Moin,
Ich habe das zwar studiert und finde den Beruf als ganzes auch sehr interessant, aber arbeite heute gar nicht im klassischen Architektenberuf. Ich habe aber sehr viel Kontakt mit Leuten, die diesen Beruf ausüben und kann deshalb sicher einiges dazu sagen:
Zum einen ist das Architekt-sein anders als man es sich vielleicht als Schüler vorstellt. Ich hatte schon immer viel spaß am planen, fand Baustellen sehr interessant und habe gerne technische Dinge gezeichnet. Gegen Ende der Sekundarstufe 1 auf dem Gymnasium habe ich daher schon gewusst, dass für mich die Reise in diese Richtung geht. Bis heute bereue ich die Entscheidung nicht, den Weg dann auch nach dem Abitur eingeschlagen zu haben. Aber es ist sehr anders, als ich damals dachte. Ich habe mich aber auch nicht so detailliert damit beschäftigt.
Denn der Allround-Architekt macht viel mehr als Entwerfen und Planen. Der Beruf ist sehr vielseitig, abwechslungsreich und herausfordernd. Aber dadurch auch gleichzeitig mit großer Verantwortung verbunden. Man muss bei seiner Arbeit alles rund um das Projekt im Blick haben. Denn angefangen mit dem ersten Gespräch mit dem Bauherrn übernimmt man bis zum Einzug vor allem eine beratende Rolle. Architekten stellen sich dabei gerne in eine Reihe mit den "drei A": Ärzte, Anwälte und Architekten. Alle drei Berufe sind vor allem Beratungsberufe und es wird von allen drei Berufen erwartet, dass man seinen Stoff drauf hat, und seinen Klienten mit gutem Rat zur Seite steht.
So wie ein Arzt dann neben der fachlichen Beratung die Medikamente einstellt, oder eine Untersuchung macht, oder ein Anwalt eine Klageschrift verfasst, plant der Architekt dann auf Grundlage der Beratung das Objekt und geht dabei auf die Wünsche seines Klienten ein. Das heißt immGehenzug natürlich, dass er auch verantwortlich für das ist, was er an Beratung und Planung leistet. Und macht er das schlecht, wird er dafür zur Verantwortung gezogen.
Also: Der Beruf kommt vor allem mit viel Verantwortung daher. Seine Arbeit gut zu machen ist aber nicht allzu schwer. Wenn man sich für das Planen und Bauen interessiert, dann fällt das lernen sehr leicht. Und an allen Ecken und Enden, an denen man vielleicht noch nicht so gut bescheid weiß, kann man sich Experten dazu holen, oder sich weiterbilden.
Damit kommt's auch schon zum zweiten Punkt, der mich so an dem Beruf des Architekten reizt: egal wie sich deine Interessen in Zukunft verschieben: du kannst immer wieder neue Wege einschlagen. Ich bin zum Beispiel als motivierter Abiturienten ins Studium gekommen, und habe mich schon als Architekt mit Plan unter dem Arm mit dem Bauherrn reden sehen. Im Studium habe ich aber gemerkt, dass neben dem "schön"-Bauen auch alles technische rund um das Bauen zur Expertise gehört. Und eben diese technischen Fächer sind mir im Studium sogar besonders gut gelungen. Also Werkstudent bin ich dann in die Bauleitung gerutscht, und bin dort bis heute geblieben, und mache das nun bald 6 Jahre, und habe sehr viel Spaß dabei. Dabei schaue ich dann, dass das, was meine Kollegen im Büro mit den Bauherren bereden und planen auf der Baustelle auch so umgesetzt wird, kümmere mich um die Firmen und berate die Bauherren dabei, die Baustelle richtig zu führen. Kommilitonen von mir sind aber in ganz andere Bereiche gerutscht: sitzen im öffentlichen Dienst und bearbeiten Bauanträge oder betreuen im Namen von Behörden öffentliche Bauvorhaben, sind auch die Seite von Bauherren gewechselt, und treten heute als Klienten von Architekturbüros auf, haben sich inzwischen selbstständig gemacht und betreuen Bauvorhaben von A bis Z, oder haben über einen Jura-Master im Baubereich den Weg in die Rechtswissenschaften eingeschlagen.
Ich habe das Gefühl, dass es für mich nie langweilig werden wird. Und auch ich schaue mich schon nach ein paar Weiterbildungsmöglichkeiten um. Du merkst also, dass das Berufsfeld nicht unbedingt "der Architekt" ist, und das Studium ein breites Spektrum an Möglichkeiten eröffnet. Es ist eher die Grundlage, um in der Welt des Planes und Bauens Fuß zu fassen.
Ich bin bis heute sehr zufrieden mit der Entscheidung, Architektur zu studieren. Das Studium war sehr spannend, der Einstieg in das Berufsleben ebenso. Ich lerne bis heute jeden Tag eine ganze Menge dazu, trage viel Verantwortung und habe riesigen Spaß bei der Arbeit mit den ausführenden Firmen und den Bauherren. Auch wenn es mal hitzig ist, und man etwas polisch agieren muss, sind es eben diese Herausforderungen die mich so an dem was ich mache reizen. Und für mich ist die Reise noch lange nicht vorbei. Ich würde mich auch gerne irgendwann selbstständig machen, Gutachter werden, vielleicht auch in die Rechtswissenschaften gehen, mal sehen.
Insgesamt ist der Beruf des Architekten kurzum sehr vielseitig und abwechslungsreich, gleichzeitig aber auch mit viel Verantwortung verbunden und hier und da auch mal stressig. Wenn man spaß daran hat, mit Menschen verschiedenster Art zu arbeiten und dabei jeden Tag das Projekt ein Stück vorran zu bringen, wird man an dem Beruf großen Spaß haben. Und sollte es dennoch mal eintönig werden, kann man immer wieder etwas neues dazu lernen.
Ich hoffe ich hab dir einen guten Eindruck geben können. Wenn du noch was spezielles wissen willst, dann frag gerne nach!
Gruß m0rz