Die Lebensform ist stark abhängig vom Wesen eines Menschen, seinen Ansprüchen an sich und andere, seinen Bedürfnissen, seinem Freiheitsdrang, seine Fähigkeiten im Umgang mit anderen und sich. Beide Lebensformen haben Vor- und Nachteile.
Eine Partnerschaft ist ein äußerst komplexes Gebilde, welches um ein ständiges Gleichgewicht an Intensivität und Macht kämpft. Einen Menschen zu treffen, der zu einem passt, ist ein seltener Glücksfall, wenn man bedenkt, was für eine gute Partnerschaft notwendig ist. So viele Menschen, die in einer Partnerschaft leben, hat das Schicksal kaum auf seiner Seite - die meisten Menschen leben in Kompromissen, aus Angst vor dem Alleinsein, der Abhängigkeit von anderen bzw. der Schwäche, ihre eigentliche Unabhängigkeit zu erkennen. Ein Mensch, der an traurigen Wochenenden, ganz auf sich gestellt, vor schwierigen Aufgaben harrt, alleine wieder aufsteht und erkennt, dass er das Dasein und die Hilfe anderer nicht benötigt, wird erst frei. Intuitiv denkt der Mensch - aus Erziehung und Beobachtung der Masse, er würde eines anderen Menschen bedürfen, um eine Ganzheit zu bilden und dem kleinbürgerlichen Ziel von Familie & Arbeit zu entsprechen. So wollen die meisten Menschen dieser schon in jungen Jahren entwickelten, sie allerdings einschränkenden Welt zustimmen und eigentlich viel zu viel: eine Familie, Freunde, ein sie erfüllender Beruf, ihr Glück - und dazu noch eine Entfaltung ihrer Individualität - ein Anspruch, der niemandem gelingen kann, so er die einzelnen Bereich ernst nimmt und nicht "mittelmäßig" überall etwas einpackt, um ein präsentierbares Gesamtbild zu liefern. Schon eine Freundschaft ist ein exklusives Geschenk, eine Fähigkeit, die wenigen vorbehalten bleibt, ein Sich-Verlassen-Können, Dasein in jeder Lage, ein intensiver Austausch und eine "Garantie" für den Notfall. Parallel verschenken Menschen dieses "Versprechen" Partnern, Kindern, Dutzenden Freunden - um bei Problemen doch im Widerstreit zu pendeln und letztendlich keiner Seite gerecht zu werden. Ein Single hat die Freiheit, ein potentieller Freund sein zu können, sich Einzulassen, wenn das Schicksal ihm Fragen zutreibt oder eine Möglichkeit. Darauf warten allerdings die Wenigsten - sonst gäbe es keine Plattformen für Partnervermittlung, Partnertreffs, Austausch-"Börsen". Ein in einer Familie Lebender ist ein "willentlich Abhängiger", er gibt Teile seiner Freiheit auf, aus Liebe und Entscheidung. Auch hier irren und kränkeln wir: die einen lieben zu sehr, die anderen zu wenig - es ist äußerst komplex, Gesundes und Idealistisches miteinander zu verweben, auch hier bedarf das Individuum soziale, vernunftbegabte und v.a. empathische Fähigkeiten, die nicht allen geschenkt wurden. Es kann nicht Ziel einer Partnerschaft/ der Liebe sein, das Ich aufzugeben, sich zu opfern, um einen anderen Menschen glücklich zu sehen - der Mensch braucht Interesse, Motivation, die Existenz eigenen Für-Sich-Seins und Freiheit, als Voraussetzung um lieben zu können - ein Dienen endet in Gleichgültigkeit und Absterben jeglicher Faszination des Anderen. Einen Ausgleich zu Finden zwischen dem Lieb-Haben und Ehren eines Menschen muss im Beobachten, Nachdenken und Leben abgetastet, gefühlt werden, um eine Möglichkeit zu finden, die für das Ich realisierbar ist. Ein Sich-Entfalten und nachgehen eigener Interessen, dem Aufsteigen in Positionen ohne ein Blick auf das Gegenüber, das Fehlen eines gemeinsamen Ziels, ist ebenso schwierig - so kann in beiden Fällen auch der in einer langfristigen Partnerschaft Lebende depressiv werden, sich einsam fühlen.
Ich habe mich noch nie alleine einsam gefühlt - allerdings durchaus unter Menschen. Der Mensch, mit sich, kann Interessantes ersinnen, schwimmen, ertrinken oder ersticken, aber keineswegs einsam sein, ohne simultane Bilder von Sehnsüchten, die er an anderen Beobachte, ohne ein "Ziel" seiner Sehnsucht zu kennen, zu ahnen, dass andere glücklicher sind (was meistens nur in der Mentalität des Nachdenkenden der Fall ist). Sehr wohl kann man jedoch unter anderen Menschen einsam sein und Alleinsein intensiv wahrnehmen - beispielsweise in einer Gruppe ganz Andersdenkender, Menschen, die da sind und doch für sich unerreichbar. Ein Nüchterner in einer Gruppe weiterfeiernder Betrunkener, ein phantasiedrängender Abenteurer in den grauen Wänden der Bürokratie oder ein einfach Mensch unter intellektuellen Snobs. Hier kann der Alleinreisende depressiv werden, mit sich doch kaum.