Hey zusammen. Ich bin M19.
Ich überlege schon eine Weile, einen Psychologen aufzusuchen, bin mir aber nicht ganz sicher, ob das wirklich notwendig ist. Der Grund, warum ich darüber nachdenke, sind Schwierigkeiten in meinen sozialen Kompetenzen. Im vergangenen Jahr habe ich viel nachgedacht und mich selbst reflektiert, weil ich immer depressiver wurde und etwas ändern wollte.
Ich habe herausgefunden, dass ich ziemlich introvertiert bin (was man wahrscheinlich auch merkt, mir war es jedoch lange nicht wirklich bewusst). Meine Eltern haben das bemerkt und versucht, mich zu motivieren, aktiver zu werden. Sie haben mich in Situationen mit neuen Menschen gebracht, in der Hoffnung, dass ich irgendwann aus mir herauskomme. Dadurch habe ich den Eindruck gewonnen, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich habe auch angefangen, in Gesprächen viele „nichtssagende“ Sätze einzubauen und gezwungen zu lachen.
Mittlerweile habe ich das erkannt und versuche, mich so zu akzeptieren, wie ich bin, um den Druck zu verringern.
Es fühlt sich ein bisschen wie ein „Reset“ meiner sozialen Kompetenzen an. Ich erkenne mittlerweile klar, was ich will, und kann auch gut nachdenken und meinen Kopf gebrauchen. Eine Zeit lang ging das wirklich gar nicht.
Momentan fehlt mir jedoch der „Kompass“, wie ich in bestimmten Situationen umgehen soll. Ich habe gemerkt, dass ich diese nichtssagenden Sätze weglassen sollte. Auch in Gesprächen kann ich es mittlerweile relativ gut aushalten, einfach mal nichts zu sagen. Aber es bringt auch mit sich, dass ich mich dann zu Hause, wenn ich den Fernseher anmache und mich entspannen will, ziemlich einsam fühle, weil ich das Gefühl habe, nichts getan zu haben. Manchmal gerate ich dann in eine negative Gedankenspirale, aus der ich mich wieder befreien muss.
Während eines Gesprächs muss ich mir oft bewusst machen, ob ein Gedanke ernst gemeint und ich ihn aussprechen kann oder ob er halt nur so ein gezwungener Satz ist. Dadurch verliere ich manchmal den Fokus und bleibe nicht beim Thema. Dann fällt es mir schwer, zu antworten, und ich fühle mich am Ende wieder einsamer.
Besonders schwierig wird es bei meinen Freunden. Ich möchte ihnen ja nichts vormachen, aber andererseits möchte ich sie auch nicht verlieren.
Was denkt ihr? Sollte ich das mit einem Therapeuten besprechen? Die Therapieplätze sind ja momentan recht gefragt, und wenn ich erst in einem halben Jahr einen Platz bekomme, könnte es sein, dass ich das Problem bis dahin selbst gelöst habe. Mich würde auch interessieren, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat und vielleicht Tipps für mich hat.