer lüftet man am besten nachts, wenn die Luft draußen kühler ist. Tagsüber kann man dann im Schlafzimmer das Fenster zu, und das Rollo runter, oder die Gardinen zu machen. Dann verhindert man, dass die Sonne den Raum aufheizt, und durch die Luftschicht zwischen Fenster und Rollo/Gardine schafft man eine zusätzliche Isolationsschicht, die die Wärme draußen hält. Luftfeuchtigkeit im Inneren ist in Deutschland im Sommer ohnehin kein Problem.
Also: Kipplüften nur, wenn es draußen warm ist.
Stoßlüften sollte man machen, sobald die Temperaturen draußen fallen. Im Winter ist das Hauptproblem nämlich nicht mehr die Temperatur, sondern die Feuchtigkeit. Durch die Heizung heizt man dauerhaft das Zimmer auf. Dadurch werden auch Wände, Decken, Böden, Möbel und alles andere drinnen warm. All diese Dinge können aber viel mehr Wärmeenergie aufnehmen als die Luft im Zimmer. Gefährlich ist es dann aber, wenn man die Luftfeuchtigkeit, die alleine durch das Athmen im Innenraum entsteht, nicht loswird. Denn ist die Luft innen sehr feucht, schlägt sich diese Feuchtigkeit an kalten Außenwänden nieder, und Schimmel ist oft die Folge. Man will also im Winter lieber etwas trockenere Luft haben. Und da kommt der Zusammenhang aus Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur ins Spiel: Ist die Innenluft im Winter 20°C warm, und nach einer Nacht im Schlafzimmer inzwischen gut mit Feuchtigkeit gesättigt, oder eben nach dem Duschen, dann sollte man das Fenster einmal ganz weit aufmachen. Dazu reichen schon zwei Minuten. Die Luft wird durch die kältere Luft von draußen getauscht, wärmt sich aufgrund der warmen Oberflächen im Zimmer aber binnen weniger Minuten auf. Man verliert dadurch nur minimal Wärme in der Wohnung, hat nun aber die kalte Außenluft aufgewärmt. Die Luft wird dann also durch das aufheizen trocken. Feuchtigkeit hat man in diese Luft aber noch keine eingetragen. Das dauert jetzt wieder ein paar Stunden. Dann wiederholt man das ganze.
Stoßlüften sollte man daher vor allem im Winter machen, wenn man etwas getan hat, das die Luftfeuchtigkeit erhöht hat: Duschen, Schlafen, Kochen, Wäsche trocknen, ...
Querlüften ist die beste Art zu lüften. Man öffnet dazu zwei Fenster an gegenüberliegenden Enden der Wohnung. Der Wind kann dadurch durch die Wohnung pfeifen, und holt auch aus der letzten Ecke die verbrauchte Luft heraus. Je nach Wetter reicht es dann, die Wohnung für 30 Sekunden bis zu zwei Minuten so zu lüften. Im Sommer ist es dann natürlich besonders angenehm, weil man die Wohnung richtig auskühlen lassen kann. Besonders nachts hilft das dann enorm dabei, die Wohnung tagsüber kühl zu haben. Unter Bauphysikern nennt man dieses nächtliche Querlüften im Sommer "erhöhte Nachtlüftung" oder "erhöhte Nachtkühlung". Es ist dann tagsüber kühler, weil man die kältere Luft der Nacht nutzen kann, um eben den Effekt, der es im Winter warm hält, im Sommer zum kühlen zu verwenden: die kalte Außenluft kühlt alle Bauteiloberflächen (Wände, Decken, Böden, Möbel) aus. Diese speichern dann die Kälte und gleichen dadurch tagsüber die Hitze draußen aus. Mach man das jede Nacht, hat man Tagsüber viel weniger Probleme mit Hitze. Besonders gut funktioniert das in besser gedämmten Häusern mit Massiven Wänden aus Stein. Denn die können nochmal mehr kalte aufnehmen als Wände auf Holz oder Trockenbau.
Querlüften sollte man also im Winter ein paar Mal am Tag für zwei Minuten machen, um die Luftfeuchtigkeit zu senken. Im Sommer sollte man nach heißen Tagen die ganze Nacht durch Querlüften, um in die Wohnung wieder eine Grundkälte zu bringen.
Um deine Frage also ganz konkret zu beantworten:
- Im Bad lüftest du am besten nach jeder Dusche für 2 Minuten mit sperrangelweit geöffnetem Fenster.
- Im Schlafzimmer lüftest du am besten einmal vor dem Schlafengehen und einmal morgens. Auch hier wieder für 2 Minuten mit sperrangelweit geöffnetem Fenster.
- Im Wohnzimmer solltest du alle 2 bis 4 Stunden einmal für 2 Minuten stoßlüften, solange du dich dort aufhälst.
- In der Küche solltest du nach dem Kochen für 2 Minuten stoßlüften.
- In allen Fällen kann man Stoßlüften durch Querlüften ersetzten, und erreicht damit eine noch bessere Lüftung.
- Dass du im Sommer die ganze Nacht durch lüftest ist genau richtig. Kombiniere dies damit, dass du dann tagsüber alle Rollos runter, und Gardinen zu machst, und es bleibt über den Tag auch relativ kühl.
- hast du in deiner Wohnung sehr viele Pflanzen, dann solltest du die im Winter öfter gießen und noch etwas öfter Lüften.
Gruß m0rz